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Abführmittel – bringen rezeptfreie Abführmittel eine schnelle Wirkung?

Dr. med. André Sommer

Dr. med. André Sommer

Verstopfungen können verschiedene Gründe haben. Eine Änderung der Lebensumstände auf Reisen oder Ernährungsumstellungen können der Grund dafür sein, dass kurzfristig der Stuhlgang ausbleibt. Eine ballaststoffarme Ernährung oder eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme können ebenso verantwortlich sein. Doch auch bei Stoffwechselstörungen, Bewegungsmangel oder als Nebenwirkung von Medikamenten kann der Stuhlgang seltener, härter oder schmerzhaft ausfallen .

Reichen natürliche Maßnahmen nicht aus, können Ärzte und Apotheker verschiedene Abführmittel empfehlen. Welche Arten von Abführmitteln gibt es, wie werden diese eingesetzt und was ist bei der Anwendung zu beachten?


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Wann werden Abführmittel verwendet?

Abführmittel (Laxantien) werden bei starken Verstopfungen (Obstipationen) verwendet, wenn andere Maßnahmen keine Wirkung zeigen. Je nach Wirkmechanismus werden unterschiedliche Gruppen von Laxantien unterschieden, die eine unterschiedliche Wirkstärke haben.

Grundsätzlich kann man Abführmittel sowohl bei akuter als auch bei lang anhaltender (chronischer) Obstipation anwenden. Es sollte vorher jedoch immer eine Diagnostik durch den Arzt erfolgen. Der Grund ist, dass hinter Obstipationen auch ein Darmverschluss stecken kann. Hierbei handelt es sich um einen medizinischen Notfall, der keinesfalls im Selbstversuch mit Abführmitteln behandelt werden darf (Kontraindikation). Darüber hinaus sollte man einige Abführmittel nur für einen begrenzten Zeitraum einsetzen, weil es zu einer Gewöhnung und zu Verlusten von Flüssigkeit und Blutsalzen (Elektrolyten) kommen kann.

Wann spricht man von Obstipation?

Eine Obstipation liegt dann vor, wenn man weniger als dreimal pro Woche Stuhlgang hat. Zudem hat der Stuhl eine eher klumpige oder harte Beschaffenheit (Konsistenz). Oft ist das Ausscheiden von Stuhl (Defäkation) schmerzhaft, verzögert oder erfordert starkes Pressen. Wenn diese Symptome länger als drei Monate am Stück bestehen, ist von einer chronischen Obstipation die Rede.

Eine vorübergehende (akute) Verstopfung tritt eher bei einer Umstellungen des Tagesrhythmus auf, beispielsweise bei Reisen oder in der Schichtarbeit.

Welche Allgemeinmaßnahmen helfen gegen Obstipation?

Nicht bei jeder Obstipation sind Abführmittel nötig. Oft hilft es bereits, die Ernährung umzustellen und mehr Ballaststoffe zu sich zu nehmen. Diese sind beispielsweise in Vollkornprodukten sowie in Obst und Gemüse enthalten. Wichtig ist, neben den Ballaststoffen auch ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, da sonst die unverdaulichen Nahrungsfasern aufquellen und so Obstipationen verstärken können. Als Richtlinie gelten 1,5 bis 2 Liter pro Tag. Das entspricht etwa sechs bis acht großen Gläsern (250 ml).

Bewegung in Form von Spaziergängen und Sport kann die Bewegungen des Darmes (Darmmotilität) fördern und so dazu führen, dass der Stuhl den Darm schneller durchschreitet (Passage). Außerdem sollten Betroffene den Stuhldrang nicht unterdrücken, da sonst durch einen Gewöhnungseffekt die Passage der Nahrung durch den Darm im Anschluss länger dauert.

Einigen Erfahrungsberichten zufolge können eine Bauchdeckenmassage für etwa zehn Minuten vor dem Aufstehen sowie das Trinken von einem Glas kalten Wasser auf nüchternen Magen die Verdauung anregen.

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Was sollte vor der Anwendung von Abführmitteln beachtet werden?

Abführmittel sollte man nicht ohne Beratung durch einen Arzt oder Apotheker einsetzen. In den meisten Fällen ist eine körperliche Untersuchung mit einem ausführlichen Arztgespräch über Ernährungsgewohnheiten und die Einnahme von Medikamenten sinnvoll. Verschiedene andere Erkrankungen wie Diabetes mellitus und Schilddrüsenunterfunktion können zu Obstipationen führen. Deshalb sollte man bei länger bestehenden Obstipationen ärztlich untersucht werden und nicht einfach selbst Abführmittel einnehmen. Eine Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung würde die Probleme nämlich an ihrer Ursache bekämpfen, während Laxantien nur die Symptome behandeln würden.

Zudem ist es bei Stoffwechselstörungen wie Diabetes und Schilddrüsenunterfunktion sehr wichtig, den Stoffwechsel wieder richtig einzustellen, da es sonst zu schwerwiegenden Folgeschäden kommen kann. Bei länger anhaltenden Obstipationen sollte außerdem ausgeschlossen werden, dass es sich um eine entzündliche Erkrankung (zum Beispiel Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa) oder eine bösartige Erkrankung des Darms handelt.

Gegebenenfalls sind außerdem Tests auf Blut im Stuhl oder eine Darmspiegelung nötig. Akut einsetzende Verstopfungen sollten Betroffene immer ärztlich abklären. Der Grund ist, dass bei manchen Ursachen von akuten Verstopfungen ein unkontrollierter Gebrauch von Abführmitteln gefährlich sein und das Krankheitsbild möglicherweise verschlechtern kann.

Zusätzlich zur Einnahme der Abführmittel sollten Patienten weiterhin die oben genannten Allgemeinmaßnahmen durchführen, da man Laxantien nicht über lange Zeiträume einnehmen sollte.


Wichtig

Von einer Selbstbehandlung mit Abführmitteln ist abzuraten. Vorher sollte eine Abklärung der Ursache beim Arzt erfolgen, damit Komplikationen oder Nebenwirkungen gar nicht erst auftreten.


Welche Abführmittel gibt es?

Füll- und Quellmittel Reichen die in der Ernährung enthaltenen Ballaststoffe nicht aus, können Füll- und Quellmittel genutzt werden. Diese Mittel gelten als relativ schonende Abführmittel: Sie binden Wasser und machen den Stuhl so voluminöser und weicher. Für diesen Effekt kann man beispielsweise Leinsamen oder Flohsamenschalen (Psyllium) ins Müsli einrühren. Die Mittel benötigen genügend Flüssigkeit zum Quellen. Deshalb sollte man zu jeder Portion mindestens ein Glas Wasser trinken und auf eine Trinkmenge von 1,5-2l pro Tag kommen.
Osmotisch wirksame Laxantien Osmotisch wirksame Laxantien wirken über eine Beeinflussung der Flüssigkeitsverteilung im Darm. Ihre sogenannten osmotisch wirksamen Inhaltsstoffe binden Flüssigkeit, so dass der Darm dem Stuhl weniger Flüssigkeit entzieht. Dadurch bleibt der Stuhl weicher. Auch bei osmotisch wirksamen Abführmitteln muss man auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Die Wirkstoffe der osmotischen Abführmittel sind zum Beispiel lösliche Großmoleküle (zum Beispiel Macrogol) oder nicht resorbierbare Zucker und Zuckeralkohole (zum Beispiel Lactulose und Sorbit). Lactulose und Sorbit können jedoch zu verstärkten Blähungen führen. In sehr seltenen Fällen kommt es unter Macrogol zu Elektrolytentgleisungen. Daher werden sie teilweise direkt mit Elektrolyten eingenommen.
Schnell wirksame Abführmittel Für eine schnelle, kurzfristige Darmreinigung können auf Salz basierende Abführmittel wie

Bittersalz oder Glaubersalz eingesetzt werden. Sie können jedoch teilweise vom Körper aufgenommen werden und das Elektrolytgleichgewicht durcheinander bringen. Liegen Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, eine Herzinsuffizienz oder eine Nierenfunktionsstörung vor, raten Experten von diesen Laxantien ab.

Stimulierend wirkende Abführmittel Den Darm anregende Laxantien helfen insbesondere, wenn eine langsame Darmpassage die Ursache der Obstipation ist. Wirkstoffe wie Natriumpicosulfat und Bisacodyl sorgen für eine aktive Ausschüttung von Flüssigkeit in den Darm und eine gesteigerte Darmtätigkeit. Es können jedoch verstärkt Krämpfe und Bauchschmerzen auftreten, da sie auf die glatte Muskulatur des Darmes Einfluss nehmen. Da mit der Flüssigkeit auch Salze wie Kalium und Natrium vermehrt ausgeschieden werden, kann es zu Elektrolytstörungen kommen. Aus diesem Grund sollte man diese Laxantien nur kurzfristig einnehmen.
Zäpfchen und Einläufe Hat sich Stuhl im letzten Teil des Dickdarms festgesetzt, erschweren diese Kotballen oder Kotsteine in der Regel den Stuhlgang. In solchen Fällen kann der Stuhl entweder vorsichtig mit dem Finger entfernt werden oder beispielsweise mit Hilfe von paraffinhaltigen Zäpfchen und Einläufen (Klysma, Klistier) aufgeweicht und entleert werden.

Welche Abführmittel können beim Reizdarmsyndrom eingesetzt werden?

Da es sich beim Reizdarmsyndrom um eine chronische Erkrankung handelt, sollten keine zu aggressiven Abführmittel verwendet werden. Allgemeinmaßnahmen wie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, eine ballaststoffreiche Ernährung und regelmäßige Bewegung haben deshalb einen großen Stellenwert. Pflanzliche Abführmittel wie Flohsamenschalen können den verdauungsfördernden Effekt verstärken. Besteht das Problem hauptsächlich darin, den Stuhl nicht herauspressen zu können, sind zudem Einläufe oder Zäpfchen möglich.

Reichen diese Maßnahmen nicht aus, kann ein Arzt beraten, welche Abführmittel sinnvoll sind. Meist wird das osmotische Abführmittel Macrogol eingesetzt, da es weniger blähend wirkt als Zucker und Zuckeralkohole. Zurzeit werden außerdem verschiedene neue Wirkstoffe (zum Beispiel Lubiproston, Linaclotid) erforscht. Diese sind bereits in manchen Ländern erhältlich, in Deutschland allerdings noch nicht. Zudem gibt es erste Hinweise, dass Probiotika, die nützliche Bakterien wie beispielsweise einige Bifidobakterien enthalten, einen günstigen Effekt beim Reizdarmsyndrom haben können.

Können Abführmittel beim Abnehmen helfen?

In Internetforen findet man teilweise den Tipp, Abführmittel wie Glaubersalz beim Abnehmen zu nutzen. Die Theorie dahinter ist, dass der Körper durch die beschleunigte Darmpassage weniger Zeit hat, Nährstoffe aufzunehmen. Tatsächlich führen solche Abführmittel aber vor allem zu einem Verlust von Wasser und Salzen. Dieser Verlust zeigt sich zwar tatsächlich kurzzeitig auf der Waage, aber es kann auch zu schwerwiegenden Nebenwirkungen wie einem Flüssigkeitsmangel oder Herzrhythmusstörungen kommen. Der Gebrauch von Abführmittel ersetzt zudem keine ausgewogene, gesunde Ernährung. Oftmals macht sich daher schon bald nach dem Absetzen ein Jojo-Effekt bemerkbar und das Gewicht steigt wieder. Aus diesen Gründen eignen sich Laxantien nicht zum Abnehmen.

Können Abführmittel beim Fasten helfen?

Viele Fastenprotokolle sehen eine Darmreinigung während der Fastenzeit vor. Dies kann entweder mit Abführmitteln oder mit Einläufen und Klistieren erfolgen. Da jedoch eine so radikale Darmreinigung beim Fasten zu Kreislaufproblemen und anderen Komplikationen führen kann, sollte sie nur nach ärztlicher Absprache erfolgen.

Welche Risiken haben Abführmittel?

Bei starken Abführmitteln wie den osmotischen oder stimulierenden Laxantien kann es aufgrund der erhöhten Wasserausscheidung zu Veränderungen der Elektrolyte im Blut kommen, so dass beispielsweise zu wenig Natrium oder Kalium im Blut vorliegt. Ein Kaliummangel kann neben Herzrhythmusstörungen auch zu einer trägeren Darmbewegung und damit wiederum zu Obstipationen führen. Hieraus entsteht häufig ein Teufelskreis aus der Gabe von Abführmitteln und Obstipationen. Grundsätzlich sollte man deshalb Abführmittel nur unter ärztlicher Kontrolle und für einen begrenzten Zeitraum einsetzen.

Werden Abführmittel über einen längeren Zeitraum genutzt, kann es zu einer Gewöhnung des Körpers kommen. Das bedeutet, dass es ohne weitere Laxantiengabe immer wieder zu Verstopfung kommt und die Betroffenen keine Möglichkeit mehr haben, ohne die Medikamente einen normalen Stuhlgang aufrecht zu erhalten. Neueste Studien zeigen jedoch, dass dieser sogenannte Gewöhnungseffekt nicht so stark ausgeprägt ist wie lange vermutet wurde.

Wann kommen Abführmittel noch zum Einsatz?

Auch Medikamente wie zum Beispiel Antidepressiva oder Opiate und sogar Abführmittel selbst können Obstipationen auslösen. Manche Medikamente wie Opiate werden aus diesem Grund häufig zusammen mit Abführmitteln verschrieben, um die Nebenwirkungen einzudämmen.

Bei Kindern kommt es häufig nach einem schmerzhaften Stuhlgang zu einem Zurückhalten des Stuhls. Dieses Verhalten verstärkt jedoch die Obstipationen. Auch bei Erwachsenen kann das Verkrampfen des Schließmuskels zu einer sogenannten „Outlet Obstruction“ führen. Dabei ist die Nervenversorgung am Darm gestört und es kommt erneut zu schmerzhaften Obstipationen. Dieser Teufelskreis kann manchmal durch den Einsatz milder Abführmittel durchbrochen werden.

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G. Herold. Innere Medizin. Eigenverlag, 2011. S. 450ff.
T. Karow, R. Lang-Roth. Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie. Eigenverlag, 2011. S. 392ff.
Corsetti M, Whorwell P. Novel pharmacological therapies for irritable bowel syndrome. Expert Rev Gastroenterol Hepatol. 2016;10(7):807-815. doi:10.1586/17474124.2016.1158099

Dr. med. André Sommer

Dr. med. André Sommer

Ich arbeite als Arzt in Berlin. Mit Cara Care haben haben wir in Form einer App deinen ganzheitlichen Begleiter bei Verdauungsbeschwerden entwickelt. Finde HIER heraus, welches unserer Medizinprodukte für dich in Frage kommt und verbessere deine Symptome und deine Lebensqualität!

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