Meteorismus – wenn der Bauch gebläht ist
In der Medizin bezeichnet man die Empfindung eines geblähten Bauches (Abdomens) als Meteorismus. Es handelt sich dabei um eine subjektive Wahrnehmung. Meteorismus ist keine Seltenheit: in manchen Studien gibt bis zu jeder fünfte Befragte an, in der letzten Woche darunter gelitten zu haben. Vor allem Frauen sind betroffen. Meteorismus kann bei verschiedenen Darmerkrankungen auftreten, doch auch Menschen ohne zugrundeliegende Erkrankung können unter Meteorismus leiden.
Erfahre hier, wie du mit der kostenfreien App-Therapie von Cara Care deine Symptome und Lebensqualität verbessern kannst.
Wie entsteht Meteorismus?
Zu der Entstehung eines aufgeblähten Bauches tragen verschiedene Faktoren bei. Man spricht auch von einer sogenannten multifaktoriellen Genese. In erster Linie liegt dem geblähten Bauch ein erhöhtes Volumen des Darminhaltes zugrunde. Wer zu Verstopfungen neigt, entwickelt Meteorismus einerseits durch den angesammelten Darminhalt, andererseits aber auch, weil Darmgase nicht mehr zum Darmausgang transportiert werden können.
Lade dir unsere kostenlose Darmgesundheits-App herunter und fang an deine Symptome zu bekämpfen.
Zum Gefühl des geblähten Bauchs können die folgenden Faktoren beitragen:
- großes Volumens des Darminhalts
- Zunahme des Bauchumfangs
- stärkere Empfindlichkeit des Bauches (abdominelle Hypersensibilität)
- verringerte Aktivität der Bauchwandmuskulatur
- gesteigerte Retention (Zurückhalten) von Gas im Darm
Teilweise wird Meteorismus mit Blähungen gleichgesetzt. Allerdings bezeichnet Meteorismus ausschließlich die Beschwerden, die durch zu viel Gas im Darm entstehen (Bauchschmerzen, Spannungsgefühl). Der Begriff Blähungen hingegen schließt neben dem Blähbauch (Meteorismus) auch den Abgang von Winden mit ein (sogenannte Flatulenzen). Oft treten Meteorismus und Flatulenzen gemeinsam auf. Deshalb ist eine Abgrenzung dieser überlappenden Begriffe schwierig.
Was beeinflusst den geblähten Bauch?
Neben den oben genannten Faktoren beeinflusst auch die Ernährung die Entstehung von Meteorismus. Insbesondere blähende Lebensmittel wie Zwiebeln, Kohl oder Bohnen können Meteorismus hervorrufen oder verschlimmern.
Warum leiden manche Menschen mehr unter Blähungen als andere? Neue Studien zeigen, dass Reflex-Mechanismen im Darm bei Gesunden den reibungslosen Transport und die Ausscheidung von Gas bewirken. Durch einen Reflex dehnt sich der Mastdarm (Rektum). Dies nennt man auch eine reflektorische Dehnung: der Darm passt sich der Gasmenge an. So kann auch viel Gas ohne Symptome im Darm vorhanden sein. Neben der beschriebenen Hypersensibilität scheint eine Störung dieses Reflex-Mechanismus bei Menschen, die unter Meteorismus leiden, vorzuliegen. Auch die bakterielle Besiedlung im Darm wirkt sich auf die Gasmenge im Darm aus.
Bei welchen Erkrankungen tritt Meteorismus auf?
Fast jeder hat das Gefühl eines geblähten Bauchs schon einmal erlebt, zum Beispiel nach einem üppigen Weihnachtsessen. Tritt der Blähbauch chronisch und nach normalen Portionen auf, kann er sehr belastend sein. Dies ist besonders dann der Fall, wenn zu dem Gefühl des geblähten Bauches Stuhlunregelmäßigkeiten (Durchfall oder Verstopfung), Bauchschmerzen oder Flatulenzen hinzukommen. Diese Beschwerden sollte man mit dem behandelnden Arzt besprechen.
Intoleranzen auf Nahrungsmittel (zum Beispiel Lactose-Intoleranz), bakterielle Fehlbesiedlung oder das Reizdarmsyndrom können für die Beschwerden verantwortlich sein. Auch eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) kann von Meteorismus begleitet sein. Bei blutigen Durchfälle sollten Betroffene baldmöglichst zum Arzt gehen. Der Grund ist, dass dann auf verschiedene Erkrankungen wie Geschwüre (Ulcera), entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa oder Krebserkrankungen (eher bei älteren Menschen) untersucht werden muss.
Tritt Meteorismus akut mit starken Schmerzen auf, sollte zügig ein Arzt aufgesucht werden.
In den meisten Fällen ist Meteorismus ein harmloses Symptom, kann aber dennoch sehr belastend sein.
Was hilft bei Meteorismus?
Wenn man zu Blähungen neigt, kann man sie durch diese Maßnahmen beeinflussen:
- langsames und bewusstes Essen
- kleine Portionen
- keine Zwischenmahlzeiten
- nicht zu spät am Abend essen
- Kaffee reduzieren
- keinen Kaugummi kauen
- Diät zur Gasreduktion (siehe Tabelle)
- Verzicht auf künstliche Süßstoffe (Risiko auf Malabsorption)
- Gewichtsreduktion bei Übergewicht (Adipositas)
- Flohsamen-Schalen (kontrovers: verbessert Stuhlkonsistenz, kann aber Blähungen verstärken)
Welche Nahrungsmittel sind bei Meteorismus ungeeignet?
Das Gasvolumen im Verdauungstrakt (intestinales Gasvolumen) hängt unter anderem davon ab, was man isst und trinkt, weil manche Lebensmittel blähend wirken. Bei der Verdauung dieser Nahrungsmittel produzieren Bakterien im Dickdarm durch Fermentation Gase. Auch die Art und Weise wie wir essen macht einen Unterschied: Man sollte langsam und achtsam essen und kleine Portionen zu sich nehmen.
Neue Studien zeigen, dass eine low-FODMAP-Diät helfen kann, Meteorismus zu reduzieren. Das Konzept aus Australien hilft zahlreichen Menschen mit Darmbeschwerden. Im Mittelpunkt steht nach einer Auslass-Diät die schrittweise Wiedereinführung der FODMAP-reichen Lebensmitteln. Dabei werden die persönlichen Grenzen der Verträglichkeit ausgelotet.
stark gasbildende Lebensmittel:
(FODMAP-reich) |
wenig gasbildende Lebensmittel:
(FODMAP-arm) |
Artischocke, Erbsen, Knoblauch, Lauch, Pilze, Spargel, Zwiebeln,
Äpfel, Birne, Kirschen, Mango, Nektarine, Pflaumen, Trockenfrüchte, Wassermelone Pistazie, Cashews Zuckerfreie Produkte (Süßungsmittel) Kuhmilch |
Aubergine, grüne Bohnen, Gurke, Karotten, Kartoffeln, Kopfsalat, Zucchini
Cantaloupe Melonen, Erdbeeren, Kiwi, Orangen, Trauben Erdnüsse, Walnüsse Dunkle Schokolade Eier Gekochtes Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte |
Schon gewusst?
FODMAP steht für fermentierbare Oligo-,Di-, Monosaccharide und (englisch „and”) Polyole. Die kurzkettigen Zucker und Zuckeralkohole kommen in vielen Lebensmitteln vor. Einige Menschen können FODMAPs schlecht aufnehmen. Wenn diese im Darm verbleiben, können sie unter Gasbildung von Bakterien verstoffwechselt werden und ein Blähbauch kann entstehen.
Welche Medikamente und Hausmittel werden bei Meteorismus eingesetzt?
Nicht immer lässt sich das leidige Gefühl des Blähbauchs durch bewusstes Essen vermeiden. In diesem Fall gibt es wirksame Medikamente und Hausmittel:
- Entschäumer wie Dimeticon oder Simeticon verhindern große Ansammlungen von Gas (Schaumblasen) im Darm
- Tee-Mischungen aus Kümmel, Fenchel oder Anis (Karminativa) können entblähend, verdauungsfördernd und krampflösend (spasmolytisch) wirken
- Pfefferminzöl kann krampflösend wirken
- Artischockenblätter, Kurkuma-Wurzelstock oder javanische Gelbwurz fördern eventuell den Gallenfluss und verbessern die Fettverdauung
- pflanzliche Bitterstoffe (zum Beispiel Enzian, Beifußkraut, Rosmarin oder Wermut) können die Darmbewegung bei Verstopfung anregen
- Relaxanzien (zum Beispiel Scopolamin) hemmen bei Blähungen mit Schmerzen und Zunahme des Bauchumfangs die Bewegungen des Darms (Motilität) und erhöhen vor Ort (lokal) die Toleranz für die Zunahme des Darmvolumens. Vorsicht: Relaxanzien können zu einem Zurückhalten des Darminhaltes führen und so zu Verstopfungen beitragen! Je nach Wirkstoff müssen Relaxanzien ärztlich verschrieben werden.
- Paroxetin ist ein Antidepressivum, das beim Reizdarmsyndrom vom Schmerzdominanz-Typ mit Blähungen die Schmerzwahrnehmung senkt (antinozizeptiv). Es muss ärztlich verschrieben werden.
Welche homöopathischen Mittel wirken bei Meteorismus?
Wissenschaftlich konnte die Wirkung von Homöopathie bisher nicht nachgewiesen werden. Dennoch berichten Anwender von guten Erfahrungen mit homöopathischen Mitteln. Eine homöopathische Therapie ersetzt aber keine umfassende Diagnostik oder Therapie. Wurde bei Meteorismus eine schwerwiegende Erkrankung ausgeschlossen, können Interessierte eine homöopathische Therapie ausprobieren. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über homöopathische Mittel und gegen welche Beschwerden sie helfen.
homöopathisches Mittel | Beschwerdebild |
Carbo vegetabilis |
|
Nux vomica |
|
Argentum nitricum |
|
Gentiana Magen Globuli velati |
|
Digesto Hevert Verdauungstropfen |
|
Die Palette an homöopathischen Mitteln ist sehr umfangreich und nicht ausschließlich auf Symptome bezogen. Wenn Interesse besteht, sollte man daher einen homöopathisch arbeitenden Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Das kann allerdings teuer werden, denn aufgrund des fehlendes Wirkungsnachweises erstatten viele Krankenkassen dafür keine Kosten.
Welche Schüßler-Salze werden bei Meteorismus angewandt?
Schüßler-Salze, die nach ihrem Erfinder Wilhelm Heinrich Schüßler (1821–1898) benannt sind, basieren auf Prinzipien der Homöopathie. Auch ihre Wirkung ist zwar nicht wissenschaftlich erwiesen, aber einige Betroffene profitieren dennoch von ihnen. Bei aufgeblähtem Bauch sollen angeblich die folgenden Schüßler-Salze Abhilfe schaffen:
- Schüßler-Salz Nr. 7 Magnesium phophoricum: Gasbildung mit Krämpfen (Anwendung als „heiße Sieben”)
- Schüßler-Salz Nr. 8 Natrium chloratum: soll den Ausscheidungsprozess unterstützen und verdauungsfördernd wirken
- Schüßler-Salz Nr. 9 Natrium phosphoricum: soll leicht abführend wirken und die Fettverdauung unterstützen
- Schüßler-Salz Nr. 10 Natrium sulfuricum: soll Produktion des Gallensaftes anregen, Anwendung bei übel riechenden Flatulenzen
- Schüßler-Salz Nr. 19 Cuprum arsenicosum: bei starken Blähkoliken, soll entkrampfend wirken
- Schüßler-Salz Nr. 20 Kalium Aluminium sulfuricum: bei starken Blähkoliken, soll entkrampfend wirken
Wie bei homöopathischen Mitteln gibt es auch keinen wissenschaftlichen Nachweis für die Wirkung von Schüßler-Salzen. Der Blähbauch sollte daher vorrangig mit anderen Maßnahmen behandelt werden.
Almario CV, Ballal ML, Chey WD, Nordstrom C, Khanna D, Spiegel BM. Burden of Gastrointestinal Symptoms in the United States: Results of a Nationally Representative Survey of Over 71,000 Americans. _Am J Gastroenterol. _2018;113(11):1701-1710.
Hartmann, L. (2012). Arzneimittel in der Selbstmedikation. In Beratungskompetenz Magen und Darm in der Apotheke (pp. 51-101). Springer, Berlin, Heidelberg. Online abgerufen am 08.08.2016 unter: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-642-24627-2_3
Krammer, H., Gruner, L., & Hobrecker, S. (2014). Low-FODMAP-Diät: Symptomlinderung bei Reizdarmsyndrom. coloproctology, 36(3), 218-220. Online abgerufen am 08.08.2016 unter: https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00053-014-0454-9
Layer P, Andresen V, Pehl C, et al. [Irritable bowel syndrome: German consensus guidelines on definition, pathophysiology and management]. _Z Gastroenterol. _2011;49(2):237-293.
Malagelada JR, Accarino A, Azpiroz F. Bloating and Abdominal Distension: Old Misconceptions and Current Knowledge. _Am J Gastroenterol. _2017;112(8):1221-1231
Passos, M. C., Serra, J., Azpiroz, F., Tremolaterra, F., & Malagelada, J. R. (2005). Impaired reflex control of intestinal gas transit in patients with abdominal bloating. Gut, 54(3), 344-348. Online abgerufen am 08.08.2016 unter: https://gut.bmj.com/content/54/3/344?utmsource=TrendMD&utmmedium=cpc&utmcampaign=GUTTrendMD-0
Tuck C, Ly E, Bogatyrev A, et al. Fermentable short chain carbohydrate (FODMAP) content of common plant-based foods and processed foods suitable for vegetarian- and vegan-based eating patterns. _J Hum Nutr Diet. _2018;31(3):422-435.