Darmkrebs
Darmkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Durch Früherkennung und die heutzutage zur Verfügung stehenden Therapien ist ein großer Teil der Darmkrebserkrankungen aber gut behandelbar.
Welche Arten von Darmkrebs gibt es?
Der Darm lässt sich grob in drei Abschnitte unterteilen:
- der Dünndarm schließt sich direkt an den Magen an. Er stellt den längsten Darmabschnitt dar und dient vor allem der Aufnahme von Nährstoffen und Vitaminen aus der Nahrung.
- Auf den Dünndarm folgt der Dickdarm, der vor allem der Wasserresorption aus dem Stuhl dient.
- Der Mastdarm ist der letzte Darmabschnitt und geht in den Analkanal über. In diesem Abschnitt findet keine Aufnahme von Nährstoffen mehr statt, er dient lediglich als Reservoir für den Stuhl vor der Ausscheidung. Für die Kontinenz sind die Schließmuskeln am Ende des Analkanals entscheidend.
Krebserkrankungen des Dickdarms (Kolon) und Mastdarms (Rektum) werden als kolorektales Karzinom bezeichnet. Das kolorektale Karzinom stellt die zweithäufigste Krebserkrankung der Frauen und die dritthäufigste der Männer dar. Im Gegensatz dazu sind Krebserkrankungen des Dünndarms sehr selten.
Über 95 Prozent der bösartigen Krebserkrankungen des Kolons und des Rectums entstehen aus gutartigen Tumoren. Diese gutartigen Tumore der Dickdarmschleimhaut werden als Adenome bezeichnet. Wenn sie bösartig entarten, bezeichnet man sie als Adenokarzinome. Im Gegensatz zu den Adenomen haben die Adenokarzinome die Möglichkeit, Metastasen zu bilden. Daher sind diagnostische Maßnahmen zur Früherkennung so wichtig, um die Tumoren bereits zu erkennen, bevor sie bösartig werden.
Welche Maßnahmen zur Früherkennung von Darmkrebs stehen zur Verfügung?
Die effektivste Maßnahme zur frühzeitigen Erkennung von Veränderungen des Darms stellt die Darmspiegelung (Koloskopie) dar. Die Koloskopie wird ab dem 55. Lebensjahr zur Früherkennung als Standardverfahren eingesetzt und die Kosten für die Untersuchung von den Krankenkassen übernommen. Bei unauffälligem Untersuchungsbefund wird die Untersuchung alle 10 Jahre wiederholt. Nur etwa 10 Prozent der Betroffenen erkrankt vor dem 55. Lebensjahr, mehr als die Hälfte erst nach dem 70. Lebensjahr.
Wenn die Darmspiegelung abgelehnt wird, sollte jährlich ein Test auf Blut im Stuhl durchgeführt werden. Mit dem FOBT (fäkaler occulter Bluttest), auch bekannt als Hämoccult, können Spuren von Blut im Stuhl nachgewiesen werden. Allerdings ist dieser Test nicht sehr spezifisch. Ein positiver Test beweist weder das Vorliegen von Darmkrebs noch schließt ein negativer Test eine tumoröse Veränderung des Darmgewebes aus. Dennoch blutet gesunde Darmschleimhaut nachweislich viel seltener, sodass der Nachweis von Blut im Hämoccult-Test zumindest Hinweis auf eine pathologische Veränderung der Darmschleimhaut geben kann.
Welche Symptome können bei Darmkrebs auftreten?
In den meisten Fällen gibt es keine auffälligen Frühsymptome, die auf eine Erkrankung an Darmkrebs hinweisen würden. Es kann zu Veränderungen des Stuhlgangs kommen – sowohl zu Verstopfung als auch zu Durchfall. Führt ein Tumor zu einer starken Einengung des Darms, kann es auch zu so genannten „Bleistiftstühlen“ kommen. Das heißt, der Stuhl wird an dem Tumor vorbei gepresst und dadurch zu einem dünnen („bleistiftartigen“) Gebilde zusammen gedrückt. Außerdem kann es zu ungewolltem Stuhlverlust bei Luftabgang kommen. Auch Blut im Stuhl kann nicht nur ein Hinweis auf Hämorrhoiden, sondern auch auf einen Tumor sein.
Weitere Symptome, die im Zuge von vielen Tumorerkrankungen und so auch bei Darmkrebs auftreten können, sind Leistungsabfall, Gewichtsverlust, Nachtschweiß und Fieber. Es kann jedoch sein, dass der Krebs lange gar keine Symptome verursacht. Daher ist die Koloskopie zur frühzeitigen Diagnose so wichtig.
Welche Möglichkeiten der Therapie stehen zur Verfügung?
Die drei grundsätzlich zur Verfügung stehenden Optionen sind die Operation, eine Bestrahlung sowie die Chemotherapie. Die Therapie richtet sich nach der genauen Lokalisation des Tumors sowie nach dem Stadium, in dem er diagnostiziert wird.
Die Stadieneinteilung richtet sich nach der Größe des Tumors und nach seiner Eindringtiefe in das Darmgewebe. Außerdem wird der Lymphknotenbefall und die Fernmetastasierung einbezogen, also ob der Darmkrebs schon in andere Organe gestreut hat.
Operation gegen Darmkrebs
Für Darmkrebs im Bereich des Dickdarms gilt: Wenn keine Metastasen vorliegen oder diese ebenfalls operabel sind, sollte der Tumor operativ entfernt werden. Je nach dem, in welchem Bereich des Dickdarms der Tumor sitzt, wird in der Regel die linke oder die rechte Hälfte des Dickdarms entfernt (Hemikolektomie) oder unter Umständen auch der komplette Dickdarm. Da die lebenswichtige Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung bereits im Dünndarm erfolgt, ist ein Leben ohne Dickdarm durchaus möglich.
Chemotherapie gegen Darmkrebs
Sowohl zu diagnostischen als auch unter Umständen therapeutischen Zwecken werden die Lymphknoten im Gebiet des Tumors entfernt und pathologisch untersucht, um festzustellen, ob eine Infiltration von Tumorzellen in die Lymphbahnen stattgefunden hat. Ist dies, der Fall sollte eine Chemotherapie angeschlossen werden. Handelt es sich um einen lokal fortgeschrittenen Tumor, der die Lymphknoten noch nicht befallen hat, kann ebenfalls eine Chemotherapie erwogen werden.Für die Chemotherapie kommen verschiedene klassische Therapieschemata in Frage. Zusätzlich können die Chemotherapeutika auch durch eine Antikörpertherapie ergänzt werden. Studien belegen den gesteigerten Therapieerfolg durch diese Kombination.
Bestrahlung gegen Darmkrebs
Bestrahlung erfolgt im Bereich des Dickdarms nicht. Diese Methode wird jedoch für die Therapie des Mastdarms angewandt, da dieser einer Bestrahlung gut zugänglich ist und hat hier für die Therapie eine große Bedeutung. Dabei wird ab einem fortgeschrittenen Tumorwachstum eine Bestrahlung meist in Kombination mit einer Chemotherapie (als Radiochemotherapie) noch vor der Operation durchgeführt. Dadurch konnte die Lokalrezidivrate um bis zu 50% gesenkt werden. Trotzdem hat die Qualität der operativen Entfernung des Tumors einen entscheidenden Einfluss auf die Prognose. Es wird angestrebt, kontinenzerhaltend zu operieren. Bei ungünstiger Tumorlokalisation ist dies aber unter Umständen nicht möglich, sodass ein künstlicher Darmausgang notwendig werden kann. Oftmals wird auch vorübergehend ein künstlicher Darmausgang angelegt, der jedoch nach Therapie-Ende rückverlagert werden kann. Im Anschluss an die Operation wird zusätzlich auch nochmals eine Radiochemotherapie durchgeführt.
Wie ist die Prognose bei einer Erkrankung an Darmkrebs?
Pauschal lässt sich keine Prognose nennen. Entscheidend ist grundsätzlich, ob der Tumor noch lokal begrenzt ist oder bereits gestreut hat. Wenn weder Lymph- noch Fernmetastasen vorliegen, kann bei adäquater Therapie von einer 5-Jahresüberlebensrate von 90 Prozent ausgegangen werden. Je stärker der Tumor gestreut hat, desto schlechter ist die Prognose. Deswegen wird vor Therapiebeginn auch immer eine Suche nach möglichen Fernmetastasen, z.B. in der Leber, durchgeführt.
Welche Nachsorge wird nach einer Erkrankung an Darmkrebs durchgeführt?
Nach der Diagnose Darmkrebs wird im Blut das Karzinoembryonale Antigen (CEA) bestimmt. Dieses wird als Verlaufsmarker genutzt, da nach Abschluss der Therapie ein Anstieg des CEA auf ein Rezidiv hinweist. Deshalb wird dieser Wert bei lokal fortgeschrittenen Tumoren und bei Lymphknoten-Metastasierung in den ersten zwei Jahren halbjährlich und bis zum fünften Jahr jährlich bestimmt. Sechs bis 12 Monate postoperativ und danach im Abstand von fünf Jahren sollte außerdem eine Koloskopie durchgeführt werden. Beim Rektumkarzinom werden zusätzlich nach drei Monaten eine Computertomographie, in den ersten zwei Jahren alle sechs Monate kleine Darmspiegelungen (Sigmoidoskopie) und jährlich in den ersten fünf Jahren eine Röntgen-Untersuchung des Thorax durchgeführt.
Wie kann man durch den Lebensstil das Risiko einer Darmkrebserkrankung senken?
Das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, kann durch eine gesunde Lebensweise reduziert werden. Dazu zählt eine Ernährung, bei der täglich mindestens 30 Gramm Ballaststoffe mit der Nahrung aufgenommen werden und die viel Obst und Gemüse beinhaltet. Der Verzehr von rotem Fleisch sollte vermieden werden. Auch regelmäßige sportliche Aktivität trägt zur Risikoreduktion bei. Außerdem wirkt sich Übergewicht ungünstig aus. Dabei ist das stammbetonte Fett, das heißt vor allem das Bauchfett, besonders gefährlich. Normalgewicht, also ein BMI (Bodymassindex) unter 25, stellt hingegen einen protektiven Faktor dar.
Auch Alkohol- und Tabakkonsum steigern das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. So haben Studien gezeigt, dass bereits eine wöchentliche Alkoholaufnahme von 100 Gramm Alkohol das Risiko, an einem kolorektalen Karzinom zu erkranken, um 15 Prozent erhöht. Dabei spielt die Art des Alkohols (Wein, Bier etc.) keine Rolle, sondern allein die Menge. Einfluss von Koffeinkonsum konnte hingegen nicht nachgewiesen werden.