Reizdarm-Ernährung – Mit der richtigen Ernährung gegen das Reizdarmsyndrom?
Beim Reizdarmsyndrom handelt es sich um eine funktionelle Erkrankung des Verdauungssystems. Von einer funktionellen Erkrankung spricht man dann, wenn Beschwerden bestehen, obwohl für diese mit herkömmlichen Untersuchungen keine klare Erklärung gefunden werden konnte. Daher spielt die Ernährung in der Behandlung eine entscheidende Rolle. Der Einfluss der Ernährung auf das Reizdarmsyndrom wurde bereits in zahlreichen klinischen Studien überprüft. Viele vom Reizdarmsyndrom Betroffene haben ihre eigenen subjektiven Theorien darüber, welche Lebensmittel sie vertragen und welche nicht. In Bezug auf die richtige Ernährung beim Reizdarmsyndrom gibt es dadurch Unstimmigkeiten und zum Teil auch Fehlinformationen. Etwa jeder zweite Patient mit Reizdarmsyndrom glaubt, an einer bestimmten Nahrungsmittelallergie oder -unverträglichkeit zu leiden, obwohl diese häufig medizinisch nicht nachgewiesen werden kann. Mehr als 60 Prozent der Betroffenen schränken aufgrund ihrer eigenen Vermutung einer Allergie oder Unverträglichkeit ihre Ernährung ein. Fehl- und Mangelernährung können die Folge sein. Hoffnung machen aktuelle Erkenntnisse über fermentierbare Kohlenhydrate, sogenannte FODMAPs. Vermindern Betroffene diese FODMAPs in der Ernährung, werden ihre Symptome häufig gelindert. Außerdem ist es wichtig, achtsam und in einer ruhigen Umgebung zu essen.
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Welche Ernährung ist reizdarmfreundlich?
Beim Reizdarmsyndrom lohnt es sich, die eigene Ernährung auf den Prüfstand zu stellen. Hierzu eignen sich Ernährungsprotokolle mit einem Symptomtagebuch (Ernährungstagebuch). Notiert man über einen gewissen Zeitraum, welche Lebensmittel man zu sich nimmt und wie man sich danach fühlt, kann dies wertvolle Informationen für eine ausgewogene individuelle Diät bei einem Reizdarmsyndrom liefern. Reizdarmpatienten haben eine empfindliche Verdauung, weshalb sich eine schonende Ernährung empfiehlt. Es ist nicht nur relevant, was man isst, sondern auch wie, wann und wo. Folgende allgemeine Hinweise sollten bezüglich der Ernährung beachtet werden:
- kleine Mahlzeiten: nicht zu große Portionen auf einmal zu sich nehmen
- achtsames Essen: langsames Essen, bewusstes Kauen, keine Ablenkung
- Flüssigkeitszufuhr: ausreichend trinken
- Alkohol, Tee und Kaffee: alkoholische Getränke, Kaffee und schwarzen/grünen Tee möglichst reduzieren
- mildes Essen: stark gewürzte, sehr salzige, süße, scharfe oder fettige Lebensmittel meiden
Wie sieht eine FODMAP-arme Ernährung aus?
FODMAPs sind spezielle Zucker (Kohlenhydrate), die in bestimmten Nahrungsmitteln enthalten sind. Zu den FODMAPs gehören nicht resorbierbare, fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und (and) Polyole (daher die Abkürzung FODMAP), die meist in glutenhaltigen Lebensmitteln vorkommen. Einigen Schätzungen zufolge sind etwa ein Drittel der Patienten, die unter dem Reizdarmsyndrom leiden, auch von einer FODMAP-Empfindlichkeit betroffen. FODMAPs werden durch die Darmwand unzulänglich ins Blut aufgenommen (resorbiert) und daher bei einem Überangebot von den Bakterien im Dickdarm vergärt (fermentiert). Dies führt zur Bildung von Gasen. Außerdem wirken FODMAPs osmotisch, sie ziehen also Wasser in den Darm, was neben der Gasentstehung zusätzlich den Darm reizen kann. Das Zusammenspiel dieser Faktoren kann zu den typischen Reizdarmsymptomen wie Blähungen führen. Eine FODMAP-arme und somit reizdarmfreundliche Ernährung kann helfen, die Beschwerden zu lindern. Da die Low-FODMAP-Diät meistens arm an Ballaststoffen ist, wird empfohlen, nicht fermentierbare Ballaststoffe in die Ernährung zu integrieren. Hierzu eignen sich beispielsweise Flohsamen. Auch die Einnahme von Probiotika kann sinnvoll sein, da sich die FODMAP-arme Ernährung auf die Darmflora auswirkt.
Wie kann man mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder einer Malabsorption bestimmter Kohlenhydrate (Lactose, Fructose oder Sorbitol) umgehen, wenn man zusätzlich am Reizdarmsyndrom leidet?
Nahrungsmittelunverträglichkeiten stellen bei einem Reizdarmsyndrom eine große Herausforderung in der Ernährung dar. Bestehen Hinweise auf eine Unverträglichkeit gegenüber bestimmten Lebensmitteln, sollten diese mit einem qualifizierten Arzt diagnostisch abgeklärt werden. Nach der Bestätigung der Unverträglichkeiten kann dann eine individuelle, reizdarmfreundliche Diät zusammengestellt werden.
Bei der sogenannten Kohlenhydrat-Malabsorption können bestimmte Zucker im Darm nicht richtig aufgespalten werden und deshalb auch schlecht über die Darmwand ins Blut aufgenommen werden. Dies ist beispielsweise bei der Lactose-Intoleranz und der Fructose-Intoleranz der Fall. Für die Abklärung einer Kohlenhydrat-Malabsorption kann zum Beispiel ein H2-Atemtest durchgeführt werden. Dieser gibt Hinweise auf eine unzureichende Aufnahme von Kohlenhydraten wie Lactose, Fructose oder Sorbitol im Darm. Wird eine Malabsorption festgestellt, können gezielt bestimmte Kohlenhydrate vermieden werden (Eliminationsdiät), was die Symptome des Reizdarmsyndroms lindern kann.
Sollte die reizdarmgerechte Ernährung weizen- und glutenfrei sein?
Menschen, die an einer Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) erkrankt sind, vertragen meist seit der Kindheit keine Produkte, die Weizenkleber (Gluten) enthalten. Gluten ist Bestandteil vieler gängiger Getreidesorten, darunter beispielsweise Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel sowie Emmer und Einkorn. Bei der Zöliakie kann der Darm durch eine falsche Ernährung nachhaltig geschädigt werden.
Neben der Glutenunverträglichkeit gibt es in seltenen Fällen Menschen, die direkt auf Bestandteile des Weizens oder über einen anderen Mechanismus Symptome entwickeln. Inwiefern eine Weizenallergie oder eine Nichtzöliakie-Nichtweizenallergie-Weizensensitivität (engl. non-celiac gluten sensitivity, NCGS) eine Rolle beim Reizdarmsyndrom spielen, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.
Welche Rolle spielt die Weizenallergie in der reizdarmfreundlichen Ernährung?
Bei der Weizenallergie kommt es zu einer Reaktion gegen verschiedene Weizenproteine, zum Beispiel:
- Gliadine
- Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs)
- Thioredoxin
- Lipid-Transfer-Protein
Diese Proteine sind zum Teil auch im Weizenkleber (Gluten) enthalten, sodass nach einem Nachweis der Weizenallergie durch einen Allergologen (zum Beispiel durch eine Blutuntersuchung (IgE), einen Haut-Prick-Test oder durch diätetische Verfahren) auf gluten- und weizenhaltige Produkte verzichtet werden sollte. Viele Patienten mit Reizdarmsyndrom berichten jedoch auch ohne Nachweis einer Weizenallergie über die Erfolge einer weizen- und glutenfreien Ernährung, weil sie vermutlich unter einer Weizensensitivität leiden.
Wie hängt eine Nichtzöliakie-Nichtweizenallergie-Weizensensitivität mit dem Reizdarmsyndrom zusammen?
Auch wenn sowohl eine Weizenallergie als auch eine Zöliakie ausgeschlossen wurden, können trotzdem Unverträglichkeiten gegenüber Weizenbestandteilen bestehen. In diesem Fall spricht man von einer Weizensensitivität, bei der ein enger Zusammenhang mit dem Reizdarmsyndrom vermutet wird. Bis heute gibt es jedoch keine diagnostischen Tests für die Weizensensitivität, sodass die Diagnose ähnlich wie beim Reizdarmsyndrom eine Ausschlussdiagnose ist. Man geht davon aus, dass nicht das Gluten selbst für die Nichtzöliakie-Nichtweizenallergie-Weizensensitivität verantwortlich ist. Stattdessen stehen zwei Weizenbestandteile als Auslöser der Überempfindlichkeitsreaktion im Verdacht, die beide in der Regel zusammen mit Gluten vorkommen.
Hierbei handelt es sich einerseits um die sogenannten Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs), die über das angeborene Immunsystem zu einer Überempfindlichkeitsreaktion führen können. Andererseits legen neue Forschungsergebnisse nahe, dass manche Personen auf die sogenannten FODMAPs empfindlich reagieren.
Wie lässt sich die Ernährung reizdarmgerecht gestalten, wenn man auf Weizen sensibel reagiert?
Wurden eine Weizenallergie und Zöliakie ausgeschlossen und bestehen trotzdem noch Symptome eines Reizdarmsyndroms nach dem Genuss von Weizen, trauen sich viele Betroffene nicht, Weizen in die Ernährung zu integrieren. In diesem Fall lohnt es sich, die Ernährung mit einem Symptomtagebuch zu begleiten und eventuell gezielt Weizen in die Ernährung zu integrieren und die provozierten Symptome zu beobachten (Reexposition). Nur so kann herausgefunden werden, ob der Weizen wirklich für die Symptome verantwortlich ist. Möglicherweise sind einige Patienten, bei denen sich die Symptome bei einer weizenfreien Ernährung bessern, gar nicht gegenüber Weizen selbst, sondern gegenüber den FODMAPs empfindlich. FODMAPS kommen nicht nur in verschiedenen Getreidesorten, sondern auch in Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse vor. Aus diesem Grund kann es sich bei einem Reizdarmsyndrom lohnen, die Low-FODMAP-Diät auszuprobieren.
Wie erkennt man unverträgliche Lebensmittel in der reizdarmfreundlichen Ernährung?
Nicht immer fällt es leicht, Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu erkennen. Es ist jedoch wichtig, sich zu trauen, Hypothesen über Unverträglichkeiten infrage zu stellen. Viele Reizdarmpatienten neigen aus Angst vor Beschwerden dazu, ihre Ernährung sehr einseitig zu gestalten. Dies birgt die Gefahr einer unausgewogenen Ernährung. Beispielsweise berichten Patienten davon, sich aus Angst vor Symptomen wochenlang nur noch von ein bis zwei verschiedenen Lebensmitteln ernährt zu haben.
Viele Unverträglichkeiten offenbaren sich zeitnah zur Aufnahme und sind deshalb einfach zu erkennen. Andere individuelle Unverträglichkeiten sind jedoch subtiler und zeigen sich erst mit deutlichem zeitlichen Abstand. Bestimmte Nahrungsmittel wie etwa FODMAPs verbleiben zwei bis drei Tage im Dickdarm und rufen dann erst Beschwerden hervor. Um solche Unverträglichkeiten zu erkennen, hilft es, für eine begrenzte Zeit ein Symptomtagebuch zu führen. Nur so können die ganz persönlichen Unverträglichkeiten erkannt werden. Der Grund ist, dass anders als für viele Lebensmittelallergien für manche Unverträglichkeiten keine diagnostischen Tests verfügbar sind.