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Darmflora aufbauen – Wirkung von Ernährung, Naturheilmitteln und Medikamenten

Dr. med. André Sommer

Dr. med. André Sommer

Wir kann man die Darmflora aufbauen? Wir erklären die Methoden aus der Schul- und Alternativmedizin und fassen aktuelle Forschungsergebnisse zu gesundheitsfördernden Bakterien zusammen. Ihre Abgrenzung ist schwierig und häufig fließend, aber wichtig zum Verständnis der Wirkmechanismen. In den folgenden Textabschnitten stellen wir die wichtigsten und vielversprechendsten Präparate mit ihren Anwendungsbereichen und Risiken zum Aufbau der Darmflora vor.


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Woraus besteht die Darmflora?

Darmflora (Darm-Mikrobiota) bezeichnet die Gesamtheit aller Mikroorganismen in unserem Darm. Den größten Teil machen Bakterien der Stämme Bacteroidetes und Firmicutes aus. Andere Stämme sind seltener, doch in den letzten Jahren immer mehr ins Interesse von Wissenschaftlern gerückt. Die Forscher interessiert besonders die Unterscheidung von schädlichen und gesundheitsfördernden Bakterien. In Abbildung 1 ist eine Kategorisierung aus aktuellen Studienergebnissen dargestellt.

darmflora aufbauen

Abb.1: Schematische Darstellung der Darmflora eines Erwachsenen

Je weiter unten auf der Skala aufgelistet, desto größer ist das Vorkommen des Bakteriums in der Darmflora eines Gesunden. In den Kästen auf der linken Seite stehen schädliche, und auf der rechten Seite gesundheitsfördernde Bakterien („schädlich“ und „gesundheitsfördernd“ eventuell als Text in die Grafik einfügen). Ragt ein Kasten zu beiden Seiten über die mittlere Skala, so sind beide Effekte beschrieben.

Wie können Bakterien gesundheitsfördernd sein?

Ein Bakterium im Darm kann über folgende Mechanismen zur Gesundheit beitragen:

  • Anregung des Stoffwechsels durch Abgabe von fermentierten Kohlenhydraten
  • Bildung von Vitaminen
  • Bildung von Abwehrstoffen (Defensine)
  • Hemmung von Krankheitserregern (Pathogene) über Entzündungsmediatoren und Rezeptoren

Gesundheitsfördernde Bakterien dürfen nicht:

  • krankheitserregend sein
  • giftige Stoffe abgeben

Mit welchen Mitteln kann die Darmflora aufgebaut werden?

Ernährung und Präbiotika

Das Wachstum der gesundheitsfördernden Bakterien kann am einfachsten über die Ernährung beeinflusst werden. In Studien schneidet bisher die mediterrane Kost am besten ab. Die alternative Medizin empfiehlt darüber hinaus auch Präbiotika. Präbiotika sind nicht-verdaubare Nahrungsbestandteile, die im Darm besonders lange vorhanden bleiben und das Wachstum gesundheitsfördernder Bakterien stimulieren. Ein Expertengremium der Weltgesundheitsorganisation WHO nannte in einer Veröffentlichung 2017 folgende Moleküle als nachgewiesen präbiotisch wirksam:

  • Fruktane und Galaktane (Frukto- und Galakto-Oligosacharide)
  • Inulin
  • Laktulose
  • Polydextrose

Die WHO konnte aufgrund mangelnder Studien keine Empfehlungen zu Dosierungen und Indikationen von Präbiotika aussprechen. Sie definierte nur wenige Nahrungsbestandteile als Präbiotika, da für andere Stoffe noch nicht ausreichend Studien vorhanden sind. Eventuell könnten folgende Nahrungsbestandteile später in die Liste aufgenommen werden:

  • Konjugierte Linolsäure
  • mehrfach ungesättigte Fettsäuren
  • menschliche Muttermilch
  • Oligosacharide –  z.B. Xylooligosacharide, Mannooligosacharide
  • Phenole
  • sekundäre Pflanzenstoffe
  • leicht fermentierbare Ballaststoffe

Probiotika und Synbiotika

Probiotika sind Medikamente, die ausgewählte Bakterienspezies beinhalten. Schulmediziner setzen sie bei Reizdarmsyndrom, Verstopfung oder Durchfall ein. Gesunden Patienten ohne Darmbeschwerden wird die Einnahme nicht empfohlen, denn es fehlt an Studien zu möglichen Nebenwirkungen. Synbiotika sind eine Kombination aus Präbiotika und Probiotika. Nur wenige Studien untersuchen ihren Einsatz am Menschen. Ein Arzt muss daher individuell Risiken und Nebenwirkungen für den Patienten abwägen.

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Weitere Mittel der Alternativmedizin

Produkte aus der Heilmedizin enthalten meist Pflanzenstoffe, zum Beispiel aus:

  • Artischocken
  • Kartoffeln
  • Hülsenfrüchten
  • Zwiebeln
  • Schwarzwurzeln
  • Pastinaken
  • Apfelschale
  • Cranberry

Der positive Effekt auf die Darmflora wird mit einzelnen Ballaststoffen erklärt. Ballaststoffe sind Nahrungsbestandteile, die gar nicht oder nur sehr eingeschränkt verdaut werden. Abgesehen von den oben definierten Präbiotika, sind die Effekte anderer Ballaststoffe auf die Darmflora nicht bewiesen. Studien zu Indikationen, Einnahmemengen oder Risiken fehlen. Ebenfalls unzureichend untersucht für den Aufbau der Darmflora ist der Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln mit Inhaltsstoffen wie:

  • Enzyme
  • Biotin
  • zellfreie Lösungen lysierter Bakterienstämme
  • mikrokristalline Zellulose
  • Sauermilchmolkenpulver
  • Maltodextrin
  • Maisstärke

Wie wirken Präbiotika?

Jedes Präbiotikum hat andere Effekte auf die Darmflora. Eine allgemeingültige Aussage zum Wirkmechanismus ist daher nicht möglich und wird auch für die einzelnen Präparate stark diskutiert. Am häufigsten werden in der Fachliteratur folgende gesundheitsfördernde Effekte beschrieben:

Präbiotika

  • reduzieren die Häufigkeit und Länge von infektiösem Durchfall und Antibiotika-assoziierten Durchfall
  • reduzieren die Entzündung und Symptome in chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
  • haben schützende Effekte vor Darmkrebs
  • erhöhen Verfügbarkeit und Aufnahme von Mineralien (Calcium, Magnesium, Eisen)
  • reduzieren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • erhöhen die Sättigung und fördern Gewichtsverlust
  • schützen vor Übergewicht

Welche Nahrungsmittel und Medikamente bauen die Darmflora auf?

In europäischen und amerikanischen Leitlinien zur Ernährung stehen derzeit keine Empfehlungen zur Einnahme von Prä- oder Probiotika bei Gesunden. Präbiotika sind in einigen Lebensmitteln natürlicherweise vorhanden oder werden künstlich hinzugegeben. Fruktane, Galaktane und Inuline gelten als sichere Nahrungszusätze.

Fruktane (Frukto-Oligosacharide, ScFOS)

Der gesundheitsfördernde Effekt liegt bei den Fruktanen vor allem im erhöhten Wachstum der Bifidobakterien im Darm. In einigen Studien konnte die Einnahme von 3 g Fruktanen zum Frühstück die Calcium-Absorption bei jungen Erwachsenen erhöhen. Im Durchschnitt nehmen wir täglich ca. 1-5 g Fruktane über die Nahrung auf. Sie sind hauptsächlich in pflanzlichen Lebensmitteln zu finden:

Pflanze Frukto-Oligosacharide in g / 100 g
Topinambur (roh) 20
Knoblauch 16
Artischocke 2
Zwiebel (roh) 1-8
Weizen 1-4
Banane 1

Galaktane (Galakto-Oligosacharide, GOS)

Galaktane bestehen aus aneinandergereihten Galaktose- und Glukosemolekülen. Sie befinden sich in menschlicher Muttermilch und passieren Mund, Magen und Dünndarm und werden erst von Bifidobakterien und Laktobazillen im Dickdarm verstoffwechselt. Sie können industriell mithilfe des Enzyms ß-Galaktosidase aus Laktose hergestellt werden. Künstlich beigemischte Galaktane finden sich am häufigsten in Babynahrung. Einige Studien an Erwachsenen konnten zeigen, dass Galaktane das Wachstum von Bifidobakterien fördern und die Calcium-Aufnahme im Darm verbessern können.

Inuline

Inuline sind eine Untergrupppe der Fruktane. Sie sind in ähnlichen Pflanzen enthalten wie Fruktane und besonders in essbaren Wurzelknollen von Yacón und Chicoreé. Inuline stimulieren das Wachstum von Bifidobakterien im Darm. Darüber hinaus erforschen Wissenschaftler derzeit mögliche positive Effekte und Mechanismen bei Patienten mit infektiösem Durchfall, Reizdarmsyndrom, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und Darmkrebs.

Laktulose

Laktulose ist ein synthetisch hergestelltes Molekül aus Milch- und Fruchtzucker. Normalerweise kommt es in unserer Nahrung nicht vor. Laktulose entsteht in geringer Konzentration bei der Erhitzung von Milch oder industriell beim Einsatz bestimmter Enzyme. Es hält Wasser im Darm zurück und wirkt daher abführend. Ärzte setzen Laktulose bei Verstopfung und bei Leber-Hirn-Störungen (hepatische Enzephalopathie) ein. Als Präbiotikum soll Laktulose vor allem das Wachstum der Bifidobakterien fördern und schädliche Bakterienenzyme hemmen. Für den Aufbau der Darmflora ist das Arzneimittel Laktulose in Deutschland nicht zugelassen.

Polydextrose

Polydextrose ist ein Zusatzstoff in Lebensmitteln, der nicht präbiotischen Effekten dient. Sie wird als Träger- und Füllstoff oder als Feuchthaltemittel eingesetzt. Außerdem hat Polydextrose einen süßlichen Geschmack. Die Lebensmittelindustrie setzt den Stoff daher in Backwaren, Süßigkeiten und süßen Getränken ein. Der vermehrte Verzehr dieser Produkte zum Aufbau der Darmflora ist nicht empfohlen. Der gesundheitsfördernde Effekt von allein Polydextrose könnte über Bifidobakterien im Dickdarm vermittelt werden, die den Stoff zu kurzkettigen Fettsäuren abbauen.

Muss die Darmflora nach Antibiotika-Einnahme gestärkt werden?

Als Tablette eingenommene Antibiotika müssen den Darm passieren, bevor sie an ihrem Wirkort schädigende Bakterien abtöten. Auf ihrem Weg können sie potenziell auch die Zahl gesundheitsfördernder Bakterien reduzieren. Es ist unklar, welche und wie viele Bakterien im Darm von Antibiotika eliminiert werden. Ärzte empfehlen keine Einnahme von Prä- oder Probiotika und auch keine Darmsanierung bei beschwerdefreien Patienten, die erfolgreich therapiert wurden. Stattdessen ist eine langfristige Ernährungsumstellung zu mediterraner Kost sinnvoll, da sie weniger Risiken birgt und gut verträglich ist.

Wichtiges auf einen Blick:

  • Darmbakterien lassen sich schwer in die Kategorien gesundheitsfördernd und schädigend einteilen
  • die beste Methode zum Aufbau der Darmflora ist eine Ernährungsumstellung, z.B. auf mediterrane Kost
  • Fruktane und Inulin sind nachgewiesen präbiotisch wirksam und in pflanzlichen Nahrungsmitteln enthalten
  • Probiotika und Laktulose sind Arzneimittel und sollten nur nach Absprache mit einem Arzt eingenommen werden
  • Zu alternativmedizinischen Präparaten fehlen meist Studien zum Nutzen-Risikoprofil
  • nach komplikationsloser Antibiotika-Einnahme reicht gesunde Ernährung zur Stärkung der Darmflora aus, Prä- und Probiotika-Präparate sind nicht indiziert

Cho, S. S., & Finocchiaro, T. (Eds.). (2009). Handbook of prebiotics and probiotics ingredients: health benefits and food applications. CRC Press. Online https://www.crcpress.com/Handbook-of-Prebiotics-and-Probiotics-Ingredients-Health-Benefits-and/Cho-Finocchiaro/p/book/9781420062137

Gibson, G. R., Hutkins, R., Sanders, M. E., Prescott, S. L., Reimer, R. A., Salminen, S. J., … & Verbeke, K. (2017). Expert consensus document: The International Scientific Association for Probiotics and Prebiotics (ISAPP) consensus statement on the definition and scope of prebiotics. Nature Reviews Gastroenterology and Hepatology, 14(8), 491. Online abgerufen am 25.03.2018 unter https://www.nature.com/articles/nrgastro.2017.75

Apolinário, A. C., de Lima Damasceno, B. P. G., de Macêdo Beltrão, N. E., Pessoa, A., Converti, A., & da Silva, J. A. (2014). Inulin-type fructans: a review on different aspects of biochemical and pharmaceutical technology. Carbohydrate polymers, 101, 368-378. Online abgerufen am 25.03.2017 unter https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0144861713009739?via%3Dihub#bib0055

Sanders, M. E., Lenoir‐Wijnkoop, I., Salminen, S., Merenstein, D. J., Gibson, G. R., Petschow, B. W., … & Pot, B. (2014). Probiotics and prebiotics: prospects for public health and nutritional recommendations. Annals of the New York Academy of Sciences, 1309(1), 19-29. Online abgerufen am 25.03.2017 unter https://nyaspubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/nyas.12377

Dr. med. André Sommer

Dr. med. André Sommer

Ich arbeite als Arzt in Berlin. Mit Cara Care haben haben wir in Form einer App deinen ganzheitlichen Begleiter bei Verdauungsbeschwerden entwickelt. Finde HIER heraus, welches unserer Medizinprodukte für dich in Frage kommt und verbessere deine Symptome und deine Lebensqualität!

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