Das Fatigue Syndrom – wenn die Müdigkeit anhält
Das Wort Fatigue (ausgesprochen: “Fatieg”) kommt aus dem Französischen und bedeutet Erschöpfung oder Müdigkeit. Wir alle kennen durch Überanstrengung oder Schlafmangel hervorgerufene körperliche und mentale Erschöpfungszustände. Bei Gesunden ist dieser Zustand reversibel. Das heißt, dass wir durch ausreichend Erholung und Schlaf schnell wieder fit und energetisch sind. Doch bei Betroffenen des Fatigue Syndroms verschwindet das Gefühl der Erschöpfung nicht – ganz gleich wie viel Ruhe und Schlaf sie sich gönnen. Dadurch sind Alltag und Lebensqualität stark beeinträchtigt. Häufig tritt das Fatigue Syndrom als Begleiterscheinung von chronischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Krebserkrankungen auf. Es kann aber auch in einem Mangel an roten Blutkörperchen (Anämie) oder Schilddrüsenfunktionsstörungen begründet sein. Dann ist das Fatigue Syndrom gut behandelbar.
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Welche Symptome treten beim Fatigue Syndrom auf?
Als Syndrom bezeichnet man in der Medizin eine Ansammlung verschiedener Symptome (Symptomkomplex). Betroffene des Fatigue Syndroms leiden an extremen Müdigkeit,obwohl sie genug Schlaf bekommen. Bereits Alltagsaktivitäten führen zu einer unverhältnismäßigen Erschöpfung. Die Energiereserven sind schnell aufgebraucht und auch trotz des erhöhten Ruhebedürfnis nicht wieder aufzufüllen. Im Rahmen des Fatigue Syndroms können die folgenden Symptome auftreten:
- schnelle Erschöpfbarkeit
- Gefühl der Schwäche
- Antriebsstörung, Mangel an Motivation
- Müdigkeit, Energiemangel, gesteigertes Ruhebedürnis
- reduzierte körperliche Belastbarkeit
- gestörtes Schlafverhalten
- Konzentrationsstörung
Diese Beschwerden können sehr belastend sein und die Alltagsaktivität je nach Schwere einschränken. Durch die andauernde Mattheit und dem Gefühl der Energielosigkeit fällt es den Betroffenen schwer, ihren Alltag zu bestreiten.
Was ist die Ursache des Fatigue Symptoms?
Der Symptomkomplex der Fatigue kann verschiedene Ursachen haben.
Fatigue als Begleiterkrankung:
Im Rahmen verschiedener Erkrankungen tritt das Fatigue Syndrom als Begleiterkrankung auf. Sehr häufig betroffen sind Menschen, die an Krebs erkrankt sind. Hier tritt bei bis zu neunzig Prozent der Erkrankten das Erschöpfungssyndrom auf. Bei neurologischen Erkrankungen wie Morbus Parkinson und Multipler Sklerose (MS) leiden schätzungsweise fünfzig Prozent an einer Fatigue. Weitere chronische Erkrankungen bei denen Fatigue auftritt sind:
- rheumatoide Arthritis (Rheuma)
- Lupus erythematodes
- Aids, HIV
Ist jedoch keine neurologische Erkrankung oder Krebserkrankung bekannt, sollten die folgenden möglichen Ursachen für das Fatigue Syndrom abgeklärt werden:
Fatigue als Symptom bei folgenden Erkrankungen:
- Blutarmut (Anämie), zum Beispiel durch Eisenmangel
- Schilddrüsenerkrankungen
- Schlafstörungen
- nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe-Syndrom)
- Mangelernährung
- chronisches Schmerzsyndrom
Aufgepasst! Das Fatigue Syndrom darf nicht mit dem chronischen Fatigue-Syndrom (CFS) verwechselt werden. Hierbei handelt es sich um eine eigenständige neurologische Erkrankung.
Fatigue als Nebenwirkung von Medikamenten
Bei einer Therapie mit Interferon zum Beispiel bei Multipler Sklerose oder Hepatitis C sowie bei Chemotherapeutika (Krebsbehandlung) kann das Fatigue Syndrom als unerwünschte Arzneimittelwirkung auftreten
Chronisches Fatigue-Syndrom (CFS, myalgische Enzephalomyelitis)
Beim CFS (Synonym: myalgische Enzephalomyelitis) handelt es sich um ein vom Fatigue Syndrom abzugrenzendes eigenständiges Krankheitsbild.
Bei Depression und Burnout Auch im Rahmen einer Depression oder eines Burnout-Syndroms können Antriebslosigkeit, Erschöpfung und ein erhöhtes Schlafbedürfnis auftreten. Diese sollte nicht mit dem Fatigue Syndrom verwechselt werden.
Was hilft bei Fatigue?
Leider wird das Fatigue Syndrom selten behandelt, obwohl es für die Betroffenen sehr belastend ist. Zunächst gilt es die Ursache der Fatigue herauszufinden oder eine Depression auszuschließen. Denn behandelt man die Grunderkrankung, wie beispielsweise eine Anämie, Schilddrüsenerkrankungen oder das Schlafapnoe-Syndrom, wird auch die Fatigue besser. Bei Tumorpatienten steht die Aufklärung im Vordergrund. Häufig beginnt die Fatigue drei bis vier Tage nach Beginn der Chemotherapie. Da es sich aber bei Tumorpatienten um ein multifaktorielles Geschehen handelt, ist die Fatigue nicht so leicht zu behandeln. Wenn du selbst am Fatigue-Syndrom leidest, helfen dir folgende Tipps:
- lege mehr Ruhepausen am Tag ein. Das hilft dir mit der Fatigue zurechtzukommen
- körperliches Training ist wichtig! Leichte Ausdauersportarten wie Nordic Walking oder Fahrradfahren eignen sich um deine Belastbarkeit zu steigern und lindert deine Fatigue
- Flüssigkeitsmangel kann die Fatigue verstärken. Daher immer ausreichend trinken!
- es gibt spezifische Rehabilitationsmaßnahmen bei denen du lernst, deine verfügbaren Energien effektiv einzusetzen
- tut dir Kühle gut? Manche Fatigue-Betroffene sind wärmeempfindlich. Kalte Nackentücher oder Kühlwesten schaffen Abhilfe bei Hitze
Beim Fatigue Syndrom führen bereits einfache Aktivitäten wie Kochen oder Zähneputzen zu einer unverhältnismäßigen Erschöpfung.
Kann das Fatigue Syndrom bei Reizdarm auftreten?
Ja. Neben den typischen Magen-Darm-Beschwerden (gastrointestinale Beschwerden) leiden eine Vielzahl von Reizdarm-Patienten an sogenannten extraintestinalen (nicht den Verdauungstrakt betreffenden) Beschwerden. Neben Depression und Angstzuständen tritt Fatigue bei Reizdarm auf. Schätzungsweise sind zwischen vierzig und achtzig Prozent der Reizdarmpatienten von dem Müdigkeitssyndrom betroffen. Die geistige Müdigkeit und körperliche Erschöpfung kann kurzzeitig (akut) oder dauerhaft (chronisch) auftreten. Ob das Fatigue Syndrom bei Reizdarm über eine entsprechende Ernährungstherapie verbessert wird, ist noch unklar. Auch die genauen Entstehungsmechanismen sind noch weitgehend ungeklärt.
Wie entsteht das Fatigue-Syndrom?
Die zugrunde liegende Ursache des Fatigue Syndroms ist vielseitig. Bei den meisten Grunderkrankungen ist bisher noch nicht abschließend geklärt, warum es zu einem Erschöpfungssyndrom kommt. Vermutlich wirken verschiedene Faktoren zusammen. Bei manchen Ursachen ist die Entstehung der Fatigue hingegen klar. Liegt das Fatigue-Syndrom beispielsweise aufgrund einer Blutarmut (Anämie) vor, haben wir zu wenige rote Blutkörperchen, die Sauerstoff zum Gewebe transportieren. Dadurch werden Gehirn und Muskelzellen nicht mit ausreichend Sauerstoff versorgt. Wir fühlen uns müde und schnell erschöpft. Liegt ein Fatigue Syndrom ohne bekannte Vorerkrankung vor, sollte daher immer eine Blutuntersuchung durchgeführt werden. Beim Schlafapnoe-Syndrom liegt eine mangelnde Sauerstoffversorgung des Körpers während des Schlafs vor. Die nächtlichen Atemaussetzer bewirken unbewusste Weckreaktionen. Dadurch ist der Schlaf nicht erholsam. Es kommt zur Tagesmüdigkeit.
Was ist das chronische Erschöpfungssyndrom?
Das chronische Erschöpfungssyndrom (chronic fatigue syndrome, CSF) wird auch myalgische Enzephalopathie (ME) genannt. Anders als das Fatigue Syndrom handelt es sich beim CSF nicht nur um einen Symptomkomplex. Das CSF ist eine eigenständige neurologische Erkrankung des Gehirns. Die Hauptsymptome des chronischen Erschöpfungssyndroms sind ebenfalls geistige und körperliche Müdigkeit sowie schnelle Erschöpfung. Hinzu kommen Muskelschmerzen (Myalgien) und Kopfschmerzen. In schweren Fällen führt das CFS zu Berufsunfähigkeit oder sogar zu Bettlägerigkeit. Der Bundesverband des chronischen Erschöpfungssyndroms (Fatigatio e.V.) beschreibt die Erkrankung als einen langanhaltenden, grippeähnlichen Effekt. Daher wird als Ursache des CSF/ME auch ein Immundefekt vermutet.
Symptome bei CSF/ME auf einen Blick:
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Das CSF/ME ist ein schwer abgrenzbares Krankheitsbild. Ob das chronische Erschöpfungssyndrom tatsächlich als eigene Erkrankung existiert, ist außerdem umstritten. Die Diagnose CSF/ME darf nur gestellt werden, wenn alle anderen möglichen Ursachen für ein Erschöpfungssyndrom ausgeschlossen wurden. Es mehrt sich aber die Evidenz, dass es sich um eine immunologische Erkrankung handelt. Als mögliche Auslöser werden Virusinfektionen vermutet. Neue Studien zeigen, dass eine Infektion mit dem Epstein-Barr Virus (EBV) und eine verminderte Funktion der Gedächtniszellen des Immunsystems bei CSF/ME eine Rolle spielt.
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