Eosinophile Ösophagitis – Wichtige Informationen über die Speiseröhrenentzündung
Die eosinophile Ösophagitis ist eine chronische Erkrankung der Speiseröhre, bei der es aufgrund einer Fehlaktivierung unseres Abwehrsystems zu einer Entzündungsreaktion mit eosinophilen Granulozyten kommt. Die Erkrankung wurde vor 25 Jahren zum ersten Mal beschrieben, und zählt heute zu den häufigsten Erkrankungen der Speiseröhre. Die bekanntesten Symptome sind Schluckstörungen und eingeklemmte Speisereste. Im letzten Jahr veröffentlichte die Europäische Gesellschaft für eosinophile Ösophagitis (EUREOS) eine neue Leitlinie mit Schwerpunkten zur Diagnose und Therapie. Wir fassen in diesem Artikel die wichtigsten Punkte dieser Leitlinie mit ergänzenden Hintergrundinformationen zusammen.
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Was bedeutet eosinophile Ösophagitis?
Die Ösophagitis bezeichnet eine Entzündung der Speiseröhre (lat. Ösophagus). Bei der eosinophilen Ösophagitis verbleiben über einen längeren Zeitraum Abwehrzellen in der Schleimhaut. Wenn man sich eine Gewebeprobe der Speiseröhre unter dem Mikroskop anschaut, dann fällt bei Patienten mit eosinophiler Ösophagitis besonders eine Subgruppe der weißen Blutkörperchen auf: die eosinophilen Granulozyten. Alle Granulozyten werden im Knochenmark gebildet und dann in die Blutbahn abgegeben. Wenn sie sich mit dem Farbstoff Eosin (altgriechisch „Morgenröte“) rotorange anfärben lassen, dann handelt es sich um eosinophile Granulozyten. Normalerweise steuern sie allergische Reaktionen und bekämpfen Parasiten oder Viren.
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Bei einigen Erkrankungen werden Mediatoren freigesetzt, die ausgewählte Zellen des Abwehrsystems aktivieren. In einigen Fällen werden daraufhin eosinophile Granulozyten in die Schleimhautoberfläche der Speiseröhre gelockt. Bei der Diagnosestellung einer eosinophilen Ösophagitis ziehen Ärzte folgende anderen Erkrankungen in Betracht (Verwechslungspotenzial):
- Morbus Crohn
- Eosinophile Gastroenteritis
- Bewegungsstörung der Speiseröhrenmuskulatur (Achalasie)
- Infektionen, besonders durch Parasiten
- Hypersensitivitäten gegenüber Medikamenten
- Entzündliche Erkrankungen der Blutgefäße (Vaskulitiden)
- Pemphigoid
- Bindegewebserkrankungen
- Abstoßungsreaktion (Graft-versus Host Erkrankung)
Bei wem tritt die eosinophile Ösophagitis auf?
Die Erkrankung ist in allen Altersklassen möglich. Am häufigsten sind Menschen im späten Jugendalter und Erwachsene zwischen dem 30. Und 50. Lebensjahr betroffen. Bei Männern ist das Erkrankungsrisiko zwei- bis dreifach erhöht. Zwillingsstudien belegen eine genetische Komponente, aber Umweltfaktoren scheinen einen größeren Einfluss auf die Krankheitsentstehung zu haben. Als mögliche Begleiterkrankungen einer sind Rhinitis, Asthma, Ekzeme und Lebensmittelallergien bekannt.
Was sind die Symptome?
Bei der eosinophilen Ösophagitis kommt es durch eine chronische Entzündung zu morphologischen Veränderungen der Speiseröhre. Ihr Lumen wird durch Verdickungen in der Wand eingeengt, sodass weniger Platz für den Nahrungsbrei bleibt.
Symptome bei Kindern:
- Entwicklungsstörungen
- Erbrechen
- Aufstoßen von Magensäure
- Würgereiz
- Nahrungsverweigerung
Symptome bei Erwachsenen:
- Schluckstörungen
- eingeklemmte Speisereste
- Erbrechen
Wie ist der Krankheitsverlauf einer eosinophilen Ösophagitis?
Derzeit ist unklar, ob die eosinophile Ösophagitis in allen Fällen eine lebenslang fortschreitende Erkrankung ist. Bei unbehandelten Patienten bleibt in der Regel die Speiseröhren-Entzündung und damit auch die Symptomatik bestehen. Gleiches gilt für Patienten, die eine Therapie beginnen und vorzeitig beenden. Viele Patienten leiden unter reduzierter Lebensqualität und psychosozialen Einschränkungen, die sich unter Behandlung jedoch häufig bessern. Bei einer eosinophilen Ösophagitis und gleichzeitig bestehendem Barrett-Ösophagus besteht kein erhöhtes Risiko für die Entstehung eines bösartigen Tumors.
Wie wird die Diagnose “Eosinophile Ösophagitis”gestellt?
Zur Diagnosestellung müssen kleine Gewebestücke von verschiedenen Stellen der Speiseröhre entnommen werden (Stufenbiopsie). Dafür schiebt der Arzt einen biegsamen Schlauch mit einem Licht und einer Videokamera in die Speiseröhre (Endoskopie). So können auch Aussehen, Verengungen und Organumbau beurteilt werden. Ärzte nutzen den gleichen Eingriff, um den Therapie-Erfolg zu bewerten. In Zukunft könnten vielleicht Biomarker aus dem Speiseröhrensekret zum Therapie-Monitoring verwendet werden. Bisher fehlen hierzu noch Daten aus groß angelegten Studien.
Wie wird die eosinophile Ösophagitis therapiert?
Die größten Erfolgsaussichten zur initialen Therapie haben lokale Glukokortikoide. Eine andere mögliche initiale Möglichkeit sind Protonen-Pumpen-Inhibitoren. Die beiden genannten Therapien können die Veränderungen in der Speiseröhre teilweise wieder umkehren. Diätetische Intervention bleiben meist eine Reserve-Therapie, wenn anderen Optionen ausgeschöpft sind.
Abb. 1: Therapeutisches Vorgehen bei der Eosinophilen Ösophagitis
Welche Medikamente werden gegen die Eosinophile Ösophagitis eingesetzt?
Lokale Steroide
Die Anwendung von Fluticason oder Budesonid ist mit Abstand die wirkungsvollste, wissenschaftlich nachgewiesene Therapieoption. Sie sind als Spray oder Suspension zum Trinken erhältlich. Sie gelten als sichere und nebenwirkungsarme Arzneimittel. Die Anwendungszeit variiert zwischen sechs und zwölf Wochen. In laufenden Studien wird derzeit auch die zweiwöchige Einnahme von Budesonid-Tabletten getestet, die ausschließlich in der Speiseröhre wirken sollen.
Systemische Steroide
Systemische Steroide werden als Tablette eingenommen und wirken an vielen verschiedenen Angriffsstellen im gesamten Organismus. Daher werden sie viel seltener angewandt und sind in den neuen Leitlinien von 2017 explizit nicht empfohlen. Sie haben ein ungünstigeres Nebenwirkungsprofil und bieten im Vergleich keine Vorteile gegenüber lokalen Steroiden.
Protonen-Pumpen-Inhibitoren (PPI)
Der Einsatz von PPI ist bei Reflux-Symptomen oder Reflux-Läsionen in der Speiseröhre indiziert. Reflux-Läsionen entstehen, wenn über einen längeren Zeitraum Magensaft in die Speiseröhre gelangt und dort zu Schädigungen der Schleimhaut führt. PPI führen bei 50 Prozent der Patienten zum Rückgang der Gewebeschädigung und bei mehr als 60 Prozent zu einer Verbesserung der Beschwerden. Bisher finden sich keine sicheren Indizien, die vorhersagen können, ob die Therapie mit PPI anschlägt.
Welche Ernährung oder Diät hilft bei einer Eosinophilen Ösophagitis?
Eine Vermeidung eosinophiler Ösophagitis auslösender Nahrungsmittel über einen definierten Zeitraum, kann zu einer dauerhaften Beschwerdefreiheit führen. Es lassen sich drei dietätische Behandlungsmöglichkeiten unterscheiden:
- empirische Eliminationsdiät
- Elementardiät
- allergietestbasierte Eliminationsdiät
Empirische Eliminationsdiät
Wenn eine diätetische Therapie gewählt wird, dann ist die 6-Food-Eliminationsdiät meist Mittel der ersten Wahl. Sie verringert die Aufnahme der häufigsten Nahrungsmittelallergene:
- Kuhmilchprotein
- Weizen
- Eier
- Soja
- Nüsse
- Fisch/Meeresfrüchte
Die Diät muss für sechs Wochen durchgeführt werden. Anschließend können die Nahrungsmittel schrittweise wiedereingeführt werden. In dieser Periode sind zahlreiche endoskopische Eingriffe zur Beurteilung der Speiseröhre notwendig. Zwar liegen die Ansprechraten mit 60–85 Prozent recht hoch, allerdings erfordert die Therapie einen sehr hohen Zeitaufwand und eine ausgezeichnete Mitarbeit durch den Patienten. Viele Patienten erleben die Eliminationsdiät als äußerst einschränkend. Daher wird sie heutzutage nur noch als Reservetherapie angeboten.
Elementardiät
Hier nimmt der Patient ausschließlich flüssiger aminosäurebasierter Formula-Lösung zu sich. Auf alle anderen Nahrungsmittel muss komplett verzichtet werden. Eine solche Diät ist sehr drastisch und nur über nur einen sehr kurzen Zeitraum durchführbar. Sie gilt als absolute Reservetherapie, obwohl sie die höchste Effektivität im Vergleich zu allen anderen Therapieformen hat. Die Formula-Lösung hat einen bitteren Geschmack, daher muss bei Kindern in der Regel sogar eine Magensonde gelegt werden.
Allergietestbasierte Eliminationsdiät:
Mittels drei verschiedener Testverfahren können allergieauslösende Nahrungsmittel gefunden werden:
- Prick-Test
- Patch-Test
- IgE-spezifischer Bluttest
Die allergieauslösenden Nahrungsmittel werden komplett vermieden. Die eosinophile Ösophagitis verbessert sich unter dieser Therapieform bei einem Drittel der Erwachsenen und bei der Hälfte der Kinder. Als Standardverfahren ist das Allergie-Screening jedoch nicht empfohlen. Dafür gibt es zwei Gründe:
- häufig werden in den Test Allergene gefunden, die nicht krankheitsauslösend sind
- häufig werden die krankheitsauslösenden Allergene in den Test nicht gefunden
In den letzten Jahren wurden auch 4-Food (Kuhmilch, Weizen, Eier, Hülsenfrüchte) und 2-Food (Tiermilch, glutenhaltige Zerealien) Diäten evaluiert, aber sie zeigten schlechtere Erfolgsraten hinsichtlich der Entzündungsreaktion in der Speiseröhre.
Bystrom, J., & O’shea, N. R. (2014). Eosinophilic oesophagitis: clinical presentation and pathogenesis. Postgraduate medical journal, postgradmedj-2012. Online abgerufen am 04.05.2017 unter http://pmj.bmj.com/content/90/1063/282.long
Miehlke, S., Schlag, C., Storr, M., & von Arnim, U. (2018). Eosinophile Ösophagitis Update 2017: Neue Leitlinien der europäischen Studiengruppe EUREOS. Zeitschrift für Gastroenterologie, 56(02), 139-150. Online abgerufen am 04.05.2017 unter https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0043-121349