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Ein Einblick in mein Leben mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien

Dr. med. André Sommer

Dr. med. André Sommer

Dies ist ein Erfahrungsbericht von Fabienne von Freiknuspern:

Das unwohle Gefühl im Bauch, die Herausforderungen im Alltag, der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel und eine radikale Umstellung der täglichen Ernährung sind mir seit etwas mehr als 3 Jahren ein Begriff. Ich leide nicht an dem Reizdarmsyndrom, sondern habe allergisches Asthma mit einigen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien.

Nach etlichen Beschwerden inklusive Asthmaanfällen, angeschwollener Zunge und tränenden Augen, war ich von dieser Diagnose nicht mehr allzu überrascht.

In diesem Beitrag möchte ich euch deshalb einen kleinen Einblick in mein Leben mit Allergien und Unverträglichkeiten geben. Vor etwas mehr als drei Jahren habe ich allergisches Asthma diagnostiziert bekommen. Nach etlichen Beschwerden inklusive Asthmaanfällen, angeschwollener Zunge und tränenden Augen, war ich von dieser Diagnose nicht mehr allzu überrascht. Die „Überraschung“ kam für mich erst einige Zeit später, nämlich nachdem ich Stück für Stück endlich herausgefunden hatte, welche Lebensmittel mir zu schaffen machen.

Es brauchte eine Menge Geduld, ärztliche Unterstützung, etliche Tests und Untersuchungen, Unterstützung der Liebsten und Fingerspitzengefühl\

Als ich mir diese doch sehr lange Liste so angeschaut habe ist mir erst einmal die Laune in den Keller gerutscht. Für mich hat Essen schon immer eine ganz besondere Rolle gespielt. Es ist für mich nicht einfach ein Mittel zum Zweck. Es entspannt mich, bereitet mir Freude, macht mich kreativ, bringt mich an wundervolle Orte, stellt mir neue Menschen vor, führt mich in andere Kulturen ein und macht mich einfach glücklich. Ich könnte noch ewig weiter schwärmen, aber ich denke es wird deutlich, dass ich mein Essen sehr zu schätzen weiß. Wenn man dann, von einem auf den anderen Tag, bei jedem Bissen vor möglichen allergischen Reaktionen Angst bekommt, kann man die Lust und die Freude am Essen schnell verlieren. Genau das sollte mir nicht passieren. Ich, die mein tägliches Essen fast schon zelebriert, kann doch jetzt nicht bei jedem Bissen ein schlechtes Gefühl haben.

Es brauchte eine Menge Geduld, ärztliche Unterstützung, etliche Tests und Untersuchungen (oftmals Selbsttest, bei denen ich jedes Mal damit rechnen musste, dass eine Reaktion auftritt), Unterstützung der Liebsten und Fingerspitzengefühl bis ich meine aktuelle Liste an Unverträglichkeiten und Allergien aufgestellt hatte. Natürlich, neue Unverträglichkeiten könnten jeder Zeit dazu kommen, aber, wenn man mit dieser Einstellung durch den Alltag geht, bringt es einen meiner Meinung nach auch nicht viel weiter.

Die erste Last und Anstrengung ist für mich zu dem Zeitpunkt abgefallen, als ich meine fertige Liste vor mir hatte. „Damit kann ich arbeiten“, dachte ich mir. Nun weiß ich wenigstens Bescheid. Doch dann fängt der Alltag ja erst richtig an. In meiner Familie wurde schon immer frisch gekocht, jedes Familienmitglied ist mit Freude und Kreativität dabei. Dementsprechend waren das für mich optimale Voraussetzungen. Ich war mir jedoch anfangs selbst nicht bewusst, wie stark ich meine Ernährung, meine Einkaufsweise und mein Essverhalten letztendlich doch verändern muss.

Jede Woche der gleiche Zirkus, schlechte Laune, keine Lust auf Einkaufen und eine Hand voll Rezepte, die ich immer wieder gegessen habe.\

Die erste große Hürde war das Einkaufen im Supermarkt. Plötzlich hat alles viel länger gedauert. Warum? Nun, ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber vor meinen Allergien habe ich die Produkte in den Wagen gepackt, die ich entweder kannte und regelmäßig esse, die mich optisch angesprochen haben oder die neu im Sortiment waren. Doch plötzlich ging es nur noch darum, jedes der altbekannten Produkte umzudrehen um das Zutatenverzeichnis genauestens zu lesen. Wie viel Zeit das alleine schon in Anspruch nimmt, könnt ihr euch bei einem Wocheneinkauf sicher denken. Die wenigsten der mir bekannten Produkte haben noch den Weg in meinen Wagen gefunden. Das sorgte schnell für Frustration, Panik und extrem schlechte Laune. Ich mochte Einkaufen bis dahin sehr gerne, weil ich mich einfach wirklich gerne mit Lebensmitteln und Ernährung befasse. Aber ja, ich war damals an dem Punkt, an dem ich keine Freude mehr daran hatte. Ich hatte einfach keine Lust nach möglichen Alternativen zu suchen, Rezepte abzuändern und mich jetzt mit dieser ganzen Thematik zu befassen.

Es kann ja wohl nicht sein, dass ich mich vor meinem Essen geschlagen gebe. Ich liebe doch Essen.

Das Ganze ging ungefähr vier Monate so. Jede Woche der gleiche Zirkus, schlechte Laune, keine Lust auf Einkaufen und eine Hand voll Rezepte, die ich immer wieder gegessen habe. Keine Abwechslung, keine Motivation und auch keine Kreativität. Doch dann kam (ein Glück) der Moment, an dem ich gemerkt habe, dass ich nicht mehr ich bin. Es kann ja wohl nicht sein, dass ich mich vor meinem Essen geschlagen gebe. Ich liebe doch Essen. Also habe ich mir intensiv Gedanken über meinen neuen „Allergiealltag“ gemacht, um wieder eine Vielfalt und Kreativität in meine Ernährung zu bekommen.

Ich habe meine liebsten Rezepte in allergiefreundlicher Form ausprobiert und habe mir konsequent und umfangreich alternative Zutaten und Gerichte überlegt. Wenn der Frühstücksbrei mit Haferflocken gut geschmeckt hat, wieso soll er nicht mit Hirse – oder Buchweizenflocken schmecken? Nach und nach habe ich viele neue Produkte und Lebensmittel kennengelernt, die letztendlich alle dazu beigetragen haben, dass meine Ernährung allergiefreundlich, ausgewogen und immer noch ähnlich zu meinem Essen „vor den Allergien“ ist. Ja, es war ein langer Weg und ja, es war eine radikale Umstellung, ABER, ich habe meine Freude am Essen wieder, meine Beschwerden sind größtenteils verschwunden, ich fühle mich wieder gut in meinem Körper und habe meinen geregelten Alltag wieder.

Besonders bei Allergien, wo mögliche Spuren des jeweiligen Allergens, schon für eine Reaktion sorgen können, ist es wichtig, dass das eigene Umfeld Bescheid weiß

Nachdem die Hürde mit dem Einkaufen genommen war und mir bewusstgeworden ist, wie viel ich trotz allem noch Kochen, Backen und Essen kann, ging es an einen weiteren wichtigen Punkt: Familie und Freunde für das Thema zu sensibilisieren. Besonders bei Allergien, wo mögliche Spuren des jeweiligen Allergens, schon für eine Reaktion sorgen können, ist es wichtig, dass das eigene Umfeld Bescheid weiß. Es geht hier trotzdem nicht nur um Schutz und Sicherheit, sondern viel mehr um Verständnis und ein gutes Gefühl.

Gibt´s dort etwas für mich zu essen? Wie reagiert der Kellner? Was denkt mein Gegenüber von mir?

Das bringt mich auch schon zu meinem nächsten Punkt: Auswärts und unterwegs essen. Ich rede hier nicht nur von einem gemütlichen Essen mit Freuden, wo jeder etwas zum Buffet beisteuert, nein ich meine hier auch den einfachen Gang zum Restaurant. Mir war erst mal wichtig, dass ich weiß, welche Lebensmittel ich nicht vertrage, was mögliche Alternativen sind, wie ich mich anders und trotzdem noch ähnlich wie früher ernähren kann. Eben die tägliche Ernährung und den Alltag betreffend. Doch irgendwann flattert die erste Geburtstagseinladung ins Haus oder der alte Bekannte aus Berlin kommt zu Besuch und lädt dich zum Essen ein. Zuerst freut man sich, doch der zweite Gedanke ist dann „Gibt´s dort etwas für mich zu essen? Wie reagiert der Kellner? Was denkt mein Gegenüber von mir?“ und und und.

Ich fokussiere mich auf Rezepte für Allergiker und meide in meinen Rezepten meist mehrere, bekannte oder auch unbekanntere Allergien und Unverträglichkeiten.

Letztendlich haben mich diese Gedanken bis in mein Studium begleitet. Zur Uni habe ich grundsätzlich mehr Essen als Lern – und Schreibmaterial mitgenommen. Wenn meine Kommilitonen in die benachbarte Cafeteria gegangen sind, habe ich mir eine meiner zahlreichen Frühstücksdosen aus der Tasche geholt. Mein Interesse dem Thema, den Herausforderungen und den Möglichkeiten gegenüber hat sogar dazu geführt, dass ich meine Bachelorthesis darüber geschrieben habe. Während der Bearbeitung ist mir die Relevanz des Themas noch einmal deutlich bewusstgeworden. Ich wollte etwas dazu beitragen, dass das Thema mehr in den Köpfen der Leute verankert wird. Ich wollte anderen Betroffenen eine Hilfe sein und mich mit ihnen austauschen. Ich wollte einfach zeigen, dass man auch mit Allergien und Unverträglichkeiten kreativ, ausgewogen, lecker und einfach kochen und backen kann.

Mit ein bisschen Kreativität, Mut und einer gewissen Hartnäckigkeit lässt es sich auch mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten frei schlemmen

Da entstand die Idee für meinen eigenen Blog, auf dem im Oktober 2015 das erste Rezept online ging. Ich fokussiere mich auf Rezepte für Allergiker und meide in meinen Rezepten meist mehrere, bekannte oder auch unbekanntere Allergien und Unverträglichkeiten. Neben Rezepten möchte ich meinen Lesern aber auch nützliche Tipps im Umgang mit den Nahrungsmittelunverträglichkeiten geben und die Leute an meinem persönlichen Allergiealltag teilhaben lassen. Der Blog bietet mir nicht nur einen Ort, an dem ich meinen kulinarischen Gelüsten freien Lauf lassen und mit meinen Rezepten anderen Betroffenen eine Freude bereiten kann, sondern auch eine Möglichkeit um mich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Ich merke immer wieder wie gut es tut sich mit jemandem unterhalten zu können, der ähnliche Herausforderungen zu bewerkstelligen hat. Auch Tipps und Empfehlungen von denjenigen sind für mich selbst oftmals eine große Hilfe. Erst letzte Woche hat mich wiedermal eine ganz liebe Frau kontaktiert, die über meinen Blog gestolpert ist und den direkten Austausch mit mir gesucht hat. Genau das ist es, was mich darin bestätigt, etwas für die Unterstützung des Themas zu tun.

Mit ein bisschen Kreativität, Mut und einer gewissen Hartnäckigkeit lässt es sich auch mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten frei schlemmen 🙂 ! Es gibt so viele Möglichkeiten und Alternativen. Der „Free From-Markt“ wird immer größer, die Produktvielfalt ist im Vergleich zu früheren Jahren kaum mehr in Worte zu fassen.

Ich hoffe dieser kleine Einblick hilft manch einem Betroffenen dabei seine (vielleicht verloren gegangene) Freude an leckerem Essen wieder zu entdecken und den Mut zu haben sich mit dem Thema zu befassen. Ich kann die Ängste, Beschwerden und Herausforderungen eines jeden Allergikers sehr gut nachempfinden. Auch heute noch habe ich Tage, an denen ich im Supermarkt stehe und traurig bin, weil sich manch eine leckere Kleinigkeit einfach nicht mit meinen Allergien verträgt. Meistens endet so ein Tag dann aber damit, dass ich in der Küche stehe und versuche diese leckere Kleinigkeit einfach selbst zu machen und in eine allergiefreundliche Variante umzuwandeln 🙂 .

Dr. med. André Sommer

Dr. med. André Sommer

Ich arbeite als Arzt in Berlin. Mit Cara Care haben haben wir in Form einer App deinen ganzheitlichen Begleiter bei Verdauungsbeschwerden entwickelt. Finde HIER heraus, welches unserer Medizinprodukte für dich in Frage kommt und verbessere deine Symptome und deine Lebensqualität!

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