Hilfe bei Divertikulose und Divertikulitis
Die Divertikulose ist eine Krankheit, bei der sich Ausstülpungen in der Darmwand bilden. Bei den meisten Menschen verursachen diese Ausstülpungen keine Beschwerden, sodass keine Behandlung erforderlich ist. In manchen Fällen kann es jedoch zu starken Bauchschmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten, oder Entzündungen kommen. Im Fall einer Entzündung spricht man von einer Divertikulitis. Was die Divertikulose und die Divertikulitis auszeichnet, wie man sie erkennt, und wie sie behandelt werden, erfährst du hier.
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Was ist eine Divertikulose?
Stülpt sich die Wand eines hohlen Organs, wie zum Beispiel des Darms, nach außen, sprechen Mediziner von einem Divertikel. Die Wand des Darmes besteht aus mehreren Schichten (von innen nach außen):
- Schleimhaut, die mit dem Nahrungsbrei direkt in Berührung kommt,
- Bindegewebe, das dem Darm Stabilität bietet, und
- Muskeln, die für die Darmbewegung (Motilität) verantwortlich sind.
Je nachdem, wie viele Schichten von der Ausstülpung betroffen sind, spricht man von echten Divertikeln oder falschen Divertikeln (Pseudodivertikeln).
- Echte Divertikel: Von einem echten Divertikel spricht man, wenn sich alle Wandschichten zusammen ausstülpen.
- Falsches Divertikel: Als falsches Divertikel oder Pseudodivertikel bezeichnet man eine Ausstülpung, die nur einzelne Wandschichten betrifft. Meist handelt es sich dabei um die Schleimhaut und das ihr direkt anliegende Bindegewebe.
Bei der Divertikulose handelt es sich um falsche Divertikel, da sich lediglich die Schleimhaut der Darmwand durch Muskellücken in der Muskulatur des Darms hindurch stülpt.
Sobald mehrere Divertikel auftreten, spricht man von einer Divertikulose. Diese hat noch keinen Krankheitswert. Erst, wenn diese Divertikel Symptome oder Komplikationen verursachen, spricht man von einer sogenannten Divertikelkrankheit. Es kann dazu kommen, dass sich Divertikel entzünden. In solchen Fällen bezeichnen Mediziner die entstehende Krankheit als Divertikulitis (die Endung „-itis“ steht in der Medizin für eine Entzündung).
Wie kommt es zur Divertikulose?
Die Ausstülpungen im Darm kommen durch die Kombination verschiedener Faktoren zusammen.
Darminnendruck
Eine große Rolle spielt der Druck, der innerhalb des Darmes herrscht. Er wird als Darminnendruck (intraluminaler Druck) bezeichnet. Man geht davon aus, dass eine gesunde Ernährung wichtig ist, um einen optimalen Darminnendruck aufrecht zu erhalten. Eine ballaststoffarme Ernährung beispielsweise kann dazu führen, dass sich der Druck im Darm erhöht. Durch die Druckerhöhung werden eine Schwächung der Darmwand und damit die Bildung von Divertikeln begünstigt.
Natürliche Schwachstellen der Darmwand
Ein weiterer Faktor für die Entstehung von Divertikeln sind sogenannte natürliche Schwachstellen der Darmwand. Dabei handelt es sich meist um Teile der Darmwand, durch die Blutgefäße eintreten. An diesen Stellen ist die Muskelschicht dünner als im sonstigen Darm und Ausstülpungen können leichter entstehen.
In der westlichen Welt entstehen die Divertikel überwiegend im linksseitigen Teil des Dickdarms, der aufgrund seiner Form als Sigmoideum (Sigma- oder S-förmig) bezeichnet wird. In diesem Teil des Darms gibt es besonders viele Blutgefäße, die natürliche Schwachstellen der Darmwand begünstigen. Außerdem entsteht hier die größte Druck, da dieser Teil des Darms unter anderem durch das „Pressen“ beim Toilettengang stark beansprucht wird. Weil es bei Verstopfung (Obstipation) zum häufigen Pressen kommt, ist das Risiko für die Entstehung von Divertikeln erhöht.
Sind die Ausstülpungen im Darm gefährlich?
Die meisten Divertikel verursachen keine Beschwerden und werden nur per Zufall, zum Beispiel im Rahmen einer Darmspiegelung, entdeckt. Nur bei etwa einem Viertel der Betroffenen führt eine Divertikulose auch zu Symptomen und Komplikationen:
- Divertikelkrankheit
In solchen Fällen spricht man von einer symptomatischen Divertikelkrankheit. Sie zeichnet sich durch Schmerzen im Unterbauch und Stuhlunregelmäßigkeiten aus. Dabei kann es abwechselnd zu Verstopfung und Durchfall kommen. Ärzte vermuten, dass die Divertikel die Beweglichkeit des Darmes (Motilität) behindern und eine herabgesetzte Schmerzschwelle im Darm bedingen. Eine Folge der Divertikelkrankheit sind dann eine Motilitätsstörung und eine erhöhte Empfindlichkeit (Hypersensitivität) des Darms.
- Divertikulitis
Es besteht das Risiko, dass sich ein oder mehrere Divertikel entzünden. Diese als Divertikulitis bezeichnete Erkrankung führt zu starken Schmerzen im Unterbauch. Meist sind diese auf der linken Seite am stärksten. Bei einer untypischen Lage des betroffenen Darmabschnitts kann es aber auch zu Schmerzen kommen, die rechtsseitig oder mittig im Unterbauch gelegen sind. Die Schmerzen setzen plötzlich ein und nehmen schnell an Intensität zu. Zusätzlich treten Veränderungen der Stuhlregelmäßigkeit, und allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber, Übelkeit und Erbrechen auf.
- Divertikelblutung
Bei etwa fünf Prozent der Patienten mit Divertikeln kommt es zur sogenannten Divertikelblutung. Das Blut, das aus dem Divertikel austritt, fällt Betroffenen oft beim Stuhlgang auf. Der Großteil der Divertikelblutungen ist gutartig und stellt sich von selbst wieder ein. In einigen Fällen, in denen die Blutung anhält, kann eine Blutstillung im Rahmen einer Darmspiegelung nötig werden. Tritt Blut im Stuhl auf, sollten immer andere gefährliche Ursachen wie zum Beispiel Darmkrebs abgeklärt werden.
Gibt es Zusammenhänge zwischen einer Divertikulose und dem Reizdarmsyndrom?
Die Beschwerden einer symptomatischen Divertikelkrankheit sind denen eines Reizdarmsyndroms sehr ähnlich. Während eine Divertikulitis, also die Entzündung eines Divertikels, eine eigene und klar abgrenzbare Krankheit darstellt, herrscht unter Medizinern Uneinigkeit, ob es sich bei der symptomatischen Divertikelkrankheit und dem Reizdarmsyndrom überhaupt um unterschiedliche Erkrankungen handelt. Ein Teil der Mediziner geht davon aus, die symptomatische Divertikelkrankheit werde lediglich bei Patienten diagnostiziert, die zwar Divertikel im Darm aufweisen, eigentlich jedoch unter einem Reizdarmsyndrom leiden. Sie sehen die Divertikel dann eher als ein Zufallsbefund, der aber nichts ursächlich mit den Symptomen des Reizdarmsyndroms zutun hat.
Unterschiede der beiden Erkrankungen sind, dass Betroffene des Reizdarmsyndroms entweder zu Durchfall oder Verstopfung neigen, wohingegen Menschen mit Divertikelkrankheit eher über Durchfall klagen. Reizdarmpatienten erfahren zudem häufig Linderung ihrer Beschwerden nach dem Stuhlgang, was Patienten mit Divertikeln nicht beschreiben. Letztere klagen auch häufiger über Schmerzen, die mehr als 24 Stunden anhalten.
Es gibt Hinweise dafür, dass aus einer Entzündung von Divertikeln ein Reizdarmsyndrom entstehen kann. Dieses Phänomen wird im Englischen als „Post-Diverticulitis-IBS“ also „Reizdarm-Syndrom nach Divertikulitis“, bezeichnet. „IBS“ ist die englische Abkürzung für das Reizdarmsyndrom und steht für Irritable Bowel Syndrome.
Wie stellt der Arzt die Diagnose Divertikulose?
Da ein großer Teil der Divertikel keine Beschwerden verursacht, wird die Diagnose häufig zufällig gestellt. Die Ausstülpungen können beispielsweise bei einer Darmspiegelung, die jeder Person spätestens ab dem 55. Lebensjahr zur Darmkrebsvorsorge empfohlen wird, auffallen.
Bei Divertikeln, die Beschwerden verursachen, gibt die Krankengeschichte (Anamnese) dem Arzt wichtige Hinweise für das Vorliegen der Erkrankung. Der Verdacht kann dann mithilfe einer Röntgenuntersuchung oder einer Darmspiegelung (Koloskopie) bestätigt werden.
Wie kann man eine Divertikulose behandeln?
Die Behandlung kann man in drei große Bereiche aufteilen: 1. keine Symptome, 2. Symptome und 3. Entzündung.
- Divertikulose ohne Symptome
Solange die Divertikulose ohne Symptome bleibt, besteht kein Grund für eine Therapie. Um einer Entzündung der Divertikel (Divertikulitis) vorzubeugen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) eine vegetarische und ballaststoffreiche Kost. Die in Obst und Gemüse enthaltenen Ballaststoffe sind hinsichtlich ihrer vorbeugenden Wirkung eher zu empfehlen als Ballaststoffe aus Getreide.
- Symptomatische Divertikelkrankheit
Auch bei einer symptomatischen Divertikelkrankheit kann eine ballaststoffreiche Ernährung gegebenenfalls sinnvoll sein. Es ist aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht eindeutig belegt, dass Ballaststoffe bei der symptomatischen Divertikelkrankheit tatsächlich die Beschwerden verbessern können.
Da Zusammenhänge zwischen der symptomatischen Divertikelkrankheit und dem Reizdarmsyndrom beschrieben werden, kann es helfen, mögliche Auslöser für ein Reizdarm-Syndrom zu identifizieren und zu beseitigen. Außerdem kann man ein Ernährungstagebuch führen, um mögliche Nahrungsmittelunverträglichkeiten aufzudecken.
- Entzündete Divertikel
Entzündete Divertikel (Divertikulitis) werden meist mit Antibiotika behandelt, die in Tablettenform verabreicht werden. Bei einem unkomplizierten Verlauf kann allerdings nach ärztlicher Absprache auf Antibiotika verzichtet werden. Außerdem wird Patienten empfohlen, bis zu einer Besserung der Symptome nur Flüssigkeiten oder Schonkost zu sich zu nehmen. Wird die Divertikulitis mit Antibiotika behandelt, sollte nach zwei bis drei Tagen eine Besserung eintreten.
In besonders schweren Fällen kann es dazu kommen, dass die entzündeten Divertikel im Rahmen einer Operation entfernt werden müssen, um eine Ausbreitung der Entzündung zu verhindern.
Fazit
Die Divertikulose ist eine Erkrankung, die meist harmlos verläuft. Allerdings kann sie im Rahmen von Komplikationen zu Beschwerden wie den typischen Schmerzen im linken Unterbauch führen. Sollten solche Symptome auftreten, empfiehlt es sich, einen Arzt aufzusuchen, um eine schnelle Behandlung der Erkrankung einleiten zu können und andere Krankheiten mit ähnlichen Beschwerden auszuschließen.
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