Welche Hausmittel du gegen Sodbrennen kennen solltest
Schmerzhaftes Sodbrennen und saures Aufstoßen kennen viele. Die Gründe für Sodbrennen sind vielfältig: falsche Ernährung, Stress im Job, oder Entzündungen der Magenschleimhaut. Die gute Nachricht ist, dass in vielen Fällen einfache Hausmittel schnell helfen können. Was ist Sodbrennen und was sind seine Ursachen? Welche Hausmittel haben bei Sodbrennen eine medizinisch bewiesene Wirkung?
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Was ist Sodbrennen?
Unter Sodbrennen verstehen Mediziner brennende Schmerzen hinter dem Brustbein (Sternum) oder im Oberbauch, die oft mit einem Säurerückfluss (Reflux) aus dem Magen einhergehen. Auch andere unangenehme Empfindungen können mit Sodbrennen auftreten, unter anderem:
- saures Aufstoßen von Mageninhalt (Regurgitationen)
- Unwohlsein in der Magenregion
- eventuell Engegefühl und Druck auf der Brust
- Magendruck oder -schmerzen
- manchmal auch Atemprobleme
In unseren Breitengraden leidet jeder Fünfte an Symptomen wie Sodbrennen.1 Sodbrennen ist also ein häufiges Symptom, das jedoch bei gelegentlichem Auftreten als harmlos angesehen wird. Um dagegen vorzugehen, ist die Einnahme von Medikamenten oft nicht zwangsläufig erforderlich. Vielen Hausmitteln wird eine Linderung der Sodbrennen-Beschwerden nachgesagt, jedoch ist deren Wirksamkeit nicht immer medizinisch belegt.
Achtung
Auch wenn gelegentliches Sodbrennen als harmlos gilt, kann es gefährliche Erkrankungen verbergen. Insbesondere bei Sodbrennen, das sich mit stechenden Brustschmerzen, Atemnot in Bewegung und starkem Druckgefühl auf der Brust äußert, ist ein Besuch beim Arzt notwendig. Ein Mediziner kann schwerwiegende Probleme wie beispielsweise einen Herzinfarkt ausschließen.
Wie entsteht Sodbrennen?
In den meisten Fällen wird Sodbrennen durch den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre (Ösophagus) ausgelöst. Dieser sogenannte Reflux kann verschiedene Ursachen haben. Normalerweise wird der Übergang von Speiseröhre und Magen durch Schutzmechanismen fest verschlossen. Zu diesen Mechanismen zählt der Schließmuskel (Ösophagussphinkter). Verlieren die Muskelschlingen am Übergang an Spannung, kann Magensäure in die Speiseröhre treten und Sodbrennen auslösen.
Folgende Fälle begünstigen den Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre:
- erhöhter Druck im Bauchraum, beispielsweise durch eine Schwangerschaft, bei Übergewicht oder zu enger Kleidung
- erhöhte Magensäureproduktion
- Nahrungsaufnahme spät abends mit wenig zeitlichem Abstand zum Zubettgehen
- körperliche Anstrengung − insbesondere Bauchmuskelübungen, bei denen der Mageninhalt gegen den Verschluss der Speiseröhre gepresst wird
- häufiges Bücken − dies erhöht den Druck auf den Speiseröhrenverschluss
- Schlafen in flacher Position − auf dem Bauch oder Rücken −, wodurch Magensäure leichter in die Speiseröhre gelangen kann
- Rauchen vermindert die Spannung des Speiseröhren-Schließmuskels
Andere Ursachen werden ebenfalls mit der Entstehung von Sodbrennen in Verbindung gebracht, wie zum Beispiel:
- Entzündungen der Magen- oder Speiseröhrenschleimhaut
- eine Hiatushernie (Zwerchfellbruch)
- einige Arzneimittel, wie zum Beispiel nicht-steroidale Antirheumatika oder Antibiotika
- Stress
- ein gestörter Bewegungsablauf im Verdauungstrakt (Motilitätsstörung)
- eine Ösophagusdehnung
- lokal irritativ wirkende Nahrungsmittel
Was hilft gegen Sodbrennen?
Gegen Sodbrennen hilft nachweislich:
- Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Menschen
- Vermeiden von spät-abendlichen Mahlzeiten
- Schlafen mit hochgelagertem Oberkörper
- Medikamente, die die Magensäure hemmen
Es gibt allerdings auch viele Hausmittel, für die eine Wirkung nicht nachgewiesen ist, die aber trotzdem von vielen Menschen angewendet werden. Zu den bekanntesten Hausmitteln gegen Sodbrennen zählen:
- ein Glas Milch, das die Magensäure neutralisieren soll
- Heilerde, um überschüssige Säure zu binden
- Senf, um die Verdauung anzuregen und die gereizte Schleimhaut zu beruhigen
- Natron, um die Magensäure zu neutralisieren
- Kaugummi, um die Speichelproduktion anzuregen und die Speiseröhre von Magensäure zu befreien2
- stilles Wasser oder Tee, um die Säure im Magen zu verdünnen
- Bananen, die die Speiseröhre und den Magen mittels Schleimstoffen gegen die Magensäure schützen
Die hier genannten Hausmittel sollten bei einer bekannten Allergie auf einen ihrer Bestandteile nicht eingenommen werden.
Welche Ernährung ist bei Sodbrennen zu empfehlen?
Wenn Sodbrennen häufig nach den Mahlzeiten auftritt, kann die falsche Ernährung der Grund für die Beschwerden sein. Um einer vermehrten Produktion von Magensäure und damit auch Sodbrennen vorzubeugen, sollten große Portionen, direkt vor dem Zubettgehen vermieden werden.3 Es wird empfohlen in mehreren kleinen Portionen mindestens drei bis vier Stunden vor dem Schlafengehen zu essen. Eine kohlenhydrat- und fettarme Kost beugt ebenfalls dem Auftreten von Sodbrennen vor. Der routinemäßige Verzicht auf spezielle Lebensmittel wird nicht empfohlen, allerdings kann es sinnvoll sein, stark gewürzte, sehr säurehaltige, scharfe, fettige und frittierte Speisen zu reduzieren.
Wer auf Alkohol und Nikotin verzichtet4, senkt ebenfalls sein Risiko für Sodbrennen. Umstritten ist hingegen die Expertenmeinung bezüglich Koffein. Durch Koffein wird Gastrin freigesetzt. Es handelt sich hierbei um ein Hormon, dass die Produktion von Magensäure steigert und den Spannungszustand der Schließmuskel an der Speiseröhre senkt.5,6 Die Datenlage ist hierzu jedoch widersprüchlich. Andere wissenschaftliche Studien haben wiederum herausgefunden, dass Kaffee (wie auch Schokolade) keinen signifikanten Effekt auf Symptome wie Sodbrennen hat.5
Hilft die richtige Schlafposition gegen Sodbrennen?
In Studien herrscht Einigkeit darüber, dass eine Schlafposition mit erhöhtem Oberkörper gegen nächtliches Sodbrennen hilft.6 Der Grund dafür: Im Schlaf lässt unsere Muskelspannung natürlicherweise nach. Schlafen wir flach auf dem Rücken oder Bauch, befinden sich Magen und Speiseröhre auf der gleichen Höhe. Dadurch kann Magensäure leicht durch den erschlafften Schließmuskel in die Speiseröhre treten.
Schlafen wir hingegen mit leicht erhöhtem Oberkörper oder auf der linken Seite, befindet sich die Speiseröhre über dem Magen. Somit verhindert die Schwerkraft den Rückfluss. Ein zusätzliches Kopfkissen oder ein hochgestellter Lattenrost am Kopfteil des Bettes helfen daher schnell und einfach gegen nächtliches Sodbrennen.
Welcher Tee hilft gegen Sodbrennen?
Kräutertees zählen zu den bekanntesten Hausmitteln gegen Sodbrennen. Insbesondere Heilpflanzen wie Kamille, Fenchel, Kümmel, Anis und Melisse sollen die Magenschleimhaut beruhigen und gegen Sodbrennen und saures Aufstoßen helfen. Um optimal gegen Sodbrennen zu wirken, sollten Kräutertees nicht zu heiß, sondern lauwarm und schluckweise getrunken werden.
Die Wirksamkeit von Tees ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Relevante säureneutralisierende Bestandteile haben sie nicht. Vielmehr ist das viele Trinken von Wasser empfohlen, um die Magensäure zu verdünnen. Studien legen nahe, dass Pfefferminztee sogar weniger empfehlenswert ist, da Minze die Entspannung des Schließmuskels der Speiseröhre begünstigt und damit auch Sodbrennen.7
Wie hilft Heilerde gegen Sodbrennen?
Heilerde zählt zu den beliebtesten Hausmitteln gegen Sodbrennen. Schon in der Antike wurde es als mineralstoffhaltiges Antazidum genutzt. Heute ist Heilerde als Pulver zum Auflösen in Wasser oder in Form von Kapseln erhältlich. Die in der Heilerde enthaltenen Carbonat-Salze sollen überschüssige Magensäure und giftige Substanzen im Verdauungstrakt binden und die Säure dadurch neutralisieren.8 Die Wirksamkeit von Heilerde bei Sodbrennen ist allerdings wissenschaftlich nicht nachgewiesen, weshalb sie von ärztlicher Seite nicht empfohlen werden kann.
Hilft Senf wirklich gegen Sodbrennen?
Die Senfpflanze gehört zu den Kreuzblütengewächsen und soll ein wirksames Hausmittel gegen Sodbrennen sein. Aussagekräftige klinische Studien zu einem tatsächlichen Nutzen von Senf bei Sodbrennen liegen jedoch nicht vor. Senf wird als Paste oder in Form von ganzen Senfkörnern, die zerkaut werden, genutzt. Die enthaltenen Senfölglykoside und ätherischen Öle sollen beruhigend und entzündungshemmend auf die Magenschleimhaut wirken.9 Sie regen darüber hinaus die Verdauung an, indem sie die Produktion von Gallensäuren fördern. Mit ihren basischen Eigenschaften sollen die Öle Magensäure neutralisieren.
Wie wirkt Natron gegen Sodbrennen?
Eines der bekanntesten Hausmittel gegen Sodbrennen ist die Einnahme von Natriumhydrogencarbonat − kurz Natron. In Form von Backpulver findet es sich in nahezu jedem Haushalt. Als Hausmittel kann man es in einem Glas stillem Wasser auflösen und in kleinen Schlucken trinken. Das basische Natron neutralisiert die überschüssige Magensäure und wirkt damit gegen Sodbrennen. Doch Vorsicht: Zu viel Natron kann nicht nur zu Gasbildung im Magen führen. Es kann auch lebensgefährliche Nebenwirkungen verursachen. Eine Überdosis kann den pH-Wert des Körpers stark ansteigen lassen und eine sogenannte metabolische Alkalose auslösen.10 Der pH-Wert ist ein Maß dafür, wie stark eine Lösung sauer oder basisch ist.
Hilft Milch wirklich gegen Sodbrennen?
Wie die meisten anderen Hausmittel soll auch Milch die Magensäure neutralisieren und damit gegen Sodbrennen wirken. Tatsächlich ist die Wirkung von Milch bei Sodbrennen und saurem Aufstoßen jedoch umstritten.11 Einige Experten warnen sogar vor Milchgenuss bei Sodbrennen, da Milchprodukte durch ihren leicht sauren pH das Sodbrennen sogar verschlimmern könnten. Aufgrund der unklaren Studienlage kann daher keine klare Empfehlung für Milch als Hausmittel bei Sodbrennen ausgesprochen werden.
Sodbrennen in der Schwangerschaft ‒ was hilft?
Während einer Schwangerschaft steigt der Druck im Bauchraum und damit auch das Risiko für Sodbrennen. Zusätzlich kann der veränderte Hormonhaushalt dazu führen, dass der Schließmuskel der Speiseröhre weniger angespannt ist. Dabei handelt es sich meist um einen vorübergehenden Prozess. Für die Behandlung von Sodbrennen bei Schwangeren gelten die gleichen allgemeinen Regeln wie bei allen anderen Menschen. Bei Einnahme von Hausmitteln sollte auch mögliche Nebenwirkungen und Kontraindikationen während der Schwangerschaft geachtet werden. In den meisten Fällen verschwindet das Sodbrennen nach der Schwangerschaft wieder von selbst.
Wann sollte ich wegen Sodbrennen zum Arzt?
Auch wenn Sodbrennen meistens als harmlos gilt, kann es sinnvoll sein, mit einem Arzt über die Beschwerden zu sprechen. Insbesondere bei ständigem und schmerzhaften Sodbrennen sollte man einen Arzt besuchen. Denn einer erhöhten Magensäureproduktion können behandlungsbedürftige Veränderungen der Magenschleimhaut zugrunde liegen. Eine durch den Erreger Helicobacter pylori ausgelöste Magenschleimhautentzündung (Gastritis) stellt ein gutes Beispiel dar. Auch Medikamente wie das Schmerzmittel Ibuprofen oder Aspirin (ASS) können die Magensäure-Menge steigern.
Schwerwiegende Schädigungen durch den ständigen Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre gilt es zu verhindern. Dazu kann es nötig sein, die Magensäure mittels Magenschutz-Medikamenten wie Pantoprazol, einem sogenannten Protonenpumpenhemmer, zu regulieren.
Zusammenfassung
Sodbrennen ist ein weit verbreitetes Symptom, das unter anderem dann entsteht, wenn Magensäure aus dem Magen in die Speiseröhre gelangt und dort die Schleimhaut reizt. Betroffene bemerken meistens ein Brennen unter dem Brustbein. Nachweislich wirksame, nicht-medikamentöse Maßnahmen gegen Sodbrennen sind: Gewichtsreduktion, Vermeidung spätabendlicher Mahlzeiten, Verzicht auf Alkohol und Nikotin, sowie Schlafen mit hochgelagertem Oberkörper.
Allerdings werden von vielen Betroffenen auch Hausmittel eingesetzt. Dazu zählen unter anderem Milch, Heilerde, Natron und lauwarmer Tee. Die Wirksamkeit dieser Hausmittel ist allerdings medizinisch nicht erwiesen.
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