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Morbus Crohn – Das Wichtigste über die chronisch entzündlichen Darmerkrankung im Überblick

Dr. med. André Sommer

Dr. med. André Sommer

Morbus Crohn zählt ebenso wie die Colitis ulcerosa zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Die Erkrankung tritt meist im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter auf. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen. Charakteristisch für Morbus Crohn sind chronische, meist nicht-blutige Durchfälle und Gewichtsverlust. Insgesamt sind die Verläufe der Erkrankung variabel. Zudem lassen sich die Symptome durch verschiedene therapeutische Ansätze in vielen Fällen gut kontrollieren.


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Was passiert bei Morbus Crohn?

Bei Morbus Crohn kommt es zu einer Entzündungsreaktion im Bereich des Magen-Darm-Trakts. Die Entzündung wird durch eine Aktivierung von lymphatischen Zellen in der Darmwand ausgelöst. Wie es zu dieser Aktivierung kommt ist unklar. Die einzigen beiden bekannten Risikofaktoren sind Nikotin und eine familiäre Veranlagung.

Durch die Entzündung kommt es zur Schädigung von Gewebe des Magen-Darm-Trakts. Typisch ist dabei eine Entzündung des letzten Abschnitts des Dünndarms (terminale Ileitis). Grundsätzlich kann der Morbus Crohn aber jeden Bereich des Verdauungstrakts zwischen Mund und After befallen.

Durch welche Symptome äußert sich die Erkrankung?

Die Symptome, die im Zuge eines Morbus Crohn entstehen, lassen sich in intestinale (den Darm betreffende) und extraintestinale (nicht den Darm betreffende) Symptome unterteilen. Denn auch wenn Morbus Crohn zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zählt, beschränken sich die Symptome nicht nur auf den Magen-Darm-Trakt. Zusätzlich kann es zu extraintestinalen Manifestationen kommen, die allerdings nicht immer auftreten.

Was sind intestinale Symptome von Morbus Crohn?

Die Erkrankung verläuft meist schubweise. Zu den intestinalen Symptomen des Morbus Crohn zählen starke Durchfälle, die jedoch – im Gegensatz zur Colitis ulcerosa – meist ohne Blutbeimengungen sind. Zudem treten typischerweise rechtsseitige Unterbauchschmerzen auf, denn dort befindet sich der untere Dünndarmabschnitt, wo die Entzündung häufig zuerst auftritt. Diese Symptomatik kann dazu führen, dass Morbus Crohn zunächst mit einer Blinddarmentzündung verwechselt wird, die auch häufig zu Schmerzen in diesem Bereich führt. In Folge der starken, über längere Zeit bestehenden Durchfälle und einer gestörten Nahrungsaufnahme durch den entzündeten Darm kann es zu Untergewicht und zum Teil auch zu Mangelerscheinungen kommen.

Jeder Teil des Darms hat eine wichtige Funktion. Im Dünndarm werden in den einzelnen Abschnitten verschiedene Vitamine und Nährstoffe resorbiert. Wird durch die Entzündung des Darms die Resorption soweit beeinträchtigt, dass sich Mangelerscheinungen ausbilden, spricht man von einem Malabsorptions-Syndrom. Davon sind insbesondere die fettlöslichen Vitamine E, D, K und A betroffen. Auch das Cobalamin (Vitamin B12) wird über den Dünndarm, genauer gesagt über das terminale Ileum, aufgenommen. Das terminale Ileum ist der letzte Teil des Dünndarms und ist mit dem Dickdarm verbunden. Dieser Teil ist besonders häufig von Morbus Crohn betroffen. Somit ist auch ein Vitamin B12-Mangel eine häufige Konsequenz der Schädigung des Dünndarms bei Morbus Crohn. Infolgedessen kann sich eine Anämie (Blutarmut) entwickeln.

Des Weiteren treten im Zuge von Morbus Crohn Fisteln auf. Hierbei handelt es sich um Verbindungskanäle des Darmes zu einem anderen Darmabschnitt, einem anderen Organ oder nach außen. Sie kommen vor allem im Analbereich vor. Außerdem kann es auch zu anorektalen Abszessen kommen, also abgekapselten Entzündungen im Bereich des Enddarms. Nicht selten sind dies die Symptome, die Betroffene als Erstes bemerken.

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Was sind mögliche Symptome außerhalb des Magen-Darm-Trakts?

Circa 35 Prozent der Morbus Crohn-Patienten leiden neben den entzündlichen Veränderungen des Darms unter weiteren, so genannten extraintestinalen Krankheitssymptomen. Der Morbus Crohn kann mit Veränderungen einhergehen, die zum Beispiel Haut, Augen, Gelenke oder die Leber beziehungsweise die Gallengänge betreffen können.

Zu den möglichen Haut-Veränderungen bei Morbus Crohn zählen:

  • Erythema nodosum
  • Acrodermatitis enteropathica
  • Pyoderma gangraenosum
  • Pyostomatitis vegetans

Das Erythema nodosum äußert sich durch schmerzhafte rötliche Knoten, die meist an der Haut des Schienbeins auftreten. Die Acrodermatitis enteropathica ist eine Folge eines Zinkmangels. Dabei kommt es zu entzündlichen, ausschlagartigen Veränderungen im Bereich des Mundes, des Genitalbereichs und der Hände und Füße.

Das Pyoderma gangraenosum tritt bei etwa einem Prozent aller Morbus Crohn-Fälle auf und ist auch mit anderen Erkrankungen wie der Colitis ulcerosa oder der reaktiven Arthritis assoziiert. Es ist gekennzeichnet durch schmerzhafte, eitrig-ulceröse Hautveränderungen im Bereich der Streckseiten der Beine. Schmerzhafte eitrige Entzündungsherde im Bereich der Mundschleimhaut bezeichnet man als Pyostomatitis vegetans.

Bei Beteiligung der Augen kann es zur Entzündung der verschiedenen Häute des Auges kommen. Sowohl die oberste Schicht der Lederhaut, die Regenbogenhaut als auch die Aderhaut können entzündlich verändert sein. Man spricht von einer Episkleritis, Iritis oder Uveitis.

Kommt es durch die Erkrankung an Morbus Crohn zu entzündlichen Veränderungen der Gelenke, bezeichnet man dies als Arthritis enteropathica. Oft betroffen ist das Gelenk von Kreuz- und Darmbein (Sakroiliitis), ähnlich wie beim Morbus Bechterew. Beim Morbus Bechterew treten Veränderungen vor allem am unteren Rücken und an einzelnen großen Gelenke wie zum Beispiel Knie oder Hüfte auf.

Wie entsteht der Verdacht auf Morbus Crohn?

Eine ausführliche Anamnese steht zu Beginn der Diagnosestellung. Folgendes legt den Verdacht auf Morbus Crohn nahe:

  • typische Symptome mit Verlauf in Schüben
  • Bauchschmerzen (häufig im rechten Unterbauch)
  • nicht-blutige Durchfälle
  • Gewichtsverlust

Weitere Symptome wie leicht erhöhte Temperaturen und erhöhte Entzündungsparameter in der Blutuntersuchung können den Verdacht erhärten. Zum Ausschluss einer infektiösen Erkrankung kann eine Stuhlkultur durchgeführt werden. Außerdem können Biomarker wie Calprotectin im Stuhl gemessen werden.

Welche Untersuchungen werden durchgeführt, um die Diagnose Morbus Crohn zu stellen?

Es ist nicht leicht die Diagnose eines Morbus Crohn zu stellen, da es kein Standardverfahren zum Nachweis gibt. Wichtige Säulen stellen die bildgebenden Verfahren Ultraschall, Röntgen und MRT dar. Im Ultraschall des Bauchraumes lässt sich oftmals eine Verdickung der betroffenen Darmwand darstellen. Auch bereits gebildete Verengungen, Fisteln oder Abszesse können so sichtbar gemacht werden. Zusätzlich kann ein Röntgen oder ein MRT nach Sellink durchgeführt werden. Beim MRT nach Sellink lassen sich die Darmwände besonders gut darstellen lassen. So kann man das Befallsmuster des Darms besser beurteilen.

Wichtig ist zudem die Durchführung einer endoskopischen Untersuchung (Spiegelung) des Darms mit Probenentnahme aus den entzündlich veränderten Darmabschnitten mit anschließender histologischer Aufarbeitung. Die Entzündung der Darmwand betrifft bei Morbus Crohn alle Wandschichten (transmuraler Befall). Dies lässt sich durch die Probenentnahme und anschließende Gewebefärbung nachweisen.

Besteht der Verdacht auf Beteiligung der Speiseröhre oder des Magens, sollte zusätzlich zur Darmspiegelung auch eine Magenspiegelung durchgeführt werden. Durch diese endoskopischen Verfahren lässt sich häufig der für den Morbus Crohn typische Befall des Magen-Darm-Trakts nachweisen: Es treten krankhaft veränderte Bereiche und gesunde Darmabschnitte nacheinander auf (diskontinuierliches Befallsmuster).

Wie verläuft die Erkrankung und kann Morbus Crohn geheilt werden?

Bisher gibt es keine Therapie zur Heilung von Morbus Crohn. Die Erkrankung verläuft chronisch und oftmals in Schüben. Ohne eine adäquate Behandlung kommt es häufig zu Komplikationen und Rückfällen. Mit einer optimalen Therapie kann die Lebenserwartung aber normal sein. Verlauf und Schweregrad der Erkrankung sind individuell verschieden. Dies beeinflusst sowohl die Therapie als auch die Prognose der Erkrankung.

Welche therapeutischen Ansätze zur Behandlung des Morbus Crohn gibt es?

Die Therapie richtet sich nach dem Ausprägungsgrad der unterschiedlichen Symptome. Grundsätzlich jedoch sollte man kein Nikotin konsumieren (Nikotinkarenz). Vitamine und Spurenelemente wie Zink und Kalzium können einer Mangelernährung entgegenwirken. Bei Unterernährung können auch zusätzliche Kalorien, beispielsweise in Form hochkalorischer Getränke oder in schweren Fällen auch mittels Infusion, zugeführt werden.

Im akuten Schub sollte auf Ballaststoffe verzichtet werden, um die Darmpassage nicht zusätzlich zu beschleunigen. Zudem kommt es im Zuge eines Morbus Crohn in 30 Prozent der Fälle zu einer sekundären Lactose-Intoleranz. In diesem Fall ist auf eine lactosefreie Diät zu achten. Da bei Morbus Crohn auch das Darmkrebsrisiko erhöht ist, werden regelmäßige Darmspiegelungen unbedingt empfohlen.

Neben diesen allgemeinen Maßnahmen stehen gezielte medikamentöse Therapien zur Verfügung. Die medikamentöse Behandlung steht an erster Stelle. Auch chirurgische Eingriffe sind möglich. Die Operationen bringen aber keine dauerhafte Heilung. Ihre Notwendigkeit sollte man gut abwägen. Im Falle von Komplikationen wie einer Darmperforation oder Fisteln, die nicht auf andere Behandlungen ansprechen, sind sie meist nötig. Ist ein komplexer Verlauf der Erkrankung absehbar, sollten operative Ansätze schon frühzeitig bedacht werden.

Welche Medikamente werden gegen Morbus Crohn angewendet?

Bei einem akuten Schub erfolgt die Gabe von lokalen (nur im Darm, durch Einlauf) oder systemischen Glukokortikoiden (im ganzen Körper wirksam, über die Vene). Im Falle von wenig aktiven Entzündungen reicht die lokale Anwendung, beispielsweise durch einen Einlauf, der Budesonid enthält. Wenn starke Schübe auftreten, erfolgt die Gabe von zum Beispiel Prednisolon als Infusion über die Vene.

Auf Patientenwunsch oder bei Kontraindikation für die Anwendung von lokalen Glukokortikoiden kann auch Mesalazin verabreicht werden. Diese Substanz senkt ebenfalls die Entzündungsaktivität im Darm. Es hat jedoch im Vergleich zu Budesonid eine schwächere Wirkung.

Zur Remissionserhaltung, also zur Vorbeugung eines erneuten Schubs, erhalten manche Morbus Crohn-Patienten auch zwischen den Schüben Immunsuppressiva wie zum Beispiel Azathioprin. Dadurch wird langfristig der Bedarf an Glukokortikoiden gesenkt und dadurch deren Nebenwirkungen verhindert.

Die Immunsuppressiva, die in der Dauertherapie verwendet werden, wirken nicht sofort. Über ein paar Wochen muss zunächst ein Wirkpegel erreicht werden. Zur Dauertherapie kann Azathioprin eingesetzt werden. Kann mit der Gabe von Glukokortikoiden und Azathioprin keine ausreichende Besserung erreicht werden, steht zur Therapie-Verstärkung noch Infliximab (Handelsname: zum Beispiel Remicade) zur Verfügung. Dieser Wirkstoff gehört zur Klasse der monoklonalen Antikörper und richtet sich gegen den Tumornekrosefaktor alpha, der eine wichtige Rolle bei der Entzündung des Darms darstellt.

Wenn es zu einer Infektion des entzündeten Darms (Superinfektion) kommt, werden Antibiotika gegeben. Die antibiotische Therapie wird je nach Erreger angepasst.

Wann wird eine Operation durchgeführt?

Bei Bildung von Fisteln, Abszessen und Stenosen (Verengungen) kann ein operativer Eingriff erforderlich werden. Stenosen können beispielsweise durch Ballon-Dilatationen wieder aufgeweitet werden. Fisteln können durch Drainagen behandelt werden.

Die Entfernung von Teilen des Darms, die sich nicht mehr anders behandeln lassen, kann ebenso notwendig werden. Eine Heilung von Morbus Crohn ist auch durch Entfernung befallener Darmabschnitte nicht möglich. Ziel sowohl der medikamentösen als auch der operativen Therapie ist es daher, das Fortschreiten der Erkrankung nach Möglichkeit zu verhindern. Bei der Operation wird versucht, möglichst viel Darm zu erhalten.

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Dr. med. André Sommer

Dr. med. André Sommer

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