Aphthen an Zunge und Mundschleimhaut
Egal ob in stressigen Lebensphasen oder nach dem versehentlichen Biss auf die Wangenschleimhaut – Aphthen sind schmerzhaft, unangenehm und auf Dauer extrem störend. Treten die Entzündungen im Mund ständig auf, können sie auf eine chronisch rezidivierende Darmerkrankung hinweisen. Doch was genau sind Aphthen, wie entstehen sie und was kann man gegen sie tun?
Was sind Aphthen?
Der Begriff Aphthe leitet sich vom Griechischen aphtha ab und bedeutet Mundausschlag. Ärzte bezeichnen damit gerötete, schmerzhafte entzündliche Bläschen an den Innenseiten der Wangentaschen, den Lippen oder auf der Zunge. Sie sind rundlich bis oval, nach innen vorgewölbt und bei Berührung äußerst schmerzhaft. Schmerzen und das starke Brennen beim Essen und Trinkenschränken die Nahrungsaufnahme damit stark ein. Seltener treten die Aphthen auch an den Schleimhäuten im Genitalbereich auf. Diese sollten unbedingt von einem Arzt abgeklärt werden.
Betrachtet man die Aphthen näher, entdeckt man auf der entzündlich-geröteten Mundschleimhaut dabei einen weißlichen Belag aus Fibrin – einer Art Klebstoff der Gerinnungskaskade, der bei Entzündungsvorgängen im Körper gebildet wird. Nach etwa ein bis zwei Wochen heilen die Aphthen-Bläschen in der Regel von selbst wieder ab.
Sind Aphthen gefährlich?
Bis zu zehn Prozent der Bevölkerung leidet gelegentlich an Aphthen im Mundbereich. In der Vielzahl der Fälle sind diese aber völlig harmlos und bedürfen keiner besonderen Behandlung. Sie heilen nach einer gewissen Zeit wieder von selbst ab. Treten sie häufiger oder in schlimmerem Ausmaß auf, sollten sie ärztlich abgeklärt werden. Mitunter können sie auf eine chronische Krankheit oder einen Defekt des Immunsystems hindeuten. Verschwinden die Aphthen auch über einen längeren Zeitraum von mehreren Wochen nicht, muss zudem eine Entartung des ständig entzündeten Bereichs ausgeschlossen werden.
Wie entstehen Aphthen?
Die meisten Aphthen entstehen ohne ersichtlichen Grund. Die Forschung konnte die genauen Ursachen der klassischen Aphthen bislang noch nicht nachweisen. Als weiterer Grund für Aphten-Bläschen gelten kleine Verletzungen im Mundraum. Diese können durch verschiedenste Reize entstehen. So zum Beispiel
- nach einem unbeabsichtigten Biss in Zunge oder die Mundschleimhaut
- durch das Tragen einer Zahnspange oder Zahnprothese
- durch Inhaltsstoffe aus Zahnpasten wie Natriumlaurylsulfat
- bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie der Glutenintoleranz
- bei Mangel an Vitamin B12, Eisen oder Folsäure
- durch psychischen Stress
- im Rahmen von Haut- und Allgemeinerkrankungen
- bei Infektionen vor allem durch Viren wie das Herpes Simplex Virus
- bei Medikamenteneinnahme
Raucher leiden seltener an Aphten
Anders als bei vielen weiteren Erkrankungen im Mund- und Rachenbereich leiden Raucher seltener an Aphthen als Nichtraucher. Durch den Nikotinkonsum verhornt die Mundschleimhaut eines Rauchers langfristig stärker, wird widerstandfähiger und folglich weniger anfällig für Aphthen.
Wie können Aphthen eingeteilt werden?
Neben einer Einteilung anhand ihrer Entstehung (spontan oder aufgrund einer Virus-Infektion) können Aphthen anhand ihres Erscheinungsbildes eingeteilt werden. Es existieren zwei Formen:
- Eine harmlosere Minor Form mit kleinen Entzündungsbläschen, die nicht größer als ein Zentimeter sind und innerhalb einer Woche wieder abheilen
- Eine schwerwiegendere Major Form mit über einem Zentimeter großen Aphthen, die extrem schmerzhaft sind und über Wochen bis Monate nicht verschwinden
Aphthen als Begleiterkrankung anderer Erkrankungen
Ständig wiederkehrende Aphthen gepaart mit Gelenkschmerzen, Abgeschlagenheit oder anderen körperlichen Symptomen können Zeichen einer chronischen Allgemeinerkrankung sein. Besonders bei chronischen entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn zählen aphthöse Entzündungen der Mundschleimhaut zu den typischen Begleiterscheinungen.
Auch die entzündliche Gefäßerkrankungen Morbus Behcet kann Aphthen vom Major-Typ im Mund- und Genitalbereich auslösen.
Im Zweifel sollte bei häufigen, schmerzhaften Aphthen daher ein Arzt aufgesucht werden, der gegebenenfalls weitere Untersuchungen veranlassen kann.
Sind Aphthen ansteckend?
Gewöhnliche Aphthen werden als nicht-ansteckend angesehen. Mit einer Übertragung beim Küssen oder mit dem Speichel über die Nahrung ist demnach nicht zu rechnen. Eine Ausnahme davon stellt das Herpes Simplex Virus dar. Neben den üblichen Herpesbläschen an den Lippen kann das Virus auch Aphthen im Mundraum verursachen. Diese sind hochansteckend. Wie beim Lippenherpes sollte dann sowohl der direkte Kontakt übers Küssen als auch der indirekte über geteilte Nahrung und gemeinsames Besteck vermieden werden.
Beachte: Das Herpes Simplex Virus kann auch im Körper verbleiben, nachdem Herpesbläschen oder Aphthen längst abgeheilt sind. Selbst Jahre später kann das Virus reaktiviert werden und erneut Symptome verursachen. Während der Ruhephasen ist eine Übertragung des Virus’ übers Küssen oder den Speichel jedoch nicht möglich.
Aphthen im Rahmen einer Gingivostomatitis herpetica
Wird die Entzündung der Mundschleimhaut durch das Herpes-Simplex-1-Virus hervorgerufen, sprechen Ärzte von der sogenannten Mundfäulnis oder Stomatitis aphthosa. Ein weiteres Synonym der Erkrankung ist die Gingivostomatitis herpetica. Dieser Begriff setzt sich aus den lateinischen Definitionen für Zahnfleisch (Gingiva), Mund (Stoma) sowie Entzündung (-itis) zusammen und beschreibt damit eine Entzündung von Zahnfleisch und Mundschleimhaut, die durch das Herpes Virus verursacht ist. Diese Mundentzündung betrifft meist Kinder zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr. Mit starken Schmerzen, Fieber und geschwollenen Lymphknoten verläuft diese Form deutlich heftiger als die klassische Aphthen-Erkrankung von Mund und Zunge.
Wie werden Aphthen behandelt?
Gegen harmlose Aphthen gibt es bislang keine ursächliche Therapie, welche die Entstehung der Entzündungen im Mund verhindern könnte. Eine symptomatische Behandlung der schmerzhaften Entzündungsbläschen ist allerdings möglich. Salben oder Cremes, die innen auf die Mundschleimhaut aufgetragen werden, können die Schmerzen lindern. Ebenfalls existieren Mundspülungen oder Sprays zur direkten Anwendung im Mundinnenraum. Diese Präparate enthalten schmerzstillende Wirkstoffe wie zum Beispiel Lidocain und sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
Im besonderen Fall der Gingivostomatitis herpetica hingegen ist eine Therapie der Ursache möglich. In schweren Fällen sollte deshalb eine Behandlung mit dem gegen Herpes Simplex Viren wirksamen Medikament Aciclovir erfolgen.
Hausmittel gegen Aphthen
Zahlreiche Hausmittel haben sich neben einer guten Mundhygiene gegen Aphthen bewährt. Entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken sollen Mundspülungen mit
- Kamillen- und Salbeitee
- Teebaumöl
- Melisse
Tipp: Bei besonders schmerzhaften oder großen Aphthen können Teebaumöl oder Melissenextrakt auch direkt und unverdünnt auf die Aphthe geträufelt werden.
Schüssler Salze gegen Aphthen
Die unterstützende Wirkung der Schüssler Salze soll bei Aphthen und Entzündungen im Mundraum schnelle Besserung bringen und die körpereigenen Heilprozesse optimal unterstützen. Besonders eignen sich dafür
- Nr. 3 Ferrum
- Nr. 4 Kalium chloratum
- Nr. 5 Kalium phosphoricum
- Nr. 8 Natrium chloratum
- Nr. 12 Calcium sulfuricum
Aphthen während der Schwangerschaft
Schwangere Frauen berichten häufiger von Aphthen und Geschwüren im Mundbereich. Obwohl diese schmerzhaft sind, stellen sie in der Regel keine Bedrohung für Mutter und das ungeborene Kind dar. Ihr Auftreten wird durch die Vielzahl der komplexen Vorgänge während der Schwangerschaft im Körper der Mutter erleichtert. Als mögliche Ursachen gelten
- der veränderte Hormonhaushalt
- Stress
- Vitaminmangelzustände
- das natürlicherweise geschwächte Immunsystem der Mutter während der Schwangerschaft
Aphthen und Halsschmerzen
Unser Mundraum steht offen in Verbindung mit dem Hals- und Rachenbereich. Treten die Aphthen weit hinten im Mund, nahe oder sogar auf den Gaumenmandeln auf, können sie Halsschmerzen, Schluckstörungen und Heiserkeit verursachen. Sind Kinder davon betroffen und klagen zudem über Fieber und ein allgemeines Schwächegefühl, sollten sie einem Kinderarzt vorgestellt werden. Dieser kann die Aphthen von einer behandlungspflichtigen Erkrankung wie einer Mandelentzündung abgrenzen.
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