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Beifuß – Die Heilpflanze
Der Beifuß ist eine Unterart der Gattung Artemisia. Die Bezeichnung leitet sich vom Namen der griechischen Göttin der Fruchtbarkeit Artemis ab. Dieser Bezug kam zustande, weil Mediziner einzelne Arten dieser Heilpflanze bereits in der Antike als gynäkologische Mittel verehrten und nutzten – beispielsweise um die Schmerzen bei einer Geburt zu lindern. Der Beifuß trägt in verschiedenen Regionen und Ländern der Welt unterschiedliche Namen: Besenkraut, Beifußkraut, Gewürzkraut oder Gänsekraut sind nur einige von vielen Bezeichnungen. Heutzutage werden die Wirkstoffe der Beifuß-Arten am häufigsten bei Verdauungsbeschwerden und bei Malaria-Erkrankungen eingesetzt.
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Wie lässt sich Beifuß erkennen?
Die Heilpflanze gehört zur Familie der Korbblütengewächse, die mit mehr als 24.000 Arten und 1.600 Gattungen zu den größten Familien der Blütenpflanzen zählen. In der freien Natur wächst sie in Mittel- und Nordeuropa, in Nordamerika und Asien auf brachen Flächen, an Wegrändern und Zäunen sowie auf Geröll- und Schutthalden. Typisch für den Beifuß sind seine kantigen, rötlich gefärbten Stängel, die bis zu zwei Meter hoch werden können.
Im oberen Teil trägt die Heilpflanze Rispen mit weiß-gelblichen oder roten Blütenkörben sowie fiederspaltige Blätter mit einer dunkelgrün-matten Oberseite und einer filzig-haarigen Unterseite. Aus den Blütenkörben gehen kleine Früchte hervor, die eine graubraune Farbe aufweisen und mit feinen Streifen durchzogen sind.
Treibt die Pflanze einmal keine Blüten aus, ist sie nur schwer zu erkennen und birgt häufig Verwechslungsgefahr mit anderen Pflanzen, darunter zum Beispiel mit dem hochgiftigen Blauen Eisenhut.
Welche Wirkstoffe enthält der Beifuß?
Nachweislich sind es vor allem die in der Pflanze vorkommenden Bitterstoffe, die in klinischen Studien eine positive Wirkung auf die Verdauung erzielen konnten. Als sekundäre Pflanzenstoffe, die eine eigene Wirkstoffklasse bilden, regen sie den Körper an, mehr Magensäure und Speichel zu produzieren. Außerdem stimulieren einige Bitterstoffe die Funktion der Gallenblase, der Bauchspeicheldrüse und der Leber.
Erfahrungsberichten zufolge kann die Heilpflanze Appetitlosigkeit ebenso lindern wie Irritationen der Magengegend, die mit Mundgeruch einhergehen. Auch Beschwerden wie Durchfall und Blähungen könnten sich mit Beifuß behandeln lassen. Allerdings gibt es keine Studien, die eine Wirksamkeit von Beifuß bei diesen Beschwerden belegen.
Weitere Einsatzgebiete
Der in Ostasien und China angebaute Einjährige Beifuß ist eine besondere Form der Heilpflanze.. Für medizinische Zwecke sollen sich die oberen Teile der bis zu drei Meter hohen Pflanze am besten eignen. Die traditionelle Nutzung der heilenden Pflanze geriet lange Zeit in Vergessenheit. Doch im Jahre 1972 entdeckte Forscher den sekundären Pflanzenstoff Artemisinin, der auf den Blättern und Blüten des Einjährigen Beifuß reift, als effektives Mittel zur Bekämpfung von Malaria. Für diese Entdeckung wurde ihm im Jahr 2015 der Nobelpreis für Medizin verliehen.
Artemisinin wirkt nicht nur bei Malaria, sondern auch bei anderen parasitären Erkrankungen wie der Schistosomiasis, Leishmaniasis und Toxoplasmose. Der Erfolg des Wirkstoffes beruht darauf, dass er in den Zellstoffwechsel von Erregern eingreift und sie somit unschädlich macht.
Bezüglich der Anwendung bei Darm- und Verdauungsbeschwerden liegen bisher kaum wissenschaftliche Studien vor, die eine gesicherte Wirksamkeit belegen können.
Sind Nebenwirkungen zu erwarten?
Wichtig: erhöhte Vorsicht für Schwangere bei der Dosierung von Beifußtee
Schwangere oder Mütter, die sich in der Stillzeit befinden, sollten von einer medizinischen Behandlung mit Beifußtee absehen, um das Risiko einer Fehlgeburt zu verringern. Dies gilt insbesondere für die frühen Stadien der Schwangerschaft. Auch bei nicht-schwangeren Frauen kann sich Beifuß auf die Menstruation auswirken.
Wie lässt sich Beifußtee herstellen und anwenden?
Die Anwendung erfolgt in den meisten Fällen mit Tee, der aus den Blättern und Blüten der Pflanze gewonnen wird. Da keine Studien zur genauen Anwendung von Beifuß existieren dienen nur Erfahrungsberichte als Angabe. Demnach genügt ein Teelöffel der Blätter, der mit 200 ml kochendem Wasser aufgegossen wird. Der Aufguss soll nach der Zubereitung rund sieben bis zehn Minuten ziehen. Anschließend wird das Kraut abgesiebt. Es werden mindestens eine und maximal drei Tassen ungesüßten Beifußtee pro Tag empfohlen.
Was müssen Allergiker beachten?
Allergiker sollten ihren behandelnden Arzt konsultieren und die medizinische Therapie abstimmen. Bei Allergikern und empfindlichen Menschen kann die Heilpflanze unter Umständen starke allergische Reaktionen hervorrufen. Ob und wie stark die Reaktionen ausfallen, ist von der individuellen Veranlagung abhängig. Viele Patienten bekommen bei einer Überdosierung lediglich einen leichten Hautausschlag, bei anderen kann Beifuß Asthma auslösen. Je nach Unterart können sich die Reaktionen unterscheiden. Einer Studie des Robert-Koch-Instituts zufolge lösen besonders der Gewöhnliche Beifuß (Artemisia vulgaris) sowie das Beifuß-Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia) mitunter heftige allergische Reaktionen aus. Viele erwachsene Patienten (11,2 Prozent der insgesamt 7.025 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer) weisen mindestens eine Sensibilisierung gegenüber den verwendeten Gesamtextrakten auf.
Wo kann man Beifußtee kaufen?
Es sind überwiegend die Rispen, die zum Verkauf angeboten werden und sich als Speisegewürz eignen. Um einen Tee herzustellen, empfiehlt es sich, getrocknete Blätter oder bereits geschnittene Wurzeln zu verwenden. Diese erhalten Patienten und Konsumenten in Apotheken, bei ausgewählten Kräuter-Händlern oder in spezialisierten Online-Shops.
Hat Beifuß einen Einfluss auf Krebserkrankungen?
Die Wirkung des gewöhnlichen Beifußes beschränkt sich auf den Beitrag der Bitterstoffe zur Verdauung. Andere Arten der Gattung _Artemisia _scheinen jedoch über ein großes pharmakologisches Potenzial zu verfügen und sogar gegen Krebserkrankungen helfen. Der Wirkstoff Artemisinin soll eine hemmende Wirkung auf die Krebszellen besitzen und eine Chemotherapie unterstützen. Allerdings traten bislang noch schwere Leberschäden und weitere Nebenwirkungen auf, sodass bei der aktuellen Studienlage von einer eigenständigen Therapie mit Artemisinin abgeraten wird.
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