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Zöliakie – Was ist Zöliakie?
Die Zöliakie wird auch als glutensensitive Enteropathie bezeichnet oder manchmal einfach als Glutenunverträglichkeit. Gluten ist ein Bestandteil von vielen Getreidesorten. Bei der Zöliakie ensteht nach dem Verzehr glutenhaltiger Speisen eine Entzündung der Dünndarmschleimhaut. Die Entzündung führt dann zu charakteristischen Symptomen. Symptome sind zum einen Verdauungsbeschwerden, hinzu kommen Beschwerden durch eine ungenügende Aufnahme von Nährstoffen wegen der starken Schleimhautentzündung im Darm. Die Therapie der Zöliakie besteht deshalb in einer lebenslangen glutenfreien Diät.
Das Wichtigste im Überblick
- Bei der Zöliakie wird durch Kontakt mit Gluten eine Schleimhautentzündung des Dünndarms ausgelöst
- Zöliakie-Symptome sind direkte Beschwerden durch die Entzündung (Bauchschmerzen, Durchfall, Bähungen) sowie außerdem Symptome durch die beeinträchtigte Verdauung und Resorption (Mangelerscheinungen)
- Betroffen müssen deshalb lebenslang eine glutenfreie Diät einhalten; die Erkrankung ist aber nicht heilbar
- Zöliakie kann bereits auch bei Babys und Kleinkindern auftreten
- Der Austausch mit anderen Betroffenen unterstützt die Krankheitsverarbeitung
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Welche Symptome können bei Zöliakie auftreten?
Eine gute Kenntnis der möglichen Symptome bei Zöliakie ist hilfreich, um die Erkrankung so früh wie möglich zu erkennen und bei Bestätigung des Zöliakie-Verdachts dementsprechend auch die notwendige Therapie einzuleiten.
Am häufigsten treten Verdauungsbeschwerden auf:
- Fettglänzende, gelblich-graue Durchfälle („Fettstühle“)
- Blähungen
- Broborygmus: Damit sind laute, gluckernde Darmgeräusche gemeint. Die Darmgeräusche lassen sich nicht unterdrücken, sind unter Umständen sehr laut. Sie verursachen auch Bauchschmerzen durch die vielen Gase, die für die lauten Töne verantwortlich sind.
- Trommelbauch: Stark geblähter Bauch, insbesondere über der Gegend zwischen Bauchnabeln und Ansatz des Brustbeins
Allgemeinsymptome sind vor allem durch die beeinträchtigte Aufnahme von Nährstoffen über die geschädigte Dünndarmschleimhaut bedingt:
- Gewichtsverlust; bei Kindern ist zudem auch ein Zurückbleiben im Wachstum durch mangelnde Gewichtszunahme möglich
- Körperliche Schwäche und bleierne Müdigkeit
Weitere körperliche Symptome betreffen eine Vielzahl weiterer Körperregionen:
- Blutarmut (Anämie) durch die mangelnde Aufnahme von Eisen und Folsäure
- Knochenerweichung oder sogar Knochenschwund (Osteopenie und Osteofibrose)
- Schwäche und Kraftminderung in Armen und Beinen
- Missempfindungen, z.B. Kribbeln, Taubheitsgefühle
- Stand- und Gangunsicherheit
- Hauterscheinungen im Rahmen von begleitenden Hauterkrankungen
- Bei Frauen Zyklusunregelmäßigkeiten und Unfruchtbarkeit
- Schmerzhafte Einrisse in den Mundwinkeln
- Blutungsneigung
Die Zöliakie kann auch mit anderen Erkrankungen gemeinsam auftreten, z.B. mit Diabetes mellitus Typ I.
Wie wird die Diagnose Zöliakie gestellt?
Der Verdacht auf Zöliakie kann durch Inspektion des Stuhlgangs (gelblich-grau fettglänzende Stühle, oft mit üblem Geruch) und Untersuchungen des Blutes erhärtet werden. Im Blut kann sich zum einen ein Nährstoffmangel zeigen, darüber hinaus können aber auch Antikörper bestimmt werden, die bei Zöliakie gebildet werden. Antikörper, die bei Zöliakie gefunden werden, gehören zur Klasse der IgA und richten sich gegen Gewebstransglutaminase, Gliadin und Endomysium.
Zur Diagnosesicherung gilt eine Darmspiegelung mit Entnahme von Gewebeproben als absolut notwendig. Es gibt jedoch Bemühungen, Tests zu entwickeln, die die Darmspiegelung ersetzen kann, weil die Untersuchung für den Patienten sehr viel Aufwand bedeutet und oft auch unangenehm ist.
Bei sehr hohem Verdacht auf Zöliakie kann auch eine glutenfreie Diät begonnen werden. Wenn sich die Beschwerden darunter deutlich bessern, ist eine Zöliakie dann sehr wahrscheinlich.
Warum ist eine korrekte Diagnosestellung wichtig?
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Die Diagnosestellung und Einleitung der glutenfreien Diät sind unabdingbar, um Folgeschäden zu vermeiden, denn unbehandelt bleiben die Beschwerden der Zöliake bei dem Betroffenen bestehen. Zöliakie führt außerdem zu einer verringerten Aufnahme von Nährstoffen, fettlöslichen Vitaminen und Mineralstoffen. Die Mangelerscheinungen können für den Betroffenen gravierend sein, durch Nervenschäden, Beeinflussung des Hormonhaushalts und infolgedessen einer deutlichen Herabsetzung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Langfristig bewirkt die dauerhafte Entzündung der Darmschleimhaut zudem ein erhöhtes Risiko für bestimmte Arten von Krebserkrankungen des Verdauungssystems.
Die glutenfreie Diät als Therapie der Zöliakie schränkt Betroffene zwar ein in ihrer Nahrungsmittelauswahl, aber sie bringt dafür auch die Zöliakie und damit die Darmschleimhautentzündung zum Stillstand. Die Nährstoffe werden dann wieder gut resorbiert, und das Risiko für die genannten Krebsformen nähert sich wieder dem von Personen, die nicht an Zöliakie erkrankt sind. Am wichtigsten ist natürlich, dass die glutenfreie Diät zu einer deutlichen Symptomreduktion führt bis dahin, dass der Betroffene wieder beschwerdefrei wird.
Warum ist gerade bei Kindern die frühzeitige Diagnose wichtig?
Kinder sind ganz besonders auf eine gute, ausreichende Nährstoffversorgung angewiesen, weil sie sich noch im Wachstum befinden. Eine unbehandelte Zöliakie führt aber zu einem Mangel an Eisen, Folsäure und Vitaminen, sowie zu Kaloriendefizit und Untergewicht. Das Kind kann dann nicht gut gedeihen, es gerät in Wachstumsrückstand und es kann sogar zur Schädigung von Nervenbahnen kommen.
Können auch Babys und Kleinkinder bereits Zöliakie haben?
Ja. Der Beginn der Erkrankung ist in jedem Lebensalter möglich. Typisch ist ein Beginn zwei bis drei Monate nach der Einführung von getreidehaltiger Nahrung, also gegen Ende des ersten Lebensjahres. Ein weiterer Häufigkeitsgipfel liegt um das 40. Lebensjahr.
Babys können ihre Symptome natürlich selber noch nicht mitteilen. Anhaltende Bauchschmerzen, schlechtes Gedeihen und fettige Stühle können aber auf eine Zöliakie hinweisen.
Ist Zöliakie heilbar?
Nein, Zöliakie entsteht durch zwei Faktoren: Ein körpereigener, genetisch festgelegter Anteil reagiert auf Gluten in der Nahrung. Der zweite Faktor ist das Gluten selber, dass die Entzündung in der Darmschleimhaut triggert. Auf den genetisch festgelegten Anteil hat der Betroffene keinen Einfluss. Die Reaktion auf Gluten bleibt ein Leben lang erhalten. Die einzige Möglichkeit zur vollständigen Symptomreduktion ist daher die glutenfreie Ernährung.
Wie gehen Betroffene mit der Diagnose Zöliakie um?
Die Zöliakie ist eine im Leben einschneidende Diagnose, denn sie erfordert eine lebenslange Umstellung der Ernährung und außerdem gelegentliche ärztliche Kontrollen. Manche Betroffene haben noch weitere Krankheiten, die mit der Zöliakie gemeinsam gehäuft vorkommen, z.B. Diabetes mellitus Typ I oder Schilddrüsenerkrankungen. Im Gegensatz zu Gesunden müssen Zöliakie-erkrankte ihre Mahlzeiten genauer planen und sie achten mehr auf ihre Lebensführung. Dadurch kann sich das Leben deutlich schwerer anfühlen. Betroffene fühlen sich möglicherweise auch allein gelassen, weil sie im Bekanntenkreis die einzigen sind, die Zöliakie haben.
Hilfreich im Umgang mit der Diagnose im Alltag und der Krankheitsbewältigung kann es sein, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Wie gehen andere mit konkreten Fragestellungen um? Welche Einstellung zur Krankheit haben sie und wie sehr lassen sie ihren Alltag von der Zöliakie beeinflussen? Diese Fragen können in Selbsthilfegruppen oder Internetforen gestellt und von anderen Betroffenen beantwortet werden. Selbsthilfegruppen lassen sich z.B. übers Internet finden. Eine andere Möglichkeit wäre, in Spezialpraxen oder –ambulanzen für Ernährungsmedizin nachzufragen, ob Selbsthilfegruppen für Zöliakie dort bekannt sind.
Schuppan, Zimmer: The diagnosis and treatment of celiac disease. In: Deutsches Ärzteblatt Online. Band 110, Nummer 49, 2013, doi: 10.3238/arztebl.2013.0835, S. 835–46.
Herold et al.: Innere Medizin. Eigenverlag 2012, ISBN 978-3-981-46602-7.
Riemann: Gastroenterologie in Klinik und Praxis. Thieme 2007, ISBN 978-3-131-58361-1.