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Colitis ulcerosa – Alles was du über Colitis Ulcerosa wissen musst
Die Colitis ulcerosa ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED) des Dickdarms. Sie führt bei Betroffenen zu starkem Durchfall. Die Krankheit tritt häufig im jungen Erwachsenenalter zwischen dem 20. und 35. Lebensjahr auf. Neben dem Dickdarm können auch weitere Organe in Mitleidenschaft gezogen werden. Dank einer medikamentösen Therapie können jedoch viele Betroffene ein weitgehend symptomfreies Leben führen. Erfahre in diesem Artikel, wie sich die Colitis ulcerosa typischerweise bemerkbar macht, wie Ärzte sie diagnostizieren, und wie sie am besten behandelt wird.
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Wie entsteht die Colitis ulcerosa?
Die Ursache für die Entstehung der chronischen Entzündung des Dickdarms ist noch nicht endgültig geklärt. Experten vermuten aber, dass genetische und Umwelt-Faktoren zusammenspielen. Das Risiko, an der Colitis ulcerosa zu erkranken, ist für Männer und Frauen gleich hoch.
Experten sind sich allerdings darin einig, dass bei der Colitis ulcerosa die natürliche Barrierefunktion des Dickdarms gestört ist. Das heißt, der Darm kann bestimmte Bakterien und andere unerwünschte Erreger nicht mehr erfolgreich abwehren. Dadurch kommt es zu einer anhaltenden Entzündungsreaktion mit Beschwerden für den Betroffenen.
Welche Symptome treten bei der Colitis ulcerosa auf?
Bei der Colitis ulcerosa kommt es zu einer Entzündung des Dickdarms (Colitis) mit Schädigung der Darmschleimhaut (Ulzerationen). Diese Entzündung führt zu den folgenden Symptomen:
- blutig-schleimige Durchfälle
- stark erhöhte Stuhlfrequenz (mehr als fünfmal pro Tag)
- schmerzhafter Stuhldrang (Tenesmen)
- Bauchschmerzen, häufig linksseitig
- teilweise Fieber bei schweren Verlaufsformen
Ist bei der Colitis ulcerosa nur der Darm betroffen?
Auch wenn die Colitis ulcerosa hauptsächlich den Dickdarm betrifft, kann sich die Erkrankung auch auf andere Organe ausbreiten. Ärzte sprechen hierbei von einer sogenannten extraintestinalen Manifestation. So kommt es bei zwei bis vier Prozent der Betroffenen zu einer Entzündung der Leber und der Gallengänge, diese Erkrankung nennt man primär sklerosierende Cholangitis. Seltener sind auch Haut, Augen oder Gelenke betroffen.
Die Folgen der Colitis ulcerosa können zu diesen Beschwerden führen:
- schmerzhafte Gelenke
- Aphten in der Mundschleimhaut
- schmerzhafte und entzündliche Hautausschläge
- Entzündung der Augen
Bei zehn bis zwanzig Prozent der Betroffenen kommt es außerdem zu einem Rückfluss von Darminhalt aus dem Dickdarm zurück in das Endstück des Dünndarms (terminales Ileum). Dies bewirkt dort ebenfalls eine Entzündungsreaktion.
Eine Entzündung im Dünndarm kann zu folgenden Symptomen führen:
- Gewichtsabnahme
- Gallensäuremangel
- Vitamin-B-12-Mangel
Wo genau liegt bei der Colitis ulcerosa die Entzündung vor?
Bei der Colitis ulcerosa beschränkt sich die Entzündung im Wesentlichen auf den Dickdarm. Die Erkrankung beginnt im Rektum, dem letzten Abschnitt des Dickdarms vor dem After. Von dort breitet sie sich kontinuierlich im Dickdarm (darmaufwärts) aus. Nur selten kommt es zu einer Ausbreitung der Entzündung vom Dickdarm auf den Dünndarm (terminales Ileum).
Je nach Ausbreitung der Entzündung wird die Colitis ulcerosa in eine Proktitis (Entzündung des Rektums), Linksseiten-Colitis (Entzündung bis zur linken Darmbiegung) oder in eine ausgedehnte Colitis eingeteilt.
Das Gewebe im Dickdarm besteht aus verschiedenen Schichten. Bei der Colitis ulcerosa beschränken sich die Entzündungsreaktion und die entstehenden Schäden (Ulcera) auf die oberflächlichen Schleimhautschichten.
Wie ist der Krankheitsverlauf der Colitis ulcerosa?
Der Krankheitsverlauf der Colitis ulcerosa ist individuell unterschiedlich. Bei den meisten Betroffenen wechseln sich aber Phasen, in denen Beschwerden auftreten, mit beschwerdefreien Intervallen ab (chronisch-intermittierende Form). Die Zeitspanne, in der typische Symptome wie blutig-schleimige Durchfälle und Schmerzen auftreten, bezeichnet man auch als Schub. Die beschwerdefreie Phase nennt man Remission. Die Remission kann durch Medikamente erreicht werden. Bei etwa 60 Prozent der Betroffenen liegt ein milder Verlauf vor.
Die Remission ist Ziel der Behandlung der Colitis ulcerosa, denn es handelt sich um eine chronische Erkrankung, die in der Regel nicht heilbar ist. In manchen Fällen kann durch vollständige Entfernung des entzündeten Dickdarms eine Heilung erzielt werden.
Die Tabelle zeigt eine Übersicht der unterschiedlichen Verlaufsformen der Colitis ulcerosa. Die Formen können allerdings ineinander übergehen, sodass die Häufigkeiten leicht variieren können.
Verlaufsform | Beschreibung | Häufigkeit |
chronisch-intermittierend | Krankheitsausbruch und vollständige Remission im Wechsel | 80% |
chronisch-kontinuierlich | Krankheits-Intensität variiert, aber keine vollständige Remission | 10-15% |
akut-fulminant | plötzliches Auftreten der Symptome mit besonderer Schwere | 5% |
Wie wird die Colitis ulcerosa diagnostiziert?
Neben der für die Colitis ulcerosa besonders typischen Symptome (unter anderem blutig-schleimige Durchfälle) stellt der Arzt die Diagnose anhand verschiedener Untersuchungsverfahren. Die wichtigste diagnostische Methode ist die Koloskopie, eine Spiegelung des Dickdarms. Der Arzt kann dabei die betroffene Dickdarmschleimhaut betrachten und Gewebeproben entnehmen. Diese Proben werden im Labor untersucht, um festzustellen, ob eine Colitis ulcerosa vorliegt.
Untersuchung | Befund bei Colitis ulcerosa |
Blutuntersuchung | – Entzündungszeichen
Weitere Testung: – Eisenhaushalt – Nierenfunktion – Leberwerte (Transaminasen und Cholestase) |
Stuhluntersuchung | – Ausschluss Infektion durch mikrobiologische Untersuchung
– Nachweis Schleimhautentzündung |
Sonografie und weitere bildgebende Verfahren | – Verdickung der Dickdarmwand
– nur der Dickdarm betroffen |
Koloskopie | – gerötete Schleimhaut
– Blutung bei Kontakt – Schleimhautgeschwüre – Veränderung der Schleimhautstruktur – nur Dickdarm betroffen |
Biopsie | – Entzündungszellen in der Schleimhaut |
Wie wird die Colitis ulcerosa behandelt?
Die Colitis ulcerosa wird in erster Linie medikamentös behandelt. Welches Medikament gewählt wird, hängt von der Schwere des Schubs und dessen Verlauf ab. Außerdem spielt eine Rolle, wie der Dickdarm befallen ist (Befallsmuster). Generell wird zwischen der Akuttherapie im Schub und einer remissionserhaltenden Therapie unterschieden.
Die chirurgische Entfernung der entzündeten Dickdarmabschnitte ist bei der Colitis ulcerosa eine Therapiemöglichkeit. Diese kommt aber nur infrage, wenn eine medikamentöse Therapie erfolglos blieb oder nicht möglich ist.
Die Colitis ulcerosa kann für Betroffene eine sehr belastende Erkrankung sein. Der Besuch einer Selbsthilfegruppe kann hier eine wichtige Stütze darstellen. In manchen Fällen ist zudem eine Psychotherapie ratsam. Dies gilt insbesondere für Betroffene, die zusätzlich an einer Essstörung wie beispielsweise Magersucht (Anorexia nervosa) leiden.
Welche Ernährungsempfehlungen gibt es für die Colitis ulcerosa?
In den medizinischen Leitlinien gibt es bisher keine spezifischen Ernährungsempfehlungen für die Colitis ulcerosa. Generell sollten Betroffene aber Lebensmittel zu sich nehmen, die gut verträglich sind, und auf eine ausgewogene Ernährung achten. Im Falle eines schweren Schubs kann eine ballaststoffarme Ernährung notwendig sein.
Es gibt zudem Hinweise darauf, dass übermäßiger Konsum von Softdrinks und ein allgemein ungesunder Ernährungsstil die Erkrankung begünstigt. Für Kaffee wurde ein solcher Einfluss bisher nicht nachgewiesen. Die subjektive Verträglichkeit ist individuell verschieden: Zwanzig Prozent der Befragten gaben an, dass sie den Eindruck haben, der Konsum von Kaffee würde Beschwerden verschlimmern.
Generell haben Patienten mit Colitis ulcerosa ein erhöhtes Risiko für Mangelernährung. Hier können Nahrungsergänzungsmittel hilfreich sein, sofern ein Mangel besteht. Eine generelle Nahrungsergänzung wird jedoch nicht empfohlen.
Ist bei Colitis ulcerosa das Risiko für andere Erkrankungen erhöht?
Neben dem Dickdarm kann sich die Entzündung auch auf andere Organe ausbreiten und zu Beschwerden führen. Durch anhaltende Entzündungsprozesse im Dickdarm ist aber langfristig auch die Gefahr gegeben, dass Dickdarmzellen entarten. Daher haben Betroffene ein erhöhtes Risiko an Darmkrebs zu erkranken (kolorektales Karzinom). Da Darmkrebs einen sehr schwerwiegenden Verlauf hat, ist eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung besonders wichtig. Je nach Risikoprofil empfehlen Ärzte, einmal jährlich bis zu alle vier Jahre eine Darmspiegelung (Koloskopie) durchführen zu lassen.
Durch vielfältige Behandlungsoptionen lässt sich die Colitis ulcerosa gut therapieren. Die Lebenserwartung der Patienten sinkt bei normalem Verlauf daher nicht.
Kinderwunsch: Was ist zu beachten?
Da die Erkrankung zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auftritt, ist für viele Patienten diese Frage von Bedeutung. Zwar liegt bei der Colitis ulcerosa eine genetische Komponente vor. Dennoch sind Kinder von Betroffenen in 95 Prozent der Fälle gesund.
Die medikamentöse Therapie schränkt die Fruchtbarkeit bei Männern in der Regel nicht ein. Frauen sollten bei Kinderwunsch das Gespräch mit ihrem Gynäkologen und Gastroenterologen suchen, um eine optimale Therapie während der Schwangerschaft zu gewährleisten.
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