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Depression und Reizdarmsyndrom - was kann ich tun?

Dr. med. André Sommer

Dr. med. André Sommer

Dass Gedanken und Emotionen sich in der Bauchregion bemerkbar machen können, haben die meisten Menschen wahrscheinlich selbst schon einmal erlebt. Auch viele Redewendungen, wie zum Beispiel, dass „Liebe durch den Magen geht“, dass man ein „flaues Gefühl in im Bauch“ verspürt oder wenn man „aus dem Bauch heraus entscheidet“, zeugen davon, dass ein Zusammenhang von Denken, Fühlen und Verdauungsorganen zumindest dem Volksmund schon lange bekannt ist. Auch die Wissenschaft entdeckt seit vielen Jahren immer mehr Mechanismen, durch die Psyche und Verdauung zusammenhängen. Eine wichtige Rolle spielen psychische Faktoren auch beim Reizdarmsyndrom.


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Der enge Zusammenhang von psychischer Belastung und Reizdarmsyndrom zeigt sich häufig dann, wenn das Reizdarmsyndrom zusammen mit Depression auftritt. Wie genau psychische Belastungen sich auf die Verdauung auswirken, wie Depression und Reizdarmsyndrom genau zusammenhängen und was du bei Depression und Reizdarmsyndrom tun kannst, erfährst du im folgenden Artikel.

Der Darm steuert sich zu einem großen Teil selbst. Er verfügt über ein Darm-Nervensystem, dass selbstständig den Füllungsstand des Darmes erfasst und Darmbewegungen auslösen kann. Dennoch gibt es viele verschiedene Signalwege, auf denen das Gehirn die Darmfunktion beeinflussen kann. Diese enge Verbindung von Hirn und Darm wird manchmal auch als Darm-Hirn-Achse bezeichnet.

Eine wichtige Verbindungsstrecke von Darm und Hirn bildet das vegetative Nervensystem, das auch autonomes Nervensystem genannt wird, weil es selbstständig wichtige Körperfunktionen wie die Verdauung oder den Herzschlag reguliert – wir Menschen müssen und können es nicht willentlich beeinflussen. Vereinfacht gesprochen besteht das vegetative Nervensystem aus zwei einander entgegengesetzt wirkenden Nervenkomplexen, die das Gehirn mit den Organen Verbinden – dem Sympathikus und der Parasympathikus. Eine Aktivierung des Sympathikus führt zu einer Umstellung der unwillkürlichen Körperprozesse in einen Kampf/Flucht-Modus (englisch „Fight or Flight“), der Parasympathikus zu einer Umstellung in einen Ruhe-und-Verdauungs-Modus (englisch „Rest and digest“). Das Gleichgewicht von sympathischer und parasympathsicher Nervenaktivität wirkt sich direkt auf die Darmfunktion aus, zum Beispiel über die Geschwindigkeit, mit der der Speisebrei durch den Darm befördert wird oder die Menge an Verdauungssäften, die produziert wird.1

Eine weitere Verbindung von Hirn und Darmfunktion stellt die so Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse dar. Der Hypothalamus ist ein Bereich im Hirn, der viele wichtige Körperfunktionen steuert. Im Hypothalamus werden Botenstoffe freigesetzt, die über die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) als Zwischenstation die Nebenniere zur Produktion von Hormonen anregt. Zu diesen Hormonen gehört auch das Cortisol, das unter anderem das Immunsystem – auch im Darm – beeinflussen kann. Auch beim Reizdarmsyndrom scheint die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenachse eine wichtige Rolle zu spielen.2

In tierexperimentellen Studien konnte in letzter Zeit vermehrt gezeigt werden, dass das Gehirn nicht einseitig den Darm steuert, sondern, dass auch in entgegengesetzter Richtung Veränderungen im Darm Auswirkungen auf Prozesse im Gehirn haben können. Eine wichtige Rolle scheint dabei das Darmmikrobiom, also die Gesamtheit aller Darmbakterien zu spielen. Diese Bakterien können durch eine Aktivierung des Immunsystems die Ausschüttung von Botenstoffen anregen, die Prozesse im Gehirn beeinflussen können. Manche Bakterien produzieren sogar selbst Substanzen, die Botenstoffen im Gehirn sehr ähnlich sind. Wie groß dieser Einfluss von Darmbakterien auf das Gehirn beim Menschen ist und ob das Mikrobiom sogar zur Entstehung von neurologischen oder psychologischen Krankheiten, wie Depression, beitragen kann, ist bislang noch weitgehend ungeklärt.3


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Was ist eigentlich eine Depression?

Wenn Menschen von Depression sprechen, meinen sie meistens die sogenannte depressive Episode. Eine depressive Episode ist gekennzeichnet durch drei Hauptsymptome.

Die Hauptsymptome einer depressiven Episode sind:

  • Niedergeschlagenheit /gedrückte Stimmung
  • Interessenverlust und Freudlosigkeit
  • Antriebsverlust mit erhöhter Ermüdbarkeit

Liegen zwei dieser Hauptsymptome über mindestens zwei Wochen lang vor, so kann die Diagnose einer depressiven Episode gestellt werden. Zusätzlich gibt es noch Nebensymptome, die im Laufe einer depressiven Episode ebenfalls auftreten können. Dazu zählen Konzentrationsstörungen, Appetitverlust, Schlafstörungen, Selbstzweifel, Schuldgefühle und Selbstmordgedanken.

In etwa jeder fünfte Mensch leidet in seinem Leben mindestens einmal an einer depressiven Episode. Mit der richtigen Behandlung kann Menschen mit Depression meistens so gut geholfen werden, dass die depressive Episode innerhalb von wenigen Monaten wieder vorbei ist. Deshalb sollten sich Betroffene mit Depression unbedingt professionelle Hilfe suchen.4

Wichtig: Eine depressive Episode ist eine Krankheit, die normalerweise gut behandelt werden kann. Such dir deshalb unbedingt professionelle Hilfe, wenn du vermutest, an einer Depression zu leiden. Der Hausarzt kann dabei eine gute erste Anlaufstelle sein.

Kann eine Depression zur Entstehung eines Reizdarms beitragen?

Wie wir oben bereits erklärt haben, gibt es viele verschiedene Mechanismen, durch die psychischer Stress sich auf die Darmfunktion auswirken kann. Da bei der Entstehung depressiver Erkrankungen Stress eine wichtige Rolle spielt, erscheint es naheliegend, dass dieser Stress zu einer Störung der Darmtätigkeit führen kann. Tatsächlich konnte in Langzeitstudien gezeigt werden, dass Menschen mit den Symptomen einer Depression ein erhöhtes Risiko dafür haben, später ein Reizdarmsyndrom zu entwickeln.5

Ein weiter Grund für diesen Zusammenhang scheint zu sein, dass Menschen mit Depression eine erhöhte Sensibilität für Störungen im Darmbereich haben. Auch gibt es Hinweise darauf, dass die Schmerzverarbeitung im Gehirn bei Menschen mit Depression gestört ist.6 Dies führt einerseits dazu, dass Menschen mit Depression häufiger am Reizdarmsyndrom erkranken. Zusätzlich scheint diese Veränderung in der Schmerzwahrnehmung auch dazu zu führen, dass Menschen mit Depressionen, wenn sie denn am Reizdarmsyndrom erkranken, schwerere Symptome und eine schlechter Lebensqualität zu haben, als Reizdarmbetroffene ohne Depression.7

Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass belastende Lebensereignisse und Kindheitstraumata sowie Missbrauchserfahrungen das Risiko, sich negativ auf das Auftreten und die Symptomschwere des Reizdarmsyndroms auswirken. Deshalb kann es wichtig sein, diese Themen gegebenenfalls mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin zu besprechen.8

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Kann eine Depression durch Reizdarm entstehen?

Das Reizdarmsyndrom führt für die meisten Betroffenen zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität. Betroffene leiden unter immer wieder auftretenden Schmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten oder Blähungen. Viele Betroffene verzichten auf bestimmte Lebensmittel, die individuell Beschwerden auslösen oder verstärken und müssen häufiger als andere Menschen einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. All diese Faktoren stellen für Betroffene auch eine psychische Belastung dar. In Langzeitstudien bei Kindern konnte gezeigt werden, dass diese psychischen Belastungen später im Leben mit einem erhöhten Risiko für depressive Erkrankungen einhergehen.9

Was hilft bei Reizdarm und gleichzeitiger Depression?

Wer gleichzeitig am Reizdarmsyndrom und Depression leidet, hat oft schwerere Symptome, als Reizdarmbetroffene ohne depressive Erkrankung. Doch es gibt auch Grund zur Hoffnung! Denn mit der depressiven Erkrankung gibt es eine erkennbare Teilursache für das Reizdarmsyndrom, die in der Regel gut behandelbar ist. Und kann die depressive Erkrankung behandelt werden, stehen die Chancen gut, dass sich auch die Reizdarmsymptome verbessern.

Eine ganz einfache Maßnahme, die sowohl gegen depressive Symptome, als auch gegen Reizdarmbeschwerden wirkt, ist körperliche Aktivität. Deshalb kann es Menschen mit Depression und gleichzeitigem Reizdarmsyndrom helfen, sich regelmäßig sportlich zu betätigen.10

Bei Reizdarm mit Depressionen wird außerdem eine Psychotherapie empfohlen. Die Auswahl des psychotherapeutischen Verfahren – kognitive Verhaltenstherapie oder psychodynamische Psychotherapie – scheint dabei mehr oder weniger egal zu sein. Für beide Verfahren liegen Studien vor, die zeigen, dass eine Psychotherapie sowohl die Symptome des Reizdarmsyndroms, als auch die durch die Depression verursachten Leiden verbessern kann.11

Für den Einsatz von Antidepressiva gibt es bei Reizdarmsyndrom mit gleichzeitiger Depression gleich zwei gute Gründe: Unter dem Überbegriff Antidepressiva werden ganz unterschiedliche Wirkstoffgruppen zusammengefasst. Gemein haben sie, dass sie nach einer Eindosierungsphase stimmungsaufhellend wirken. Je nach Bedarf haben unterschiedliche Wirkstoffe aber noch ganz andere Wirkungen. So gibt es zum Beispiel einige, die antriebssteigernd wirken, andere, die eher müde machen und beim Einschlafen helfen können.

Interessanterweise haben einige antidepressive Wirkstoffe aber noch einen anderen Effekt: Sie modulieren die Schmerzwahrnehmung im zentralen Nervensystem und können deshalb bei chronischen Schmerzen, zum Beispiel im Rahmen einer Arthrose, eingesetzt werden – ganz unabhängig von ihrer antidepressiven Wirkung. Beim Reizdarmsyndrom mit gleichzeitiger Depression können sowohl die antidepressive, als auch die schmerzstillende Wirkung erwünscht sein, was Antidepressiva in dieser Konstellation zu einer sinnvollen Therapieoption machen kann.1112

Zusammenfassung

Darm, Hirn und Psyche stehen über verschiedenste Mechanismen miteinander in Verbindung. So kann sich psychischer Stress negativ auf die Verdauung auswirken. Das erklärt auch den engen Zusammenhang von Reizdarmsyndrom und Depression: Depressive Erkrankungen können ein Reizdarmsyndrom auslösen und verschlimmern und das Reizdarmsyndrom erhöht wiederum das Risiko für depressive Erkrankungen. Durch eine multimodale Therapie, die aus Psychotherapie, Antidepressiva und sportlicher Aktivität bestehen kann, können sowohl die Symptome des Reizdarmsyndroms, als auch die Depression behandelt werden.

  1. Gibbons CH. Basics of autonomic nervous system function. Handb Clin Neurol. 2019;160:407-418. doi:10.1016/B978-0-444-64032-1.00027-8
  2. Taché Y, Martinez V, Million M, Wang L. Stress and the gastrointestinal tract III. Stress-related alterations of gut motor function: role of brain corticotropin-releasing factor receptors. Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol. 2001;280(2):G173-177. doi:10.1152/ajpgi.2001.280.2.G173
  3. Foster JA, McVey Neufeld K-A. Gut-brain axis: how the microbiome influences anxiety and depression. Trends Neurosci. 2013;36(5):305-312. doi:10.1016/j.tins.2013.01.005
  4. Härter M, Klesse C, Bermejo I, et al. [Evidence-based therapy of depression: S3 guidelines on unipolar depression]. Nervenarzt. 2010;81(9):1049-1068. doi:10.1007/s00115-010-3084-7
  5. Ford AC, Forman D, Bailey AG, Axon ATR, Moayyedi P. Irritable bowel syndrome: a 10-yr natural history of symptoms and factors that influence consultation behavior. Am J Gastroenterol. 2008;103(5):1229-1239; quiz 1240. doi:10.1111/j.1572-0241.2007.01740.x
  6. Elsenbruch S, Rosenberger C, Enck P, Forsting M, Schedlowski M, Gizewski ER. Affective disturbances modulate the neural processing of visceral pain stimuli in irritable bowel syndrome: an fMRI study. Gut. 2010;59(4):489-495. doi:10.1136/gut.2008.175000
  7. Michalsen VL, Vandvik PO, Farup PG. Predictors of health-related quality of life in patients with irritable bowel syndrome. A cross-sectional study in Norway. Health Qual Life Outcomes. 2015;13:113. doi:10.1186/s12955-015-0311-8
  8. Locke GR, Weaver AL, Melton LJ, Talley NJ. Psychosocial factors are linked to functional gastrointestinal disorders: a population based nested case-control study. Am J Gastroenterol. 2004;99(2):350-357. doi:10.1111/j.1572-0241.2004.04043.x
  9. Campo JV, Bridge J, Ehmann M, et al. Recurrent abdominal pain, anxiety, and depression in primary care. Pediatrics. 2004;113(4):817-824. doi:10.1542/peds.113.4.817
  10. Johannesson E, Ringström G, Abrahamsson H, Sadik R. Intervention to increase physical activity in irritable bowel syndrome shows long-term positive effects. World J Gastroenterol. 2015;21(2):600-608. doi:10.3748/wjg.v21.i2.600
  11. Ford AC, Lacy BE, Harris LA, Quigley EMM, Moayyedi P. Effect of Antidepressants and Psychological Therapies in Irritable Bowel Syndrome: An Updated Systematic Review and Meta-Analysis. Am J Gastroenterol. 2019;114(1):21-39. doi:10.1038/s41395-018-0222-5
  12. Layer P, Andresen V, Pehl C, et al. [Irritable bowel syndrome: German consensus guidelines on definition, pathophysiology and management]. Z Gastroenterol. 2011;49(2):237-293. doi:10.1055/s-0029-1245976

Dr. med. André Sommer

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Ich arbeite als Arzt in Berlin. Mit Cara Care haben haben wir in Form einer App deinen ganzheitlichen Begleiter bei Verdauungsbeschwerden entwickelt. Finde HIER heraus, welches unserer Medizinprodukte für dich in Frage kommt und verbessere deine Symptome und deine Lebensqualität!

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