Die häufigsten Darmerkrankungen im Überblick
Im Laufe des Lebens kann der Verdauungstrakt erkranken. Das Spektrum der Darmerkrankungen ist breit: Es reicht von** harmlosen Infekten** bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen.
Kommt es bereits im Kindesalter zu Problemen, dann sind oft Lebensmittelallergien die Ursache. Im jungen Erwachsenenalter wiederum treten am ehesten entzündliche Darmerkrankungen und das Reizdarmsyndrom neu auf. Besonders anfällig für schwere Erkrankungen ist der Darm im höheren Lebensalter, da die Wahrscheinlichkeit eines Darmtumors oder lokaler Entzündungen wie zum Beispiel einer Divertikulitis ansteigt.
Durch solche Erkrankungen kann die Lebensqualität der Betroffenen sehr beeinträchtigt sein, weshalb eine schnelle Diagnostik und Behandlung wichtig ist.
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Wie erkennt man eine Darmerkrankung?
Die Hauptsymptome bei Darmerkrankungen ähneln sich häufig. Welche Symptome konkret vorliegen und wie sie verlaufen gibt erste Hinweise auf die ursächliche Erkrankung. Folgende Beschwerden können **einzeln oder in Kombination **auftreten:
- Blähungen (Flatulenzen)
- Erbrechen
- akute Bauchschmerzen
- chronische Bauchschmerzen
- Verstopfung (Obstipation)
- Durchfall (Diarrhö)
- chronischer Durchfall (chronische Diarrhö)
- Durchfall und Verstopfung im Wechsel
- geblähter Bauch (Meteorismus)
Viele dieser Beschwerden können auch bei Gesunden auftreten und haben nicht immer einen Krankheitswert. In einer großen amerikanischen Studie gaben 61 Prozent der Befragten an, dass sie in der letzten Woche mindestens ein solches Magen-Darm-Symptom hatten. Wenn nur zwischendurch und nur für kurze Zeit eines der oben genannten Symptome auftritt, muss dies noch kein Hinweis auf eine Erkrankung des Magen-Darm-Trakts sein. Anhaltende oder schwere Beschwerden legen allerdings den Verdacht einer **Darmerkrankung **nahe. Diesem Verdacht sollte dann durch eine ärztliche Vorstellung nachgegangen werden.
Manche Erkrankungen des Darms äußern sich jedoch nicht sofort mit Beschwerden. So treten bei der Entstehung eines Dickdarmtumors anfangs oft keine Symptome auf. Deswegen sind Darmspiegelungen als Vorsorgeuntersuchung bei Männern ab 50 und bei Frauen ab 55 Lebensjahren empfohlen.
Wann ist Gefahr im Verzug?
Neben den oben genannten, verhältnismäßig harmlosen Symptomen können auch gefährlichere Symptome auftreten. Wenn Blutbeimengungen im Stuhl auffallen oder der Bauch schmerzt und dabei bretthart wird, muss man sich so schnell wie möglich beim Arzt vorstellen.
Blutbeimengungen im Stuhl können zwar auch aufgrund von Hämorrhoiden auftreten, können aber auch durch eine Blutung im Darm ausgelöst sein. Eine solche Blutung kann unter Umständen lebensbedrohlich verlaufen.
Ein** schmerzender, brettharter, gespannter Bauch** ist Ausdruck einer schweren Erkrankung des Bauchs (akutes Abdomen). Hierbei handelt es sich um einen medizinischen Notfall: Bei diesem Symptom sollte man daher sofort in die Notaufnahme gehen.
Auch wenn Magen-Darm-Beschwerden zusammen mit hohem Fieber auftreten oder Durchfälle oder Erbrechen zu einem so großen Flüssigkeitsverlust führen, dass man Kreislaufprobleme bekommt, sollte man umgehend zum Arzt.
Außerdem ist jede längerfristige Änderung des Stuhlgangs ab dem 50. Lebensjahr verdächtig. Auffälligkeiten sollte man daher ärztlich abklären lassen, um einen Tumor auszuschließen.
Welcher Arzt behandelt Magen-Darm-Erkrankungen?
Wenn keine der oben genannten Warnsignale wie Blut im Stuhl, brettharter Bauch, hohes Fieber oder Kreislaufprobleme auftreten, kann man sich zunächst beim Hausarzt vorstellen.
Sind weitergehende Untersuchungen des Darms notwendig, überweist der Hausarzt an einen Gastroenterologen, den Spezialisten für Darmerkrankungen. Dieser Arzt verfügt über genaueste Kenntnisse aller Bauchorgane. Mittels spezifischer Untersuchungen wie zum Beispiel einer Darmspiegelung (Koloskopie) mit Probenentnahme kann er die Ursache der Beschwerden herausfinden.
Welche Darmerkrankungen gibt es?
Es gibt viele Erkrankungen, die den Verdauungstrakt angreifen. Dünndarm und Dickdarm können einzeln oder gemeinsam betroffen sein. Je nach Störung liegen auch noch andere Funktionseinschränkungen vor. Es folgt ein Überblick über wichtige Erkrankungen und Syndrome (Kombinationen von Symptomen).
1. Durch Nahrungsmittel hervorgerufene Erkrankungen
Nahrungsmittelintoleranzen
Bei Nahrungsmittelintoleranzen treten gastrointestinale Beschwerden in zeitlichem Zusammenhang mit dem Verzehr bestimmter Lebensmittel auf. Häufig liegen Intoleranzen (Unverträglichkeiten) gegen Lactose, Fructose, Histamin, Lectin, Sorbit, Weizen oder Salicylate vor. In Deutschland leiden 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung an einer Lactoseintoleranz. Weltweit sind es sogar bis zu 70 Prozent.
Nahrungsmittelallergien
Bei Nahrungsmittelallergien treten gastrointestinale Symptome (den Darm betreffende Symptome) wie Durchfall und Bauchschmerzen auf. Es können aber auch den ganzen Körper betreffende allergische Beschwerden wie Hautausschlag, Juckreiz oder Atemnot im Zusammenhang mit bestimmten Lebensmittel vorkommen. Sobald eine Schwellung im Bereich des Mundes auffällt, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Der Grund ist, dass eine solche Schwellung sich auch auf die Atemwege ausdehnen kann, was zum Ersticken führen kann.
Vier Prozent der deutschen Bevölkerung leiden an einer Lebensmittelallergie. Häufig sind Kinder betroffen. Bei Kindern mit Neurodermitis liegt sogar in 30 Prozent der Fälle auch eine Lebensmittelallergie vor.
Zöliakie
Die Zöliakie (auch glutensensitive Enteropathie oder Sprue genannt) ist eine Autoimmunreaktion gegen das Klebereiweiß Gluten, das in vielen Getreidesorten enthalten ist. Diese Reaktion schädigt die Dünndarmschleimhaut. Langfristig kommt es zu einer gestörten Nährstoffaufnahme (Malassimilation). Ungefähr 0,1 bis 1 Prozent der Deutschen sind von der Erkrankung betroffen. Doch nur bei 25 Prozent der Betroffenen treten die typischen gastrointestinalen Beschwerden auf.
Reizdarmsyndrom (RDS)
Das Reizdarmsyndrom ist eine funktionelle Darmerkrankung, die sich durch Bauchschmerzen oder Blähungen und meist auch durch veränderten Stuhlgang äußert. Bei der Entstehung des RDS spielen das Immunsystem, die Darmbakterien, aber auch das Darmnervensystem und Stress eine Rolle. Es handelt sich um eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass alle anderen Erkrankungen, die die Symptome erklären könnten, ausgeschlossen sein müssen, bevor die Diagnose gestellt werden kann. Die Angaben zur Verbreitung des Reizdarmsyndroms variieren recht stark. Manche Studien gehen von bis zu 17 Prozent aus.
2. Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Morbus Crohn
Beim Morbus Crohn (auch Enterocolitis regionalis oder Ileitis terminalis genannt) handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung. Die Entzündung kann den gesamten Magen-Darm-Trakt betreffen und es können auch Symptome außerhalb des Magen-Darm-Trakts (extraintestinale) Symptome auftreten. Zum Beispiel kann es auch zu Veränderungen an der Haut, den Gelenken und den Augen kommen. Circa 0,1 bis 0,2 Prozent der Menschen sind in Deutschland von Morbus Crohn betroffen.
Colitis ulcerosa
Bei der Colitis ulcerosa (auch ulzerative Kolitis genannt) tritt eine andauernde (chronische) und diffuse Entzündung des Darms auf. Dabei ist ausschließlich der Dickdarm betroffen. In Deutschland leiden 0,15 bis 0,3 Prozent der Bevölkerung an Colitis ulcerosa.
3. Entzündungen des Dünndarms und/oder Dickdarms
Appendizitis
Eine Entzündung des Wurmfortsatzes (Appendizitis, umgangssprachlich auch Blinddarmentzündung genannt) geht mit starken Bauchschmerzen und Fieber einher. Die Schmerzen sind meistens auf der rechten Seite unten im Bauch, können aber auch an anderer Stelle auftreten. Sieben bis acht Prozent der Menschen in Deutschland erkranken in ihrem Leben an einer Appendizitis. Es handelt sich um ein akutes Krankheitsbild, bei dem fast immer eine Operation zur Entfernung des entzündeten Darmabschnittes notwendig ist.
Divertikel-Krankheit
Durch muskelschwache Lücken in der Wand des Dickdarms können sich mit zunehmendem Alter vermehrt Ausstülpungen der Darmschleimhaut durch die Muskelschicht (Divertikel) bilden. Sind mehrere Divertikel vorhanden, nennt man dies Divertikulose. In Industrieländern hat die Hälfte der 70-Jährigen eine Divertikulose. Erst wenn Beschwerden auftreten, spricht man von einer Divertikel-Krankheit. Von den Patienten mit Divertikeln erkrankt jeder Vierte im Laufe des Lebens an einer Entzündung der Divertikel (Divertikulitis). Bei einer Divertikulitis kommt es vor allem zu Schmerzen im linken Unterbauch, es können aber auch noch andere Symptome hinzukommen. In Deutschland leiden etwa 450.000 Menschen an einer Divertikulitis.
Pseudomembranöse Kolitis
Eine pseudomembranöse Kolitis kann als Folge einer Therapie mit Antibiotika auftreten. Die Entzündung kommt dann zustande, wenn die Einnahme der Antibiotika die Darmflora schädigt und sich die gesunde Besiedlung mit Bakterien verändert. Dadurch kann sich das Bakterium Clostridium difficile stark vermehren und führt zu einer Entzündung, die pseudomembranöse Kolitis genannt wird. Der Begriff „pseudomembranös” beschreibt das Bild, was sich sich bei einer solchen Entzündung bei einer Darmspiegelung bietet: Der Darm sieht aus, als wenn er von innen mit dünnen Häutchen (Membranen) belegt sei.
Strahlen-Kolitis/Strahlen-Enterokolitis:
Durch eine Bestrahlungstherapie des Bauches oder des Beckens kann es zu einer Entzündung der Dünndarmschleimhaut und/oder der Dickdarmschleimhaut kommen. Akut nach der Bestrahlung entwickeln 50 bis 75 Prozent der Patienten eine Strahlen-Enteritis. Fünf bis 20 Prozent der Patienten, die sich einer Strahlenbehandlung unterziehen müssen, sind chronisch von einer solchen Entzündung betroffen.
Morbus Whipple
Beim sogenannten Morbus Whipple ruft das Bakterium Tropheryma whipplei eine Infektionskrankheit hervor. Neben dem Dünndarm sind auch andere Organe betroffen. Es handelt sich um eine eher seltene Erkrankung.
4. Darmtumoren und Vorstufen
Polypen und Polyposis Coli
Polypen sind stielförmige Vorwölbungen der Darmschleimhaut. Dickdarmpolypen haben ein hohes Risiko zu entarten:** 90 Prozent der Dickdarmtumoren entwickeln sich aus Darmpolypen. Da das Risiko für Darmpolypen mit dem Alter ansteigt, wird ab dem 50. Lebensjahr bei Männern und dem 55. Lebensjahr bei Frauen das **Darmkrebs-Screening durchgeführt. Es gibt außerdem vererbbare Erkrankungen wie die familiäre adenomatöse Polyposis** **(Häufigkeit: einer aus 8.000). Hier ist das Darmkrebsrisiko erhöht und Vorsorgeuntersuchungen sollten früher und häufiger erfolgen.
Kolorektales Karzinom (Dickdarmkrebs)
Hierbei handelt es sich um einen bösartigen Tumor, der von der Dickdarmschleimhaut ausgeht. Das kolorektale Karzinom ist einer der häufigsten bösartigen Tumoren der westlichen Welt. Rund sechs Prozent der Deutschen erkranken in ihrem Leben an Darmkrebs. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 70 Jahren.
5. Gefäßbedingte (vaskuläre) und durch Minderdurchblutung (Ischämie) bedingte Darmerkrankungen
Akuter Mesenterialinfarkt
Durch einen plötzlichen Verschluss einer darmversorgenden Arterie (Mesenterialarterie) kommt es zu einer Nährstoff- und Sauerstoffunterversorgung des Darmgewebes. Dies ist eine seltene, aber **lebensbedrohliche **Erkrankung. Hauptsächlich sind ältere Menschen betroffen.
Ischämische (Entero-)Kolitis:
Wenn der Darm über längere Zeit nicht ausreichend mit Blut versorgt wird, erhält der Darm zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe und kann sich in der Folge entzünden. Engstellen der Darm-Blutgefäße führen über längere Zeit zu einer solchen Minderversorgung mit Blut. Die ischämische Enterokolitis ist also eine sich chronisch entwickelnde Erkrankung. Betroffene sind in der Regel über 70 Jahre alt. Wenn hingegen ein Gefäß akut verschlossen wird, kommt es zum oben beschriebenen akuten Mesenterialinfarkt.
Mesenterialvenen-Thrombose
Von einer Mesenterialvenen-Thrombose spricht man bei einem Verschluss einer Bauchvene (Mesenterialvene) durch ein Gerinnsel (Thrombus). Diese Erkrankung ist sehr selten.
Gefäßveränderungen (Angiodysplasien) des Dünndarms
Wenn im Darm Gefäßanomalien vorliegen, können diese reißen und zu Blutungen im Darm führen. Angeborene Gefäßanomalien sind selten. Im Laufe des Lebens treten allerdings bei vielen Menschen nach und nach solche Fehlbildungen auf.
Ileus (Darmverschluss)
Ein Darmverschluss (Ileus) entsteht, wenn die Darmpassage behindert ist. Dies kann durch Hindernisse im Darm wie zum Beispiel durch Tumoren oder Verwachsungen auftreten (mechanischer Ileus). Auch eine Lähmung des Darms kann zu einem Darmverschluss führen (paralytischer Ileus). Eine solche Lähmung kann zum Beispiel durch eine Minderversorgung mit Blut auftreten. Ein Darmverschluss ist ein lebensbedrohlicher Notfall. In schweren Fällen kommt es zum Darmdurchbruch (Perforation).
6. Syndrome
Malassimilations-Syndrom
Hier ist die Verwertung von Nährstoffen reduziert. Dazu kommt es entweder durch mangelnde Aufspaltung von Nahrungsbestandteilen (Maldigestion) oder durch eine Störung bereits aufgespaltener Nahrungsbestandteile (Malabsorption). Ursache können Intoleranzen oder Entzündungen sein.
Enterales Eiweiß-Verlust-Syndrom
Beim enteralen Eiweiß-Verlust-Syndrom kommt es zu einem großen Verlust von Eiweißen aus dem Blut über den Darm. Das Syndrom kann im Rahmen verschiedener Erkrankungen vorkommen. Es tritt eine Schwellung des Gewebes (Ödem) auf.
Gallensäure-Verlust-Syndrom
Die Störung der Wiederaufnahme von Gallensäuren im Darm wird als Gallensäure-Verlust-Syndrom bezeichnet. Das Syndrom führt zu fettigen, übelriechenden Durchfällen.
Kurzdarm-Syndrom
Kommt es nach einer Entfernung eines Dünndarmabschnitts (Dünndarmresektion) zu einer Störung des Verdauungsstoffwechsels und der Nährstoffaufnahme, spricht man von einem Kurzdarm-Syndrom. Wenn mehr als 50 Prozent des mittleren Dünndarms (Jejunum) entfernt werden, besteht das Risiko eines Kurzdarm-Syndroms.
Welche Darmerkrankungen sind chronisch?
Während viele Darmerkrankungen gut zu behandeln und zu beheben sind, verlaufen andere über einen langen Zeitraum (chronisch).
Hierzu zählen:
- Morbus Crohn
- Colitis ulcerosa
- Divertikulose
- Lebensmittelallergien
- Zöliakie
- Kurzdarmsyndrom
- Reizdarmsyndrom
Chronische Darmerkrankungen begleiten die Betroffenen ein Leben lang. Durch Medikamente und Ernährungstherapie sind aber dennoch nicht immer Beschwerden vorhanden.
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