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Antihistaminika

Dr. med. André Sommer

Dr. med. André Sommer

Antihistaminika sind eine Arzneimittelgruppe, die unter anderem antiallergisch wirken. Kommt es zur überschießenden Wirkung von Histamin, können Antihistaminika helfen, die Beschwerden zu lindern. Insbesondere bei starken allergischen Reaktionen ist dies von großer Wichtigkeit.


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Wie wirken Antihistaminika?

Histamin bindet im Körper an verschiedene Arten von Histamin-Rezeptoren, nämlich die H1-Rezeptoren und die H2-Rezeptoren. Obwohl die Medikamente Antihistaminika heißen, hemmen die Wirkstoffe nicht direkt Histamin. Sie binden vielmehr an den Histamin-Rezeptor und blockieren dadurch die Bindungsstelle. Sie verhindern somit, dass Histamin binden kann – Histamin kann seine Wirkung deshalb nicht entfalten. Dies nennt man kompetitiven Antagonismus. Anders als Histamin bewirken die Pharmaka in der Zelle jedoch keine Reaktion.

Welche Gruppen von Antihistaminika gibt es?

Da es zwei Histamin-Rezeptor-Typen gibt und diese verschiedene Prozesse im Körper in Gang setzen, gibt es auch für beide Rezeptoren spezifische Medikamente. Bei H1-Rezeptorblockern unterscheidet man zusätzlich zwischen der ersten Generation und der neueren zweiten Generation von H1-Antihistaminika. Die zweite Generation gelangt weniger gut ins Gehirn und wird deswegen bevorzugt, wenn keine dämpfende Wirkung gewünscht ist. H2-Rezeptorblocker haben in der medizinischen Behandlung durch neuere Medikamente an Bedeutung verloren.

Wann findet welches Antihistaminikum Anwendung?

H1-Rezeptorblocker

H1-Antihistaminika kommen vorwiegend zur Therapie von Allergien zum Einsatz. Bei Allergien kommt es durch die Vermittlung von Histamin am H1-Rezeptor zu den folgenden Symptomen:

  • Verengung der Luftwege in den Lungen (Bronchokonstriktion) mit Atemnot
  • Erhöhung der Durchlässigkeit der Gefäße (Gefäßpermeabilität) mit Rötung und Schwellung

Die Gabe von H1-Rezeptorblockern führt zur Hemmung der beschriebenen Prozesse. Weitere Wirkungen sind:

  1. Generation: Schlafmittel, gegen Übelkeit und Erbrechen (Antiemetikum), auch anti-allergisch, gegen Juckreiz, bei allergischem Schock (anaphylaktischer Schock)
  2. Generation: Antiallergikum, gegen Juckreiz

Zur Behandlung von Allergien werden H1-Rezeptorblocker der zweiten Generation bevorzugt. Diese wirken weniger dämpfend (sedierend) als die Medikamente der ersten Generation. Das liegt daran, dass sie ihre Wirkung nicht so stark an H1-Rezeptoren im Gehirn entfalten.

H2-Rezeptorblocker

antihistaminika-anwendungIm allergischen Schock werden H2-Rezeptorblocker zusätzlich zu H1-Rezeptorblocker verabreicht. Weiterhin kommen H2-Rezeptorblocker auch zur Behandlung von Beschwerden bei Histaminintoleranz zum Einsatz, beispielsweise wenn nach übermäßigem Konsum von histaminreichen Lebensmitteln Sodbrennen und Verdauungsbeschwerden auftreten. Früher wurden sie zudem auch zur Behandlung von Magengeschwüren und Sodbrennen eingesetzt. Da es inzwischen allerdings effektivere Medikamente gibt, zum Beispiel Protonenpumpeninhibitoren, finden die H2-Rezeptorenblocker hierfür aber nur noch selten Anwendung.

Ich bin Allergiker. Brauche ich ein Notfallset?

Da die Verengung der Atemwege lebensbedrohlich sein kann, sollten Allergiker und Asthmatiker stets ein Notfall-Set bei sich tragen. Dieses beinhaltet neben Antihistaminika auch einen Adrenalin-Selbstinjektor und kortisonhaltige Medikamente.

Welche Medikamente wirken antihistaminerg?

Gruppe Antihistaminikum Medikament Anwendung
H1-Rezeptorblocker 1. Generation Dimetinden
Diphenydramin
Meclozin
Promethazin
Clemastin
Dimenhydrinat
Schlafmittel
Antiemetikum (Übelkeit, Erbrechen)
allergischer Schock
H1-Rezeptorblocker 2. Generation Loratadin
Cetirizin
Azelastin
Fexofenadin
Antiallergikum
Juckreiz
H2-Rezeptorblocker Ranitidin
Cimetidin
Magengeschwüre
Sodbrennen
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Erhalte ich Antihistaminika rezeptfrei?

Ja, einige Präparate sind auch rezeptfrei (nicht verschreibungspflichtig) in der Apotheke erhältlich. Dazu gehören vor allem die Antihistaminika der zweiten Generation. Sie werden für die Behandlung allergischer Reaktionen beispielsweise bei Heuschnupfen angewendet. Die Produkte enthalten hauptsächlich die Wirkstoffe Cetirizin und Loratadin. Antihistaminika gibt es als Tabletten, Tropfen, Sirup, Nasenspray und Augentropfen. Am besten lässt du dich in der Apotheke oder bei deinem Arzt dazu beraten. Bei schweren allergischen Reaktionen mit starkem Juckreiz (Pruritus) oder schwerem Hautausschlag (Nesselsucht) kann der Arzt die Medikamente aber auch auf einem Kassenrezept verordnen. Solltest du unter den Beschwerden des Heuschnupfens stark leiden, kommt außerdem eine Desensibilisierung (auch Hyposensibilisierung) in Betracht. Dabei handelt es sich um eine schrittweise Gewöhnung des Körpers an den Stoff, den der Körper als fremd empfindet (Allergen).

Warum machen Antihistaminika müde?

Insbesondere Antihistaminika der ersten Generation gelangen über die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn und binden dort an Histaminrezeptoren. Dies wiederum bewirkt in über zehn Prozent der Fälle eine Sedierung (Dämpfung). In manchen Fällen wird sich diese Eigenschaft jedoch auch zu Nutze gemacht. Die Antihistaminika zweiter Generation sind auf Grund ihrer anderen chemischen Beschaffenheit weniger gehirngängig. Daher werden sie bevorzugt bei allergischen Reaktionen eingesetzt. Sie können in manchen Fällen zu leichter Müdigkeit führen. Generell sind die Antihistaminika der zweiten Generation (z.B. Loratadin, Cetirizin) jedoch gut verträglich. Nimmst du regelmäßig Antihistaminika kannst du sie trotzdem zur Sicherheit beispielsweise am Abend einnehmen.

Welche weiteren Nebenwirkungen haben Antihistaminika?

Antihistaminika können, wie alle wirksamen Medikamente, auch Nebenwirkungen auslösen. H1-Antihistaminika der ersten Generation können beruhigend wirken und teilweise schläfrig machen. Darüber hinaus können auch bei den neueren Generationen zudem folgende Nebenwirkungen auftreten:

  • Mundtrockenheit
  • Pupillenerweiterung und verschwommenes Sehen
  • Schwierigkeiten beim Entleeren der Blase
  • Kopfschmerzen
  • Herzrasen (Tachykardie)

Selten kommt es außerdem zu Appetitsteigerung oder niedrigem Bluthochdruck.

Welche Antihistaminika kommen bei Neurodermitis zur Anwedung?

Neurodermitis (auch atopische Dermatitis, atopisches Ekzem) ist eine entzündliche Hauterkrankung, die mit starkem Juckreiz einhergehen kann. Dennoch finden Antihistaminika in der Therapie von Neurodermitis keine Anwendung! Studien konnten keinen deutlichen therapeutischen Effekt der H1-Antihistaminika nachweisen. In den Leitlinien wird sogar vor der Anwendung der frei verkäuflichen Produkte bei Kindern und Jugendlichen gewarnt. Nur in schweren Fällen mit sehr starkem Juckreiz kann die Anwendung von H1-Antihistaminika im Einzelfall erwogen werden. H2-Antihistaminika werden generell nicht zur Therapie von Neurodermitis empfohlen.

Welche Antihistaminika werden bei Nesselsucht angewendet?

Nesselsucht (Urtikaria) ist ein Hautausschlag, der mit Rötung und Quaddeln einher geht. Eine Ursache ist die durch ein Allergen getriggerte Ausschüttung von Histamin aus den Mastzellen. Daher kann die Erkrankung sehr effektiv mit Antihistaminika behandelt werden. Die Leitlinien empfehlen ausdrücklich die Anwendung von H1-Antihistaminika der zweiten Generation (z.B. Cetirizin). Diese haben nämlich im Gegensatz zu denen der ersten Generation kaum Nebenwirkungen. Wirkt die Medikation nicht, so kann die Dosis der H1-Antihistaminika zunächst schrittweise bis zum vierfachen der Erstdosis erhöht werden. Hilft diese Therapie bei Patienten nicht (Therapieresistenz), kommen außerdem Kombinationstherapien mit anderen Medikamenten in Frage.

Was kann ich tun, wenn Antihistaminika nicht mehr helfen?

Da Antihistaminika bei verschiedenen Krankheitsbildern therapeutisch genutzt werden, lässt sich diese Frage nicht einfach beantworten. Wenn deine Medikation mit Antihistaminika nicht mehr hilft, solltest du dies allerdings unbedingt mit deinem Arzt besprechen. Bei Heuschnupfen (allergischer Rhinitis) kann eine Desensibilisierung weiter helfen, bei Nesselsucht (Urtikaria) ist zunächst eine Steigerung der Dosis angezeigt. Dies solltest du aber unbedingt mit deinem Arzt absprechen. Dann gibt es je nach Ursache deiner Nesselsucht außerdem auch die Möglichkeit die Therapie mit Antihistaminika mit anderen Medikamenten zu kombinieren. Bei Histaminintoleranz kannst du über eine Umstellung deiner Ernährung deine Beschwerden beeinflussen.

Wir haben eine spezielle Ernährungstherapie bei Intoleranzen entwickelt. Gemeinsam mit deiner Ernährungsberaterin findest du hier heraus, was du gut verträgst und wie du Essgewohnheiten etablierst, die dir wirklich gut tun. Wir konnten bereits vielen anderen Betroffenen helfen, langfristig auf zusätzliche Medikamente zu verzichten. Lade dir unsere kostenlose Darmgesundheits-App herunter und fang an deine Symptome zu bekämpfen.

Welche Antihistaminika darf ich in der Schwangerschaft einnehmen?

Besonders in den ersten Monaten der Schwangerschaft (erstes Trimenon) wird grundsätzlich empfohlen, auf systemische Medikamente zu verzichten. Im Krankheitsfall haben aber auch schwangere Frauen ein Recht auf eine bestmögliche Therapie. Der Erfahrungsumfang mit H1-Antihistaminika der zweiten Generation ist insbesondere für die Substanzen Loratadin und Cetirizin hoch. Für diese Präparate ist kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko bekannt. Die Leitlinien empfehlen daher die Anwendung dieser Präparate in niedrigen Dosen empfehlen. Zu bedenken ist auch, dass unbehandelt hohe Histaminspiegel ebenfalls einen Einfluss auf das Ungeborene haben könnten. Dieser Sachverhalt wurde in Studien ebenfalls noch nicht erforscht.

Welche Antihistaminika dürfen bei Kindern zu sich nehmen?

Auch bei der Behandlung von Kindern mit Antihistaminika hängt die Notwendigkeit der Einnahme der Antihistaminika von der Grunderkrankung ab. Bei Nesselsucht (Urtikaria) sollten H1-Antihistaminika der zweiten Generation als Mittel der ersten Wahl zum Einsatz kommen. Diese sind allerdings erst ab einem Alter von sechs Monaten zugelassen. Für H1-Antihistaminika der ersten Generation fehlen solche klare Angaben hingegen ganz. Dies macht sie für Kinder aber leider nicht besser verträglich, auch wenn sie schon länger auf dem Markt sind, ganz im Gegenteil. Denn H1-Antihistaminika der ersten Generation haben ein deutlich schlechteres Sicherheits- und Nebenwirkungsprofil. Experten empfehlen daher die Anwendung von H1-Antihistaminika der zweiten Generation, deren Dosis nach zwei Wochen Behandlung gesteigert werden kann. Dies erfolgt an das Gewicht des zu behandelnden Kindes angepasst.

Ledochowski, M. (2009). Wegweiser Nahrungsmittel-Intoleranzen: wie Sie Ihre Unverträglichkeiten erkennen und gut damit leben. Georg Thieme Verlag. Online: https://www.amazon.de/Wegweiser-Nahrungsmittel-Intoleranzen-Unverträglichkeiten-erkennen-damit/dp/383043474X

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Werfel T, Heratizadeh A, Aberer W, Ahrens F, Augustin M, Biedermann T, Diepgen T, Fölster-Holst R, Gieler U, Kahle J, Kapp A, Nast A, Nemat K, Ott H, Przybilla B, Roecken M, Schlaeger M, Schmid-Grendelmeier P, Schmitt J, Schwennesen T, Staab D, Worm M. S2k guideline on diagnosis and treatment of atopic dermatitis – short version. Allergo J Int 2016;25: 82–95 Online: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27239428

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Dr. med. André Sommer

Dr. med. André Sommer

Ich arbeite als Arzt in Berlin. Mit Cara Care haben haben wir in Form einer App deinen ganzheitlichen Begleiter bei Verdauungsbeschwerden entwickelt. Finde HIER heraus, welches unserer Medizinprodukte für dich in Frage kommt und verbessere deine Symptome und deine Lebensqualität!

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