Harter Stuhlgang – Ursachen, Hausmittel und Alarmzeichen
Menschen, die zu wenig trinken und sich ballaststoffarm ernähren, neigen häufig zu hartem Stuhlgang. Zu harter Stuhl kann jedoch auch Zeichen einer Darmerkrankung sein. Im Folgenden werden Ursachen und Therapiemöglichkeiten vorgestellt. Außerdem wird auf Warnsignale eingegangen, die eine ärztliche Abklärung notwendig machen.
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Was versteht man unter hartem Stuhlgang?
Normalerweise hat Stuhl eine eher weiche Konsistenz. Der Gang zur Toilette bereitet dann keine Probleme. Harter Stuhlgang ist jedoch trockener und besteht aus kleineren Klumpen („Kötteln“). Zur Ausscheidung (Defäkation) ist in diesen Fällen meist starkes Pressen nötig. Der Toilettengang braucht daher bei hartem Stuhl mehr Zeit als üblich.
Teilweise wird harter Stuhlgang mit Verstopfung (Obstipation) gleichgesetzt. Die Definition von Verstopfung ist allerdings etwas komplizierter und schließt sowohl subjektive als auch objektive Kriterien ein. Die folgende Tabelle stellt dar, wie diese subjektiven und objektiven Kriterien in der Definition der Obstipation zusammenspielen.
Subjektive Ebene | Unbefriedigende Stuhlentleerung + | ||
Objektive Ebene | Starkes Pressen…
oder Harter/klumpiger Stuhlgang… oder Gefühl der unvollständigen Entleerung… oder
Gefühltes Hindernis bei der Stuhlentleerung… oder Nachhilfe mit der Hand notwendig bei mindestens jedem 4. Stuhlgang |
oder | < 3 Stühle pro Woche |
Was sind die Ursachen von hartem Stuhlgang?
Harter Stuhlgang entsteht unter anderem dann, wenn dem Stuhl auf dem Weg durch den Darm zu viel Wasser entzogen wird. Dies kann geschehen, wenn der Körper die Flüssigkeit dringend benötigt. Zu einem Mangel an Flüssigkeit kommt es in den meisten Fällen durch eine zu geringe Trinkmenge. Seltener ist starkes Schwitzen die Ursache.
Ein weiterer Grund für harten Stuhlgang sind langsame Darmbewegungen. Langes Sitzen im Büro in Kombination mit zu wenig Bewegung wirkt sich auch auf den Darm aus. Hinzu kommt, dass oft ein Toilettengang nicht sofort möglich ist, wenn man Stuhldrang hat. So kann es passieren, dass der Stuhl härter wird oder Verstopfung häufiger auftritt.
Welche Rolle spielen Nahrungsmittel bei hartem Stuhlgang?
Der Verzehr von Ballaststoffen kann die Darmbewegung anregen und harten Stuhlgang vermeiden. Ballaststoffe sind Bestandteile von Nahrungsmitteln, die nicht in den Blutkreislauf aufgenommen werden. Unverdauliche Pflanzenfasern aus Zellulose zählen unter anderem zu den Ballaststoffen. Sie können Wasser binden und führen so zum Quellen des Stuhls. Die Stuhlmenge wird erheblich durch die Aufnahme von Ballaststoffen verändert. Das erhöhte Volumen des Stuhls steigert wiederum die Muskelbewegung des Darms (Peristaltik). Die Folge ist eine schnellere Darm-Passage des Stuhlgangs. Der Grund ist, dass eine Dehnung der Darmwand die natürlichen Darmbewegungen (Peristaltik) anregt.
Auch bestimmte Medikamente und Hormone, zum Beispiel Schilddrüsenhormone, verändern die Bewegung des Darms. Einige Nahrungsmittel wie Schokolade, schwarzer Tee und Bananen können eventuell auch bewirken, dass der Stuhl härter wird.
Was ist die Besonderheit von hartem Stuhlgang bei Kindern?
Harter Stuhlgang ist bei Kindern ein häufiger Grund für Bauchschmerzen. Bei Kindern kann harter Stuhlgang und Verstopfungen zu einem Teufelskreis führen: Langes und starkes Pressen schmerzt. Zudem kann eventuell die Haut der Analregion einreißen (Analfissuren). Aus diesem Grund vermeiden die Kinder den Gang zur Toilette und halten den Stuhl zurück. Dadurch können sich die Verstopfungen verschlimmern. Im Enddarm können sich dann extrem harte Kot-Ballen (auch Kot-Steine genannt), bilden, die teilweise sogar mit dem Finger ausgeräumt werden müssen.
Wann muss man bei hartem Stuhlgang zum Arzt?
Grundsätzlich können Veränderungen des Stuhlgangs je nach Ernährung vorkommen. Das ist meist unbedenklich. Die Verdauung sollte aber nicht die Lebensqualität einschränken. Einen Arzt aufzusuchen kann daher sinnvoll sein, vor allem wenn harter Stuhlgang einige Wochen anhält. Mit Untersuchungen wie dem Ultraschall oder einer Darmspiegelung (Koloskopie) können Ärzte den Symptomen auf den Grund gehen.
Menschen über dem 50. Lebensjahr sollten Auffälligkeiten beim Stuhlgang generell ernster nehmen. Der Grund ist, dass in diesem Lebensalter das Risiko für Darmkrebs ansteigt. Blut im Stuhl ist dabei immer ein Warnzeichen. Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust sollte man ebenfalls mit dem Arzt besprechen.
Bei welchen Erkrankungen tritt harter Stuhlgang auf?
In den meisten Fällen ist harter Stuhlgang ein Zeichen für eine ungünstige Ernährung, eine zu geringe Trinkmenge und Bewegungsmangel. Es gibt jedoch auch Krankheiten, die zu Verstopfungen und Veränderungen des Stuhlgangs führen können.
Zu harter Stuhlgang durch eine Unterfunktion der Schilddrüse
Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) ist ein häufiger Auslöser dieser Beschwerden. Dazu kommen häufig Haar- und Hautprobleme, ein erhöhtes Kälte-Empfinden, Zunahme von Gewicht oder depressive Verstimmungen.
Harter Stuhlgang durch Medikamente
Auch einige Medikamente, allen voran Opiate, können die Darmbewegungen verlangsamen und den Stuhl eindicken. Störungen der Blutsalze (Elektrolyte) hemmen ebenfalls die Peristaltik. Ein Beispiel hierfür ist ein Mangel an Kalium (sogenannte Hypokaliämie). Verwenden Betroffene langfristig Abführmittel, kann sich der Verlust an Elektrolyten verstärken.
Harter Stuhlgang durch Darmerkrankungen
Viele Darmerkrankungen können sich durch harten Stuhl äußern. Das gilt auch für einige Darmerkrankungen, die eigentlich eher zu Durchfällen führen. Dazu gehören unter anderem entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder die Divertikulitis. Bei einer Divertikulitis entzünden sich Ausstülpungen in der Wand des Dickdarms. Bei starken Entzündungen kann dem harten Stuhl Blut beigemengt sein.
Auch eine Verengung im Darm kann harten Stuhlgang auslösen. Dabei handelt es sich beispielsweise um Verklebungen nach Operationen (Briden), Ausstülpungen der Schleimhaut (Polypen), Bauchwandbrüche (Hernien) oder Darmtumoren. Schmerzen bei der Ausscheidung, Verstopfungen und harter Stuhl können auch durch Erkrankungen des Enddarms oder der Analregion begünstigt werden. Insbesondere Einrisse oder Hämorrhoiden führen zu Beschwerden und teilweise zu Blut im Stuhl.
Harter Stuhl durch Nervenkrankheiten
In seltenen Fällen ist harter Stuhlgang durch die Nerven bedingt (neurogene Störungen). Bei der Parkinson-Krankheit, der multiplen Sklerose oder auch der diabetischen Neuropathie werden die Signale aus dem Darm nicht mehr richtig weitergeleitet. Dadurch kommt es zu Störungen der Darmbewegung.
Harter Stuhlgang beim Reizdarmsyndrom
Werden keine organischen Ursachen für Magen-Darm-Beschwerden gefunden, kann es sich um ein Reizdarmsyndrom handeln. Die meisten Betroffenen leiden an Durchfällen. Andere sind dagegen eher von Verstopfungen geplagt. Häufig treten zudem Bauchschmerzen, Übelkeit, ein Völlegefühl und Blähungen auf. In vielen Fällen bessern sich die Beschwerden kurzzeitig nach der Ausscheidung (Defäkation).
Bisher ist nicht endgültig geklärt, welche Ursachen zum Reizdarmsyndrom führen. Häufig ging den Beschwerden eine Magen-Darm-Infektion voraus. Ärzte vermuten hinter dem Reizdarmsyndrom daher eine bakterielle Fehlbesiedlung, eine leichte Darmentzündung oder eine übersensible Schmerzwahrnehmung. Oftmals bessern sich die Beschwerden, wenn die Betroffenen Stress und Schlafmangel vermeiden. Der erste Schritt der Behandlung liegt somit darin, die Lebens- und Essgewohnheiten umzustellen.
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Welche Folgen kann harter Stuhlgang haben?
Fester Stuhlgang kann einerseits ein Zeichen einer ernsteren Erkrankung sein. Andererseits können auch durch harten Stuhlgang, wenn das Problem über längere Zeit besteht, neue Erkrankungen entstehen. Es wird davon ausgegangen, dass der erhöhte Druck im Dickdarm, ausgelöst durch das Pressen bei der Defäkation, einige Krankheiten begünstigt. So soll die Divertikelkrankheit bei Verstopfungen häufiger vorkommen, weil durch den Druck eher Ausstülpungen auftreten. Auch Hämorrhoiden und Analfissuren sind bei hartem Stuhlgang häufiger.
Welche Hausmittel helfen gegen harten Stuhlgang?
1. Bewegung
Regelmäßige körperliche Betätigung kann die Darmbewegungen anregen. Außerdem sollte Stuhldrang nicht ignoriert werden. Stattdessen sollte man frühzeitig zur Toilette gehen.
2. Ausreichend Flüssigkeit
Häufig lässt sich zu harter Stuhlgang durch genügend Trinken beheben: etwa eineinhalb bis zwei Liter Wasser sollte man pro Tag zu sich nehmen.
3. Ballaststoffe
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, täglich etwa 30 Gramm Ballaststoffe aufzunehmen. Die Deutschen verzehren am Tag jedoch nur durchschnittlich die Hälfte hiervon. Bei ballaststoffreicher Ernährung sollte man viel trinken. Vorzugsweise sollten Ballaststoffe über die normale Nahrung aufgenommen werden, zum Beispiel durch ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, (insbesondere aus Roggen) sowie Gemüse und Obst.
Wenn dies nicht ausreicht, kann man Ballaststoffe zusätzlich in Form von Flohsamen-Schalen, Kleie, Leinsamen oder Chiasamen einnehmen. Hierbei muss aber auf die Packungsangaben beziehungsweise die Empfehlungen des behandelnden Arztes geachtet werden, damit man nicht zu viel zu sich nimmt. Zudem binden diese Mittel viel Wasser im Darm, so dass man die Trinkmenge entsprechend anpassen muss.
Kann ich Medikamente gegen harten Stuhlgang verwenden?
Es gibt bestimmte Mittel, die den Stuhl weicher machen. Beispiele hierfür sind Lactulose oder Macrogol. Sie binden Wasser im Darm und sorgen so für weicheren Stuhl. Andere Medikamente wirken über die Beschleunigung der Darmbewegung oder sorgen für eine Steigerung der Flüssigkeitsmenge im Darm.
Wichtig
Bei allen Abführmitteln sollte man beachten, dass eine Gewöhnung möglich ist. In diesem Fall wird der Stuhl nur noch ausreichend weich, wenn das bestimmte Mittel eingenommen wird. Außerdem kann der anhaltende Gebrauch dieser Medikamente zu Wasser- und Elektrolytstörungen führen und sollte aus diesem Grund nur mit ärztlicher Überwachung erfolgen.
Stark eingedickten Kot aus dem Enddarm muss man unter Umständen mit den Fingern entfernen. Die Anwendung von fetthaltigen Einläufe und Zäpfchen ist ebenfalls möglich. Dadurch fällt die Defäkation weniger schmerzhaft aus. Bei solchen Methoden ist aber äußerste Vorsicht geboten.
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