Behandlung > Alternativmedizin
Natürliche Abführmittel – welche Hausmittel bringen Erleichterung?
Bei Verstopfungen können Abführmittel helfen. Bevor rezeptpflichtige Medikamente hierfür eingesetzt werden, kann man Hausmittel als natürliche Abführmittel ausprobieren. Verschiedene Hausmittel eignen sich, um die Darmtätigkeit zu steigern. Auch bestimmte Lebensmittel regen den Darm auf natürliche Weise an. Dazu gehören beispielsweise Ballaststoffe.
Erfahre hier, wie du mit der kostenfreien App-Therapie von Cara Care deine Symptome und Lebensqualität verbessern kannst.
Welche Rolle spielen Ballaststoffe beim natürlichen Abführen?
Der natürlichste Weg, um die Verdauung dauerhaft anzuregen, ist eine ballaststoffreiche Ernährung. Ballaststoffe sind unverdauliche Bestandteile der Nahrung. Sie sind unter anderem in Vollkornprodukten, Obst und Gemüse sowie Hülsenfrüchte enthalten. Durch den Verzehr von Ballaststoffen lockert sich der Stuhl, was die Ausscheidung erleichtert. Die positive Wirkung von Ballaststoffen auf die Verdauung ist wissenschaftlich belegt.
Wer eine ballaststoffreiche Kost zu sich nimmt, sollte ausreichend trinken: 1,5-2 Liter ungesüßte Getränke über den Tag verteilt (bei chronisch Kranken gelten jedoch oft andere Richtwerte). Außerdem ist Bewegung wichtig, um die Darmtätigkeit anzuregen.
Hülsenfrüchte, Leinsamen und anderen ballaststoffreiche Lebensmittel haben zudem positive Auswirkungen auf die Darmflora, welche ebenfalls die Darmtätigkeit fördert. Als Darmflora wird die natürliche, gesundheitsförderliche Besiedlung des Darms mit Mikroorganismen wie Bakterien bezeichnet.
Ballaststoffreiche Ernährung kann allerdings Blähungen und Bauchschmerzen auslösen. In diesem Fall sollte die Ballaststoffzufuhr reduziert werden.
Wie helfen Quell- und Füllstoffe beim natürlichen Abführen?
Quellstoffe können Wasser gut binden und enthalten ebenfalls Ballaststoffe. Sie eignen sich daher als natürliche Abführmittel. Dazu zählen unter anderem Flohsamen, Flohsamenschalen, Leinsamen und Weizenkleie. Die enthaltenen Ballaststoffe binden Wasser im Darm und quellen dabei auf. Durch die Zunahme von Volumen im Darm wird die Darmtätigkeit angeregt. Zudem wird der Stuhl weicher und somit die Ausscheidung erleichtert.
Ballaststoffe unterliegen außerdem bakterieller Fermentation im Dickdarm. Dabei wirken Ballaststoffe praktisch als “Nahrung” für die Darmbakterien, die dann zu einer gesunden Verdauung beitragen können. Bei Anwendung von Leinsamen ist es ratsam diese vorher zu schroten, da ansonsten die Ballaststoffe im Inneren der Samen nicht verfügbar sind.
Bei Verwendung von Quell- und Füllstoffen zur Behandlung von Verstopfungen sollte man darauf achten, diese nur in Maßen und mit ausreichend Flüssigkeit einzunehmen. Ansonsten kann es aufgrund der Bindung von Wasser zu stärkeren Verstopfungen kommen, da dann die Quellstoffe dem Stuhl Wasser entziehen und ihn so eindicken. Wer nicht an eine Ballaststoffzufuhr gewöhnt ist, sollte anfangs nur geringe Mengen zu sich nehmen und die Dosis langsam erhöhen. Ansonsten kann es zu Nebenwirkungen wie Blähungen und Völlegefühl kommen.
Osmotisch wirkende Stoffe und ihre Bedeutung als Abführmittel
Osmotisch wirkende Stoffe können ebenfalls beim natürlichen Abführen helfen. Diese Stoffe bewirken, dass Wasser aus dem umliegenden Gewebe in den Darm gelangt. Der Stuhl wird somit weicher und die Darmentleerung wird erleichtert. Zu den osmotisch wirkenden Abführmitteln zählen Glauber- und Bittersalze. Auch bestimmte Zucker wie Milchzucker und Laktulose sowie der Zuckeralkohol Sorbitol wirken auf diese Weise abführend. Übrigens sind auch viele Obstsorten natürliche Quellen von osmotisch wirkenden Abführstoffen und regen somit die Verdauung an.
Abführende, osmotisch aktive Stoffe sind wirksam gegen Verstopfung. Jedoch kann es durch deren Anwendung zu Störungen im Elektrolythaushalt kommen, weswegen diese Substanzen nur kurzfristig eingesetzt werden sollten. Mit Elektrolythaushalt bezeichnet man die Verteilung der Elektrolyte, die umgangssprachlich auch Blutsalze genannt werden. Beispiele hierfür sind Natrium oder Kalium. Die Elektrolyte spielen eine wichtige Rolle bei der Verteilung von Wasser im Körper. Bei einer falschen Dosis osmotisch wirkender Abführmittel ist der häufigste Nebeneffekt Durchfall. Des Weiteren kann es zu Völlegefühl, Übelkeit und Blähungen kommen. Eine Überdosierung von osmotischen Salzen kann allerdings auch zu schwerwiegenden Komplikationen wie z.B. Nierenversagen führen.
Eine Anwendung bestimmter natürlicher Abführmittel kann langfristig Nebenwirkungen mit sich bringen. Von einer dauerhaften Anwendung sollte man daher absehen.
Welche anderen Hausmittel wirken stimulierend auf den Darm?
Stimulierend wirkende Abführmittel können aus Aloe, Rhabarber, Faulbaumrinde oder Sennesblättern gewonnen werden. Auch Rizinusöl zählt zu dieser Gruppe. Diese Stoffe regen die Darmbewegung an und hemmen die Wiederaufnahme von Wasser im Dickdarm. Dem Stuhl wird so weniger Wasser entzogen und er bleibt folglich weicher.
Am schnellsten entfalten stimulierend wirkende Abführmittel (Laxantien) ihre Wirkung. Sie wirken normalerweise innerhalb von Stunden. Es muss jedoch beachtet werden, dass bei der Anwendung von natürlichen Laxantien (insbesondere Aloe und Rhabarber) regelmäßig mit krampfartigen Bauchschmerzen zu rechnen ist. Da es außerdem kaum Studien über die Wirksamkeit beim Menschen und andere mögliche Nebenwirkungen gibt, raten deutsche Magen-Darm-Ärzte (Gastroenterologen) nicht zur Anwendung dieser Wirkstoffe.
Was sollte man bei pflanzlichen Abführmitteln beachten?
Trotz ihrer natürlichen Herkunft sollten pflanzliche Abführmittel nur vorsichtig eingenommen werden. Von einer kontinuierlichen Einnahme wird prinzipiell abgeraten, da es zu einer Gewöhnung des Verdauungstraktes an die Laxantien kommen kann. Zudem ist die Verwendung nicht frei von Nebenwirkungen. Man sollte deshalb darauf achten, die Verdauung und die gesunde Darmflora durch eine ausgewogene Ernährung zu fördern. Eine gesunde Darmflora kann sich positiv auf die Darmtätigkeit und das Darmmilieu auswirken. Vor allem die Verwendung von Quell-und Füllstoffen kann sich fördernd auf die Verdauung auswirken.
Vorsicht!
Auch natürliche Abführmittel sollte man nicht dauerhaft anwenden, da es zu einer Gewöhnung des Verdauungstraktes an die Laxantien kommen kann.
Eignet sich Salzwasser als natürliches Abführmittel?
Ein überliefertes Hausmittel gegen Verstopfungen ist Salzwasser. In Wasser aufgelöstes Kochsalz wirkt aufgrund seiner osmotischen Wirkung abführend. Jedoch ist aus ernährungsphysiologischer Sicht dringend von diesem Mittel abzuraten. Das liegt daran, dass eine gesteigerte Salzaufnahme zum Verlust von Mineralstoffen führen und dem Körper Wasser entziehen kann.
Aufgepasst!
Wer unter Bluthochdruck, Herz-Kreislauf- oder Nierenerkrankungen leidet, sollte unter keinen Umständen Salzwasser als Abführmittel nutzen.
Eignen sich natürliche Abführmittel zum Abnehmen?
Eine Gewichtsreduktion erreicht man am besten durch eine gesunde, ausgewogene Ernährung und Sport. Der Einsatz von Abführmitteln ist aus mehreren Gründen zu diesem Zweck nicht geeignet. Die Einnahme vieler natürlicher Laxantien ist oftmals mit einem Wasserverlust verbunden, der nur kurzfristig zu einem geringen Gewichtsverlust führt. Sobald der Wasserhaushalt des Körpers sich wieder reguliert hat, ist dieser Gewichtsverlust wieder ausgeglichen. Außerdem wird der Mineralstoffhaushalt durch die Einnahme natürlicher Abführmittel gestört.
Eine Ausnahme bilden Füll- und Quellstoffe. Der Verzehr von ballaststoffhaltigen Lebensmitteln wie Lein- und Flohsamen führt schneller zu einem Sättigungsgefühl, wodurch man weniger Kalorien aufnimmt. Jedoch ist nur der Verzehr geringer Mengen dieser Lebensmittel empfehlenswert, da ein übermäßiger Konsum von diesen Ballaststoffquellen mit einer verringerten Mineralstoffaufnahme verbunden sein kann.
Achtung!
Auch beim Fasten sollte man auf Abführmittel verzichten. Der erhöhte Wasserverlust und der damit verbundene Verlust an Elektrolyten ist beim Fasten ungünstig. Unter Umständen kann ein Abführmittel ausschließlich zu Beginn des Fastens zur Darmentleerung verwendet werden. Dabei nutzt man möglichst sanfte Abführmittel wie zum Beispiel Sauerkraut- oder Pflaumensaft.
Welche natürlichen Abführmittel sind für Kinder geeignet?
Für sanftes Abführen bei Kindern eignen sich vor allem Lebensmittel, die natürlicherweise abführend wirkende Inhaltsstoffe haben. Früchte sowie Fruchtsäfte sind eine gute Wasserquelle und enthalten zugleich Sorbitol und Fruktose, welche zu den osmotisch wirkenden Laxantien zählen. Außerdem enthalten Früchte Ballaststoffe und weitere Pflanzenstoffe, die eine gesunde Darmflora unterstützen. Durch die natürliche Süße von Obst und Fruchtsäften sind sie besonders beliebt bei Kindern. Zum Abführen eignen sich vor allem Äpfel, Birnen, Aprikosen, Pflaumen, Weintrauben und Kiwis. Auch die Verwendung von Probiotika, die gesundheitsförderliche Mikroorganismen enthalten, kann helfen. So kann sich beispielsweise probiotischer Joghurt förderlich auf die Darmtätigkeit auswirken. Gerade bei Kindern ist außerdem auch körperliche Aktivität und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig.
Tipp
Man kann probiotischen Joghurt mit Früchten wie Äpfel, Birnen oder Trockenpflaumen mischen, um eine gesunde, leicht bekömmliche Zwischenmahlzeit für Kinder anzurichten, die zugleich die Verdauung anregt.
Kann man natürliche Abführmittel während der Schwangerschaft nutzen?
Während der Schwangerschaft leiden viele Frauen unter Verstopfung. Lösungsansätze können sein, mehr Ballaststoffe zu sich nehmen sowie mehr Wasser zu trinken und sich mehr zu bewegen. Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, helfen oftmals sanfte Laxantien wie Füll- und Quellstoffe. Diese unterstützen die gesunde Darmflora sowie die natürliche Darmtätigkeit. Auf osmotisch und stimulierend wirkende Abführmittel sollte man wegen der möglichen Nebenwirkungen nur in Ausnahmefällen zurückgreifen und dies vorher mit dem Frauenarzt besprechen.
Welche allgemeinen Maßnahmen helfen bei Verstopfung?
Grundsätzlich wird bei Verstopfung vor allem empfohlen, auf einige simple Regeln zu achten: Neben ballaststoffreicher Ernährung und ausreichender Trinkmenge ist auch körperliche Aktivität wichtig. Willkürliches Unterdrücken des Stuhlgangs sollte vermieden werden. Außerdem sollte abgeklärt werden, ob eingenommene Medikamente oder Erkrankungen anderer Organe (zum Beispiel der Schilddrüse) die Ursache der Verstopfung sein können. Diese Empfehlungen basieren auf wissenschaftlichen Studien und versprechen sicherer eine Linderung als weniger gut untersuchte Hausmittel.
Andresen V, Enck P, Frieling T, et al. [S2k guideline for chronic constipation: definition, pathophysiology, diagnosis and therapy]. _Z Gastroenterol. _2013;51(7):651-672.
Bae SH. Diets for constipation. _Pediatr Gastroenterol Hepatol Nutr. _2014;17(4):203-208.
Cirillo C, Capasso R. Constipation and Botanical Medicines: An Overview. _Phytother Res. _2015;29(10):1488-1493.
Emmanuel AV, Tack J, Quigley EM, Talley NJ. Pharmacological management of constipation. _Neurogastroenterol Motil. _2009;21 Suppl 2:41-54.
Holscher HD. Dietary fiber and prebiotics and the gastrointestinal microbiota. _Gut Microbes. _2017;8(2):172-184.
Trottier M, Erebara A, Bozzo P. Treating constipation during pregnancy._ Can Fam Physician_. 2012;58(8):836-838.