Unterbauchschmerzen – Was steckt hinter Schmerzen im Unterbauch?
Die meisten Menschen hatten schon einmal mit Bauchschmerzen zu tun. Sie können eine Vielzahl von Ursachen haben, von denen die meisten harmloser Natur und kein Grund zur Sorge sind. Unterbauchschmerzen können durch viele verschiedene akute oder chronische Krankheiten verursacht werden.
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Als Unterbauch wird die Region unterhalb des Bauchnabels bezeichnet. Weiter unterteilt werden kann der Unterbauch zum Beispiel in einen rechten und linken Teil (Quadranten).
Wann können Unterbauchschmerzen besonders gefährlich sein?
Unterteilung des Bauchs in Ober-und Unterbauch und Quadranten
Für den Arzt ist es zunächst wichtig, bedrohliche Erkrankungen von funktionellen Beschwerden zu unterscheiden.
Eine sofortige, notfallmäßige Abklärung erfordern:
- Sehr starke Bauchschmerzen
- Abwehrspannung (unwillkürliches Anspannen der Bauchdecke bei Berührung), brettharter Bauch
- Unterbauchschmerzen begleitet von Kreislaufstörungen
- Rasche Schmerzentwicklung gefolgt von Erbrechen, einem stark geblähten Bauch, Stuhl- und Windverhalt
- Bluterbrechen, Teerstuhl, blutiger Stuhl
- Unterbauchschmerzen bei Schwangerschaft
- Unterbauchschmerzen bei Harnverhalt
Wenn in Verbindung mit Unterbauchschmerzen folgende Symptome auftreten, kann dies ebenfalls auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen:
- Fieber
- Gelbsucht
- eine ungewollte Gewichtsabnahme
- eine Veränderung der Stuhlgewohnheiten
- über mehr als 14 Tage anhaltender Durchfall
Was sind funktionelle Beschwerden?
Funktionelle Störungen zeichnen sich dadurch aus, dass sich gestörte Organfunktionen durch keinen körperlichen Befund erklären lassen. In Hausarztpraxen stellen sich rund jeder vierte Patient mit einer solchen Problematik vor. Die gestörten Organfunktionen präsentieren sich zu einem großen Teil als Schmerzstörungen, wobei hier wiederum die Bauchregion sehr häufig betroffen ist.
Schmerz ist nicht gleich Schmerz. Ob er plötzlich oder schleichend eintritt und ob es einen Auslöser oder lindernde Faktoren gibt, kann Hinweise auf die Schmerzursache geben. Außerdem bietet die Schmerzlokalisation aufgrund der Lage der Organe erste Zuordnungen.
Wirft man einen Blick auf die Organe direkt unter der Bauchdecke, sieht man erst einmal nur den Darm. Man unterscheidet den Dünn- und Dickdarm, die zusammen mehrere Meter lang sind. Der Dickdarm umgibt dabei die langen Dünndarmschlingen wie ein Rahmen.
Im rechten Unterbauch befindet sich der Übergang zwischen Dünn- und Dickdarm. Das sogenannte Ileum des näher mundwärts gelegenen Dünndarms mündet hier in den allseits bekannten Blinddarm des Dickdarms.
Schmerzen im rechten Unterbauch
Blinddarmentzündung
Ein „Klassiker“ unter den Ursachen für Schmerzen im Unterbauch ist die Blinddarmentzündung (Appendizitis). Tatsächlich ist hierbei nicht der gesamte Blinddarm, sondern nur dessen Anhangsgebilde, der Wurmfortsatz (Appendix vermiformis), entzündet . Bei einer Blinddarmentzündung kann sich eine typische Schmerzcharakteristik zeigen: Zunächst werden die Schmerzen diffus um den Bauchnabel wahrgenommen, später wandert der Schmerz in den rechten Unterbauch und wird als eher stechender, „heller“ Schmerz beschrieben. Daneben können Übelkeit und Erbrechen sowie Wind- und Stuhlverhalt und Appetitlosigkeit auftreten. Auch subfebrile Temperaturen oder Fieber sind typisch. Trotzdem ist die Blinddarmentzündung oft nicht leicht zu diagnostizieren. Gerade bei Kindern, älteren Patienten oder Schwangeren können die typischen Symptome fehlen oder andersartig sein.
Entzündliche Darmerkrankungen
Eine andere Erkrankung, die ähnlich wie bei einer Blinddarmentzündung einen rechtsseitigen Unterbauchschmerz hervorrufen kann, ist der Morbus Crohn.
Hierbei handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung unbekannten Ursprungs, die meist ebenfalls junge Erwachsene und Kinder befällt. Die Entzündung kann den ganzen Verdauungstrakt befallen, meist ist jedoch der letzte Teil des Dünndarms und der direkt anschließende Dickdarm betroffen. Möchte man diese beiden Krankheiten unterscheiden, helfen Begleitsymptome. Bei über 70 Prozent aller Patienten mit M. Crohn stehen neben den Schmerzen wiederkehrende Durchfälle im Vordergrund.
Folgt man dem Verlauf des Dickdarms weiter, gelangt man über zwei Biegungen in den absteigenden Teil des Dickdarms im linken Unterbauch.
Schmerzen im linken Unterbauch
Divertikulose
Hier, im absteigenden Teil, finden sich häufig Ausstülpungen der Darmwand, sogenannte Divertikel. Die Prävalenz der Divertikulose ist in den Industrieländern sehr hoch, rund 60 Prozent der über 70-jährigen Bevölkerung haben sie. Die Divertikulose ist aber fast immer symptomfrei. Rund 20 Prozent entwickeln jedoch eine akute Entzündung (Divertikulitis), wenn zum Beispiel Stuhl in den Ausstülpungen feststeckt. Dann wird die Erkrankung auch als „Linksappendizitis“ bezeichnet. Es handelt sich bei den Betroffenen meist um ältere Patienten zwischen 60 und 80 Jahren. Verschiedene Faktoren wie Übergewicht, hoher Fleischkonsum, chronische Verstopfung und altersbedingte Bindegewebsschwäche können zu einer Divertikulose führen.
Darmkrebs
Der letzte Abschnitt des Dickdarms beherbergt den Ort des häufigsten Darmkrebstypen – des Kolorektales Karzinoms. Viele Patienten haben erst in einem fortgeschrittenen Stadium Symptome, wobei Unterbauchschmerzen nicht im Vordergrund stehen. Deshalb werden Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchungen ab einem Alter von 50 Jahren empfohlen.
Entzündliche Darmerkrankungen
Der Enddarm (Rektum) ist auch bei der Colitis ulcerosa befallen. Sie zählt neben dem Morbus Crohn (siehe oben) zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Auch hier kommt es zu Unterbauchschmerzen, diese sind aber eher linksseitig. Im Gegensatz zum Morbus Crohn sind Durchfälle bei einer Colitis ulcerosa blutig-schleimig. Typisch sind auch sogenannte Tenesmen – krampfartige Schmerzen vor oder unmittelbar nach dem Stuhlgang.
Schmerzen im mittleren oder gesamten Unterbauch
Häufig kann man die Unterbauchschmerzen nicht eindeutig einer Seite zuordnen. Kommt es zu eher diffusen Schmerzen im Unterbauch bzw der gesamten Bauchregion, können der Dünndarm oder der gesamte Darm ursächlich sein.
Darmverschluss und -verengung
Es kann sich dann zum Beispiel um einen Darmverschluss (Ileus), eine Darmverengung (Stenose), einen Darmdurchbruch (Perforation) oder Durchblutungsstörungen des Darms handeln. Es kommt in diesen Fällen zu einem akuten, schweren Krankheitsbild mit den eingangs genannten Warnsymptomen. Diese fehlen bei harmlosen Blähungen – die zum Teil auch zu starken, krampfartigen Schmerzen führen können.
Infektionen
Eine andere akute, aber weniger bedrohliche und sehr häufige Erkrankung des Dünndarms sind gastrointestinale Infekte. Je nach Erreger kommt es bei infektiösen Schleimhautentzündungen von Magen und Dünndarm neben akutem Durchfall und Erbrechen zu Unterbauchschmerzen. Generell sind solche Infekte meist innerhalb eines Tages selbst-limitierend. Im Auge behalten werden muss bei allen Durchfällen der Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt.
Reizdarmsyndrom
Demgegenüber stehen chronische Beschwerden, wie sie sich zum Beispiel bei einem Reizdarmsyndrom zeigen. Das Krankheitsbild bei einem Reizdarmsyndrom ist sehr bunt, kann sich also durch verschiedene Symptomatiken wie Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung zeigen. Zur Diagnosestellung müssen die Beschwerden länger als 3 Monate anhalten und andere Krankheiten, die die Symptome hervorrufen könnten, ausgeschlossen werden. Das Reizdarmsyndrom wird den funktionellen Syndromen zugeordnet.
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Unverträglichkeiten
Bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten hat der Körper Probleme, bestimmte Stoffe zu verdauen. Beispiele hierfür sind Fruktose, Laktose oder Weizen. Die Aufnahme dieser Nährstoffe führt dann zu Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall. Nicht immer ist die Ursachenfindung bei so unspezifischen Bauchbeschwerden eine einfache Angelegenheit. Mit unserer Darmgesundheits-App zum Downloaden stehen dir viele Möglichkeiten zur Verfügung, deine Darmgesundheit mit fachlicher Unterstützung durch unsere Experten selbst zu verbessern.
Erkrankungen der Harnorgane
Hinter Dünn- und Dickdarm befinden sich die harnleitenden Organe, zu denen Niere, Harnleiter, Harnblase und Harnröhre zählen
Eine häufige Erkrankung der Harnwege in Wohlstandsgesellschaften wie der unseren sind Harnsteine.Sie sind nicht immer symptomatisch. Erst wenn Nierensteinchen den Harnleiter verlegen, kann es zu einem starken kolikartigen, also an-und abschwellenden Schmerz im Unterbauch bzw der Leisten- oder Flankenregion kommen. Charakteristisch aus klinischer Sicht ist die motorische Unruhe eines kolikgeplagten Patienten, der durch ständige Positionswechsel seine Schmerzen lindern möchte.
Im Extremfall kann ein Stein dazu führen, dass es den Betroffenen unmöglich ist, die Blase zu entleeren. Mediziner nennen das einen Harnverhalt. Besonders im akuten Fall wird dies von starken Unterleibsschmerzen begleitet. Bei einem Großteil der Patienten sind jedoch nicht Steine die Ursache, sondern vielmehr eine bereits vorbestehende chronische Blasenentleerungsstörung zum Beispiel aufgrund einer Prostatavergrößerung bei Männern.
Der häufige Gang zur Toilette ist dagegen typisch für eine Harnblasenentzündung (Zystitis). Dann kann sich auch ein dumpfer Schmerz über der Symphyse zeigen. Eine Blasenentzündung ist in der Regel leicht durch den brennenden Schmerz beim Wasserlassen und den unangenehmen Harndrang zu erkennen. Sie kommt bei Frauen wesentlich häufiger vor als bei Männern.
Generell werden Unterleibsschmerzen häufig als typisches Frauenleiden wahrgenommen. Richtig ist, dass es einige Krankheiten gibt, die nur bei Männern oder nur bei Frauen auftreten, da im Becken auch die inneren Geschlechtsorgane liegen.
Schmerzen im Unterbauch bei der Frau
Menstruationsbeschwerden und Endometriose
Menstruationsschmerzen sind bei Frauen keine Seltenheit. Manchmal können hinter zyklusabhängigen Unterbauchschmerzen aber auch gynäkologische Krankheiten wie die Endometriose stecken. Bei der Endometriose befindet sich Gebärmutterschleimhaut auch außerhalb der Gebärmutter. 2 – 10 Prozent aller Frauen sollen davon betroffen sein. Diese und andere gynäkologische Erkrankungen, die zu Unterbauchschmerzen führen, gehen meist mit anderen Symptomen wie Zyklusunregelmäßigkeiten und Blutungsstörungen einher.
Bauchhöhlenschwangerschaft
Ein plötzlich einsetzender Unterbauchschmerz bei gleichzeitig ausbleibender Blutung kann Hinweis für eine Ruptur der Eileiters bei einer Bauchhöhlenschwangerschaft (Extrauteringravidität) sein. Extrauteringravidität bezeichnet eine Schwangerschaft außerhalb des Uterus. Ein Schwangerschaftstest fällt deshalb positiv aus.
Eierstockstieldrehung
Ein anderer gynäkologischer Notfall ist die Eierstockstieldrehung (Ovartorsion). Auch hier setzt ein rechts- oder linksseitiger Unterbauchschmerz akut, aber häufig nach abrupter Bewegung ein. Bei einer Ovartorsion dreht sich das Ovar oder eine große Ovarialzyste um die eigene Achse und behindert dadurch die Durchblutung des Eierstocks. Die Ovartorsion kann mit hoher Wahrscheinlichkeit leicht durch eine einfache sonographische Untersuchung erkannt werden.
Unterbauchschmerzen auf der rechten oder linken Seite können auch durch eine Entzündung von Eileiter und Eierstock (Adnexitis) verursacht werden. Sie ist eine wichtige Differentialdiagnose bei Verdacht auf Blinddarmentzündung bei Frauen. Bei der Adnexitis handelt es sich um eine Entzündung der Eileiter, Eierstöcke und dem umgebendem Gewebe. Meist entsteht diese über aufsteigende Infektionen aus Vagina und Gebärmutter, z.B. nach Übertragung von Gonokokken oder Chlamydien bei sexuell aktiven Frauen.
Schmerzen im Unterbauch beim Mann
Hodenstieldrehung
Auch bei Männern können Erkrankungen der Geschlechtsorgane ursächlich für Unterbauchschmerzen sein. Plötzlich einsetzende Schmerzen in Unterbauch und Hoden bei insbesondere Kindern und jungen Heranwachsenden können Zeichen einer Hodentorsion sein. Die Hodentorsion bezeichnet eine akute Verdrehung von Hoden und Samenstrang und ist ein Notfall.
Prostata- und Hodenentzündung
Weniger plötzlich, aber auch unangenehm sind Entzündungen der Prostata (Prostatitis), Hodenentzündung (Orchitis) oder Nebenhoden (Epididymitis). Begleitend treten dann häufig Probleme beim Wasserlassen, lokale Entzündungszeichen und generelle Infektzeichen wie Fieber und Schüttelfrost auf.
Blasenentzündung
Bei Problemen beim Wasserlassen und Schmerzen oberhalb des Schambeins sollte auch beim Mann an eine Blasenentzündung gedacht werden. Denn während man bei Frauen in vielen Fällen von einem unkomplizierten Harnwegsinfekt ausgehen kann, muss bei einem männlichen Patienten eine gründliche Abklärung erfolgen. Das liegt daran, dass die kürzere Harnröhre der Frau in der unmittelbaren Region der Analregion anatomisch einen Infekt begünstigt, bei Männern eine Blasenentzündung jedoch selten und daher unbedingt abklärungswürdig ist.
Leistenhernie
Aufgrund der anatomischen Gegebenheiten sind Männer für eine andere Krankheit prädestiniert, die aber bei beiden Geschlechtern vorkommen kann: die Leistenhernie. Charakteristisch ist eine Vorwölbung in der Leistengegend. Unter Umständen können aber ziehende Leistenschmerzen (besonders bei Bewegung) das einzige Symptom sein.
Unterbauchschmerzen und Rückenschmerzen
Manchmal strahlen Schmerzen, die durch Bauchorgane verursacht werden, in andere Körperregionen aus. Organe, die eine enge Lagebeziehung zum Rücken haben, sind insbesondere die Nieren und die Bauchspeicheldrüse. Aber auch Erkrankungen der Harnwege und der Geschlechtsorgane können Rückenschmerzen verursachen.
Rückenschmerzen können außerdem nicht nur Folge einer abdominellen Erkrankung sein, auch die Wirbelsäule ihrerseits kann Unterbauchschmerzen verursachen. Hier seien beispielhaft degenerative Veränderungen der Wirbelsäule wie zum Beispiel Bandscheibenvorfälle genannt.
Generell sind sowohl Bauchschmerzen als auch Rückenschmerzen sehr häufige Beschwerden, sodass diese auch bei gleichzeitigem Auftreten nicht unbedingt zusammenhängen müssen.
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