Lactoferrin-Test – Was bedeuten erhöhte Lactoferrin-Werte im Stuhl?
Bei Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit oder Durchfall kann ein Lactoferrin-Test einer Stuhlprobe wichtige Hinweise für die Diagnose liefern.
Lactoferrin ist ein Eiweiß, das bei einer Entzündung im Darm im Stuhl nachgewiesen werden kann. Hinter einer solchen Entzündung können sich verschiedene Krankheiten verbergen. Aus einer Erhöhung des Wertes allein lässt sich daher keine genaue Diagnose stellen.
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Was ist Lactoferrin?
Lactoferrin ist ein Eiweiß, das Eisen an sich binden kann und gegen schädliche Bakterien wirkt. Es ist in verschiedenen Körperflüssigkeiten enthalten, zum Beispiel in Tränen, Speichel und Muttermilch.
Bestimmte weiße Blutkörperchen des Immunsystems (neutrophile Granulozyten) enthalten besonders viel Lactoferrin. Bei einer Abwehrreaktion geben diese Immunzellen das Lactoferrin ab. Dann hilft es bei der Bekämpfung von schädlichen Bakterien, indem es das Eisen aufnimmt, das die Bakterien zum Überleben brauchen.
Wann testet mein Arzt Lactoferrin im Stuhl?
Eine Bestimmung des Lactoferrin-Wertes im Stuhl wird durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine aktuell ablaufende Entzündung im Darm besteht oder eine Entzündung ausgeschlossen werden soll.
Durch die Bestimmung von Lactoferrin im Stuhl kann eine entzündliche Darmerkrankung, wie Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn, von nicht-entzündlichen Darmbeschwerden, wie dem Reizdarmsyndrom, unterschieden werden. Bei beiden Erkrankungen haben die Patienten meist ähnliche Symptome wie Bauchschmerzen oder Durchfälle.
Beim Reizdarmsyndrom ist jedoch der Wert normalerweise nicht erhöht, während eine Lactoferrin-Erhöhung auf eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung hinweisen kann.
Die Beobachtung der Lactoferrin-Werte eignet sich außerdem besonders gut zur langfristigen Kontrolle einer bereits diagnostizierten chronischen Entzündung des Darms. Ein Anstieg von Lactoferrin spricht für einen aktuellen entzündlichen Schub der chronischen Erkrankung. Auf diese Weise kann beurteilt werden, wie gut eine Behandlung gegen die Entzündung wirkt.
Wird der Lactoferrin-Wert auch bei Säuglingen und Kindern getestet?
Bei Kindern wird die Diagnose chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen oft erst spät gestellt, da die Beschwerden unspezifisch sind und die Untersuchungen eine Belastung für das Kind darstellen.
Ein Test auf Lactoferrin im Stuhl eignet sich daher bei Kindern sehr gut. Er liefert frühzeitig Hinweise auf eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, ohne unnötig belastende Untersuchungen. Wie bei Erwachsenen kann durch eine Messung des Lactoferrins auch bei Kindern eine Langzeit-Kontrolle einer chronisch-entzündlichen Erkrankung erfolgen.
Da Lactoferrin in der Muttermilch enthalten ist, eignet sich der Lactoferrin-Test jedoch nicht für die Untersuchung von Kindern, die gestillt werden. Das Kind nimmt Lactoferrin über die Muttermilch auf, es gelangt in den Darm und wird über den Stuhl ausgeschieden. Der Lactoferrin-Wert ist dann erhöht, obwohl keine Entzündung vorliegt. Daher sollte bei einer Stuhluntersuchung im Kindesalter immer angegeben werden, ob das Kind gestillt wird.
Wie kann man den Lactoferrin-Wert untersuchen lassen?
Bestehen Beschwerden des Magen-Darm-Traktes wie Durchfall, Bauchschmerzen oder Übelkeit, kann zum Beispiel beim Hausarzt eine Stuhlprobe abgegeben werden. Dafür bekommt man einen Behälter mit nach Hause, in den man eine Probe des Stuhls füllt. Lactoferrin ist sehr stabil, daher muss die Probe nicht gekühlt aufbewahrt werden. Die Arztpraxis schickt die Probe an ein Labor.
Das Labor gibt zur Probe einen Stoff, der an das Lactoferrin bindet (Lactoferrin-Antikörper) und es farblich markiert. Die Stärke der Färbung gibt dann die Menge an Lactoferrin an. Je stärker die Farbe, desto mehr Lactoferrin war in der Probe vorhanden. Dieser Test nennt sich ELISA-Test.
Was ist ein normaler Lactoferrin-Wert?
Die Lactoferrin-Menge im Stuhl wird in Mikrogramm (µg) Lactoferrin pro Gramm (g) Stuhl angegeben.
Lactoferrin-Wert | Bedeutet was? |
---|---|
weniger als 7,5 µg/g Stuhl | Normalwert |
gleich oder mehr als 7,5 µg/g Stuhl | Verdacht auf eine Entzündung |
Einen zu niedrigen Lactoferrin-Wert im Stuhl gibt es nicht. Alle Werte unter 7,5 μg/g sprechen dafür, dass sich keine Entzündung im Darm abspielt.
Was bedeutet eine Erhöhung von Lactoferrin im Stuhl?
Eine Erhöhung des Lactoferrin-Wertes im Stuhl spricht für eine Entzündung im Darm. Bei einer Entzündung treten weiße Blutkörperchen in den Darm ein, um mögliche Erreger zu bekämpfen. Von diesen Abwehrzellen wird Lactoferrin in den Darm abgegeben und so erhöht sich der Lactoferrin-Wert im Stuhl.
Ein Anstieg von Lactoferrin lässt sich nicht auf eine spezielle Krankheit zurückführen. Sowohl bei aktuell ablaufenden Infekten als auch bei chronischen Darmentzündungen, ist der Lactoferrin-Wert erhöht. Daher nennt man Lactoferrin einen unspezifischen Marker für Entzündungen im Darm.
Welche Ursachen hat eine Erhöhung von Lactoferrin im Stuhl?
Da Lactoferrin ein unspezifischer Marker für Entzündungen ist, müssen alle Symptome erfragt und weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um eine Diagnose zu stellen.
Folgende Erkrankungen können eine Ursache für die Erhöhung von Lactoferrin im Stuhl sein:
Krankheit | Symptome | Einfluss auf den Lactoferrin-Wert |
---|---|---|
akute Magen-Darm-Infektion durch Erreger | vor allem bei plötzlich einsetzenden Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen | leicht erhöht |
Chronisch-entzündliche Darmerkrankung (Colitis Ulcerosa, Morbus Crohn, Mikroskopische Colitis) | vor allem bei langandauernden Beschwerden wie Durchfall, Völlegefühl, Bauchschmerzen | stark erhöht |
Darmkrebs und Krebsvorstufen | vor allem bei Durchfällen, Bauchschmerzen, blutigem Stuhl | leicht – mittelstark erhöht |
Lactoferrin erhöht – was ist nun zu tun?
Da ein Anstieg von Lactoferrin allein keine genaue Diagnose ermöglicht, sollten sich weitere Untersuchungen an den Test anschließen:
Stuhluntersuchung auf Erreger
Typische Erreger, die eine Magen-Darm-Infektion auslösen, sind Viren (zum Beispiel Noroviren oder Rotaviren) und Bakterien (zum Beispiel Salmonellen oder Shigellen). Die Erreger werden häufig über unzureichend gewaschene Hände, zum Beispiel bei der Zubereitung von Nahrungsmitteln, übertragen.
Blut-Untersuchung
Auch im Blut können Anzeichen einer Entzündung gefunden werden, die dabei helfen, die Erkrankung besser einzuschätzen. Hierbei handelt es sich ebenfalls um unspezifische Marker einer Entzündung, sodass keine genaue Diagnose daraus folgt.
Ultraschall-Untersuchung
Mit einer Ultraschall-Untersuchung des Bauches können Veränderungen an den Organen erkannt werden, ohne einen belastenden Eingriff vornehmen zu müssen. Einige Erkrankungen können zu typischen Veränderungen an einem Organ führen, die mit dem Ultraschall zu entdecken sind.
Röntgen-Untersuchung
Solche Veränderungen findet man in einigen Fällen auch in einer Röntgen-Aufnahme. Dafür schluckt man vor dem Röntgen einen Brei mit einem Stoff, der die Verdauungsorgane im Röntgenbild besser sichtbar macht (Bariumsulfat).
Darmspiegelung (Koloskopie)
Eine genaue, aber auch belastende Untersuchung ist die Darmspiegelung. Wenn keine Erreger zu finden sind, hilft sie bei der Suche nach der Ursache der Beschwerden. Dabei wird ein schlauchartiges Instrument (Endoskop) in den Darm eingeführt. Eine Kamera ermöglicht eine Untersuchung der Darmschleimhaut. So können Entzündungen, Blutungen, Tumorvorstufen und Tumore gefunden und untersucht werden. Dabei wird ein Stück Gewebe von auffälligen Stellen im Darm entnommen und analysiert. Aus den Ergebnissen kann dann eine genauere Diagnose erfolgen.
Auf diese Weise kann man zum Beispiel zwischen den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa unterscheiden.
Es ist nicht notwendig, jede der oben genannten Untersuchungen durchzuführen. Je nach Beschwerden und Ergebnissen der Untersuchungen eignen sich unterschiedliche Tests zur weiteren Abklärung der Symptome.
Was bedeutet ein normaler Lactoferrin-Wert?
Bestehen Magen-Darm-Beschwerden und der Lactoferrin-Test ist negativ, ist wahrscheinlich keine Entzündung für die Beschwerden verantwortlich.
Dann sollten nicht-entzündliche Darmerkrankungen in Betracht gezogen werden. Dazu gehören Unverträglichkeiten von Nahrungsmitteln wie Gluten oder Laktose und auch das Reizdarmsyndrom.
Wenn sich nur ein leichter Anstieg des Lactoferrins im Stuhl zeigt, lässt sich nicht sicher sagen, ob eine Entzündung vorliegt oder nicht. Dann können weitere Untersuchungen dabei helfen, der Ursache der Beschwerden auf den Grund zu gehen.
Lopez, R. N., Leach, S. T., Lemberg, D. A., Duvoisin, G., Gearry, R. B., & Day, A. S. (2017). Fecal biomarkers in inflammatory bowel disease. Journal of gastroenterology and hepatology, 32(3), 577-582. Online abgerufen am 26.02.2018 unter: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jgh.13611/abstract;jsessionid=70D9542F4D3639C7B7298B178FB9A054.f01t04
Wang, Y., Pei, F., Wang, X., Sun, Z., Hu, C., & Dou, H. (2015). Diagnostic accuracy of fecal lactoferrin for inflammatory bowel disease: a meta-analysis. International journal of clinical and experimental pathology, 8(10), 12319. Online abgerufen am 26.02.2018 unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4680364/