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Intestinale Fruktoseintoleranz – Wie kommt es zur Fruktosemalabsorption?
Eine Unverträglichkeit von Fruchtzucker (Fruktose), nennt man Fructoseintoleranz. Die meisten Menschen sprechen dabei über die sogenannte intestinale Fruktoseintoleranz (Fruktosemalabsorption), die weltweit sehr verbreitet ist und nicht mit der seltenen hereditären (erblichen) Fruktoseintoleranz verwechselt werden sollte. Bei der Fruktosemalabsorption wird der Fruchtzucker nicht ausreichend vom Darm in den Körper aufgenommen, sondern von Darmbakterien verstoffwechselt. Typische Symptome bei einer Fruktosemalabsorption sind Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfälle, die aber nicht bei allen Betroffenen auftreten.
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Gelindert werden können die Symptome durch eine Ernährungsumstellung mit einer zumindest anfänglichen Reduzierung von fruktosehaltigen Nahrungsmitteln. Fruktose ist nicht nur in vielen Obstsorten enthalten, sondern auch in Säften, Gemüse, Produkten wie Honig und zunehmend auch als Süßungsmittel in Getränken und Fertigprodukten.
In diesem Artikel gehen wir auf die Entstehung und Behandlung der intestinalen Fruktoseintoleranz näher ein. Hierbei nimmt die Ernährung einen wichtigen Stellenwert ein, da viele Betroffen sich fragen: “Was darf ich noch essen?”
Wie entsteht eine intestinale Fruktoseintoleranz?
Wenn man fruktosehaltige Nahrungsmittel zu sich nimmt, wird die Fruktose normalerweise im Dünndarm dem Speisebrei entzogen und über spezielle Transporter, sogenannte GLUT5-Transporter, durch die Darmschleimhaut in den Blutkreislauf überführt. Bei Betroffenen ist die Kapazität dieses Transporters vermindert, sodass nur wenig oder keine Fruktose (unter 25 Gramm) aufgenommen werden kann. Dies kann bereits von Geburt an bestehen oder später auftreten. Ebenfalls kann die Störung dauerhaft vorliegen oder nur für eine bestimmte Zeit auftreten.
Untersuchungen haben gezeigt, dass jeder Mensch unterschiedlich viel Fruktose aufnehmen kann. Die Belastungsgrenze bei gesunden Menschen liegt vermutlich bei etwa 35–50 Gramm pro Tag. Darüber hinausgehende Mengen werden nicht aufgenommen, also malabsorbiert. Dieser Anteil der Fruktose wird von Bakterien größtenteils im Dickdarm aufgenommen und zu Gasen (Wasserstoff und Kohlendioxid), sowie zu kurzkettigen Fettsäuren verstoffwechselt. Diesen Prozess nennt man auch Fermentation. Kohlendioxid ist insbesondere für die Blähungen verantwortlich, während die kurzkettigen Fettsäuren zu Durchfall führen (osmotische Diarrhö).
Zeigen allen Betroffene mit Fruktoseintoleranz Symptome?
Nein, nicht alle Menschen mit einer Fruktosemalabsorbtion zeigen charakteristische Symptome, sodass Ärzte nur im Falle von auftretenden Symptomen von einer echten intestinalen Fruktoseintoleranz sprechen. Man weiß, dass auch gesunde Menschen eine gewisse Menge Fruktose malabsorbieren, da die Menge der aufgenommenen Fruktose häufig über der Belastungsgrenze liegt. Die Fermentierung von Stoffen im Dickdarm ist gewissermaßen auch ein natürlicher Prozess und wird in geringen Mengen sogar benötigt. Das Auftreten von Symptomen ist auch von der Lokalisation und der Menge der im Darm befindlichen Bakterien abhängig. Kommt es beispielsweise bereits im Dünndarm zu Fermentationsprozessen, wird dies deutlich schlechter vertragen.
Welche Symptome hat man bei einer Fruktosemalabsorption?
Betroffene zeigen sehr häufig Symptome, die denen eines Reizdarmsyndroms ähnlich sind.
Bei der Fruktosemalabsorption kann man zwischen Symptomen unterscheiden, die unmittelbar nach dem Verzehr auftreten und Begleitsymptomen, die Folge einer längeren Fruktosemalabsorption sein können.
Typischerweise kommt es etwa 30–90 Minuten nach dem Konsum von fruktosehaltigen Speisen oder Getränken zu folgenden Symptomen:
- Völlegefühl
- Blähungen, Meteorismus/Flatulenz
- Breiiger Stuhl
- Schmerzen, Übelkeit, Magen-Darm-Krämpfe
- Durchfall
Sowohl die Darmgase als auch der Stuhl sind aufgrund der Fermentationsprozesse oft übelriechend.
Welche Begleiterscheinungen können bei einer intestinalen Fruktoseintoleranz auftreten?
Ähnlich wie beim Reizdarmsyndrom sieht man auch bei der Fruktoseintoleranz häufig psychische Veränderungen. Bei Patienten mit Fruktosemalabsorption besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken. Betroffene mit Fruktosemalabsorption zeigen besonders ab einem Alter über 35 Jahren niedrigere Folsäure-Konzentrationen als üblich. Es wird angenommen, dass durch die Fruktosemalabsorption eine Veränderung der Darmflora stattfindet, die wichtig für die Aufnahme von Folsäure im Organismus ist. Gleiche Effekte konnten für Zink gefunden werden.
Auch eine Dünndarmfehlbesiedlung kann als Folge einer länger bestehenden Fruktoseintoleranz auftreten. Dabei führt die Fruktosemalabsorption nicht nur zu vermehrter bakterieller Aktivität im Dickdarm, sondern begünstigt auch einen Übertritt von Bakterien in den Dünndarm.
Wie wird eine Fruktoseintoleranz diagnostiziert?
Suchen Betroffene auf Grund ihrer Symptome einen Arzt auf, können häufig schon durch die Krankeitsgeschichte (Anamnese) Hinweise auf eine Fruktoseintoleranz vorliegen. So haben viele Betroffene bereits einen Auslassversuch (Elimination) gemacht und berichten den Ärzten, dass die Symptome sich beim Weglassen fruktosehaltiger Speisen bessern.
Um die Abgrenzung zu anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen zu erleichtern, empfiehlt sich aber ein einfach durchzuführender diagnostischer Test: der Wasserstoff-Methan-Atemtest (H2 Atemtest). Dabei wird Wasserstoff in der Ausatemluft gemessen, der von Bakterien im Darm produziert und anschließend in den Blutkreislauf aufgenommen wird. Je mehr Gas von den Bakterien produziert wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Fruktosemalabsorption.
Wie läuft der Wasserstoff-Methan-Atemtest bei der Fruktoseintoleranz ab?
Vor dem Test muss man mehrere Stunden nüchtern sein, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen. Dann werden 25 Gramm Fruktose in 250 Milliliter Wasser gelöst und von der Testperson getrunken. In Messabständen von 20 Minuten über insgesamt 180 Minuten wird der Wasserstoffgehalt der Atemluft gemessen. Klinische Symptome und ein Anstieg um 20 ppm gegenüber dem Ausgangswert deuten auf eine Fruktosemalabsorption hin.
Achtung: Neben anderen Störfaktoren, können eine Dünndarmfehlbesiedlung oder eine Antibiotikatherapie zu falschen Ergebnissen des Wasserstoff-Atemtests führen. Deshalb wird der Atemtest häufig einmal mit Fruktose und Glukose durchgeführt, was die Diagnostik der Dünndarmfehlbesiedlung ermöglicht. Der Laktulose-Atemtest dient ebenfalls der Diagnostik und kann zeigen, ob der Darm überhaupt in der Lage ist, Wasserstoff zu produzieren. So können falsch-negative Befunde anderer Tests vermieden werden.
Da bei einem Reizdarmsyndrom ähnliche Symptome vorliegen, gehört der Wasserstoff Atemtest auch zur Reizdarm Diagnostik.
Welche anderen Erkrankungen können sich hinter den Symptomen einer Fruktosemalabsorption verbergen?
Die häufigsten Erkrankungen, die mit den gleichen Symptomen in Verbindung stehen, sind die Laktoseintoleranz oder auch die Sorbitintoleranz. Eine Unterscheidung kann nur durch Auslassversuche oder dem Atemtest vorgenommen werden.
Ähnlich wie eine Fruktosemalabsorption äußern sich Reizdarm-Symptome, weshalb gerade bei negativen Atemtests eine erweiterte Reizdarm-Diagnostik erfolgen sollte.
In selteneren Fällen sind Nahrungsmittelallergien Ursache der Symptome. In der Regel kommt es bei einer echten Nahrungsmittelallergie aber schon unmittelbar nach der Aufnahme des allergenhaltigen Nahrungsmittels im Mund zu einer Sofortreaktion. Diese beinhaltet ein pelziges Gefühl im Mund, Zungenbrennen oder Schwellen der Lippen, was man auch „orales Allergiesyndrom“ nennt.
Ebenfalls könnte eine Histaminunverträglichkeit Ursache der Symptome sein. Ähnlich wie bei der Fruktosemalabsorption kommt es zusätzlich zu Symptomen wie Erröten im Gesicht (Flush) oder dem sogenannten Histaminkopfschmerz.
In welchen Lebensmitteln befindet sich Fruktose?
Fruktose befindet sich nicht nur in vielen Obstsorten, sondern auch in Säften, Gemüsesorten und vermehrt auch als Süßungsmittel in verarbeiteten Nahrungsmitteln.
Die Tabelle zeigt eine Auswahl an fruktosehaltigen Stoffen
Lebensmittel | Beispiele |
---|---|
Dörrobst | Rosinen, Feigen, Datteln, gedörrte Aprikosen, Zwetschken etc. |
Getränke | Apfel-, Birnen-, Marillensaft u.a., aber auch Bier |
Viele Obstsorten | Apfel, Birne, Pflaume, Melone |
Süßstoffe | Honig |
Gemüse | Kohlgemüse, Zwiebeln, Lauchgemüse, Sauerkraut, Bohnen |
Hinweis: Rohkost und ballaststoffreiche Nahrungsmittel verursachen bei manchmal Betroffenen mit länger bestehender Fruktoseintoleranz ebenfalls Beschwerden.
Neben Fruktose sollten auch Zuckeraustauschstoffe und Zuckeralkohole wie Sorbit, Invertzucker, Isomalt und Lycasit vermieden werden.
Ebenfalls enthalten alle Obstsorten Fruktose, allerdings oft in Verbindung mit Traubenzucker, wie beispielsweise in Bananen. Traubenzucker wird im Darm durch einen Transporter aufgenommen, der gleichzeitig zum Traubenzuckermolekül auch ein Fruktosemolekül aufnimmt. Deshalb verursachen Nahrungsmittel mit Traubenzucker (Glukose), bei denen der Fruchtzucker Anteil kleiner ist, bei Betroffenen keine Symptome, sofern sie moderat konsumiert werden.
Ersatz für Fruktose bei fruktosefreier Diät:
- Glukose
- Laktose
- Maltodextrine
- Süßstoffe (Mannit, Aspartam, Cyclamat, Saccharin)
Ungesüßte Grundnahrungsmittel sind beispielsweise:
- Milchprodukte
- Fleisch
- Fisch
- Eier
- Pflanzenöle
- Margarine
Da man festgestellt hat, dass auch Betroffene mit Reizdarm von einer fruktosearmen Diät profitieren, sollen fruktosehaltige Lebensmittel auch bei der Low-FODMAP Ernährung nicht verzehrt werden. Diese Ernährungsform hat sich als besonders effektiv in der langfristigen Behandlung von Patienten mit Nahrungsmittelintoleranzen und Reizdarm herausgestellt.
Wie wird eine Fruktosemalabsorption behandelt?
Im Gegensatz zur seltenen erblichen (hereditären) Fruktoseintoleranz ist bei einer Fruktosemalabsorption eine lebenslange Vermeidung von Fruktose nicht sinnvoll. Im Gegenteil, durch den dauerhaften Verzicht auf Fruktose arbeitet der GLUT5-Transporter im Darm noch schlechter, beziehungsweise die Anzahl der Transporter reduziert sich. Der Köper verlernt quasi, Fruktose zu verwerten.
Deshalb ist eine Umstellung auf eine fruktose-modifizierte Kost sinnvoll. Durch eine andere Zusammensetzung der Nahrungsmittel, bei gleichzeitiger Anhebung der Fett- und Proteinmenge kann eine bessere Aufnahme der Fruktose im Dünndarm erreicht werden.
Zur Ernährungsumstellung wird ein dreiphasiges Konzept empfohlen, die zum Ziel hat, die Fruktoseverträglichkeit wieder ansteigen zu lassen. Eine individuelle Ernährungsumstellung, besonders in den ersten beiden Phasen, sollte durch eine geschulte Ernährungsfachkraft erfolgen. In den nächsten Jahren könnten technische Hilfsmittel wie Smartphones durch intelligente Algorithmen Patienten bei der Ernährungsumstellung begleiten.
Ernährungsplan für die Ernährungstherapie bei Fruktoseintoleranz:
Phase | Ziel | Empfehlung | Dauer |
---|---|---|---|
1. Phase: Karenz | weitestgehende Beschwerdereduktion |
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maximal 2 Wochen |
2. Phase: Testphase | Erweiterung der Nahrungsmittelauswahl unter Berücksichtigung der Speisen- kombinationen und ggf. einer Fett- und Proteinanreicherung, um die physiologische Verträglichkeit von Fruktose zu erhöhen |
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bis zu 6 Wochen |
3. Phase: Dauerernährung | Nährstoffbedarfsdeckung |
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Neuerdings gibt es auf dem Markt auch Tabletten, die vor einer fructosehaltigen Mahlzeit eingenommen werden können. Die Studienlage ist jedoch noch sehr begrenzt, weshalb sich der klassische Weg einer Ernährungsumstellung empfiehlt.
Wie unterscheidet sich eine erbliche Fruktoseintoleranz von der intestinalen Fruktoseintoleranz?
Die folgende Tabelle erklärt den Unterschied zwischen der seltenen erblich bedingten Form der Fruktoseintoleranz zu der in diesem Artikel erläuterten Fruktosemalabsorption. Als dritte Spalte ist noch der Fruktoseüberhang dargestellt, also eine Zufuhr von Fruktose über die übliche Belastungsgrenze hinaus.
| Hereditäre Fruktoseintoleranz (HFI) | Fruktosemalabsorption (FM) | Fruktoseüberhang |
---|---|---|---|
Häufigkeit (Prävalenz) | Deutschland: 1 : 20.000 | Europa/Nordamerika: 1 von 3 Erwachsenen, 2 von 3 Kleinkindern | jede Person betroffen mit individueller Toleranzgrenze |
Ursache (Pathophysiologie) | angeborene Stoffwechselstörung mit Funktionsstörung des Enyms Fruktose-1-Phosphat-Aldolase (Aldolase B), so dass es zur schädlichen Ansammlung von Fruktose-1-Phosphat in Leber, Niere und Dünndarm kommt | eingeschränkte Transportkapazität (< 25 g) der Fruktose durch die Dünndarmschleimhaut führt zu Anflutung von Fruktose im Dickdarm, die dort bakteriell zersetzt wird | die natürliche Resorptionskapazität von Fruktose (35 g) wird durch das augenblickliche Nahrungsangebot und die Zusammenstellung der Nahrung überschritten |
Symptome | Übelkeit, Erbrechen, schwere Unterzuckerung, Transaminasenerhöhung, Quick-Erniedrigung, unklare Leber- und/oder Nierenfunktions- störungen | Meteorismus, Flatulenz, Völlegefühl, breiige Stühle, Durchfall, Verstopfung | unregelmäßige, wiederkehrende weiche breiige Stühle, Durchfall, Flatulenz, Verstopfung |
Diagnostik | 2–5 Milliliter EDTA-Blut zur Aldolase-B-Gen- Mutationsanalyse (DNA-Test bezüglich der Mutationen A149P, A174D, Y203X, N334K) | H2-Atemtestung mit 25 g Fruktose in 250 ml Wasser (Messabstände alle 20 min über 180 min): klinische Symptome und durchschnittlicher Anstieg um 20 ppm gegenüber dem Ausgangswert | Kontrolle der Ernährungs und Symptomprotokolle |
Therapie | lebenslang bestehende Störung, die strenger fruktosefreier Kost bedarf | temporär befristete moderate Fruktose- Reduktion der Nahrung mit anschließender Austestung des individuellen Schwellenwerts (Toleranzgrenze) | Den isolierten Verzehr von Nahrungsmitteln mit hohem Fruktose und Zuckeralkoholanteil meiden. |