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Histaminhaltige Lebensmittel

Dr. med. André Sommer

Dr. med. André Sommer

Histamin ist ein biogenes Amin, das nicht nur als natürlicher Botenstoff in unserem Körper, sondern auch in verschiedenen Lebensmitteln vorkommt. Insbesondere durch Verarbeitungsprozesse, Haltbarmachung oder auch durch Reifungsprozesse steigt der Histamingehalt in verschiedenen Produkten. Dies liegt maßgeblich an Mikroorganismen, wie Bakterien, die an diesen Prozessen beteiligt sind und dabei auch Histamin generieren. Durch Alterung der Lebensmittel entstehen dann also höhere Histaminlevel. Daher sollten Produkte auch immer frisch gegessen und nicht zu lange gelagert werden – weder im Supermarkt noch zuhause. Bestimmte Lebensmittel bewirken zudem eine höhere Ausschüttung von körpereigenem Histamin. Beide Mechanismen sind insbesondere für Menschen mit Histaminunverträglichkeit (HIT) problematisch.


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Welche Nahrungsmittel enthalten besonders viel Histamin?

In der folgenden Tabelle sind Lebensmittel aufgeführt, die besonders histaminreich sind und dadurch bei einer Unverträglichkeit besser zu vermeiden sind.

Gemüse Sauerkraut, Tomaten, Spinat, Aubergine, Avocado
Käse Emmentaler, Camembert, Roquefort
Wurstwaren Salami, roher Schinken, rohe Würste
Fisch Thunfisch, Makrele, Anchovy
Alkoholische Getränke Rotwein (je nach Produktion)

Tab. 1: Lebensmittel mit sehr hohem Histamingehalt

Welche Lebensmittel sollte ich bei Histaminunverträglichkeit vermeiden?

Es ist individuell verschieden, wie viel Histamin du zu dir nehmen kannst, bevor es zu Beschwerden kommt. Die folgenden histaminhaltigen Lebensmittel sind anhand ihrer Lebensmittelgruppe sortiert. Du musst aber nicht strikt auf die aufgeführten Lebensmittel verzichten, sondern es kommt vielmehr auf die Dosis an. Wir empfehlen das kostenlose Ernährungs- und Symptomtagebuch von Cara Care per App. Die kostenlose Darmgesundheits-App kannst Du hier herunterladen und zur Unterstützung unsere zertifizierten Experten hinzuziehen.

Welche Lebensmittel enthalten größere Mengen an Histamin?

Lebensmittelgruppen Histaminhaltige Lebensmittel
Milch und Milchprodukte Vollmilch und vollfette, auch gesäuerte
Milchprodukte, Sauerrahm, Crème Fraiche, Buttermilch, Joghurt
fermentierte Käsesorten und Schimmelkäse: Cheddar, Brie, Gorgonzola, Roquefort, Bergkäse, überreifer Camembert
Hüttenkäse
Kefir
Fleisch und Fleischwaren Fleisch vom Vortag (außer wenn es direkt eingefroren wird!)
Prozessiertes, geräuchertes, gepökeltes, Fleisch und Wurstprodukte aus rohem Fleisch (Salami, Landjäger, Mettwurst, roher Schinken, Parmaschinken, Kantwurst, Wiener Würstchen, hot dogs, Räucherschinken) sowielange gelagertes Fleisch (Speck)
Fisch und Fischwaren Generell Vorsicht bei Fisch, wenn er nicht fangfrisch oder direkt nach dem Fang verarbeitet wurde!
Insbesondere bei: Schellfisch, Thunfisch
Geräucherte, gesalzene oder auch marinierte Fische (Bismarck Hering, Rollmops, Räucherlachs)
Meeresfrüchte, Makrele, Thunfisch und Bonito entwickeln sehr leicht und schnell Histamin
Eier Eier, Hühnerei, Vollei (Eigelb ist verträglich)
Eiklar, Eiweiß (vor allem roh)
Fette und Öle industriell gefertigte Soßen,
größere Mengen Öle, Butter, normale Margarine, Schmalz, Talg mit Farbstoffen oder Konservierungsmitteln
Hülsenfrüchte Kichererbsen, Linsen, rote Bohnen, Sojabohnen und Produkte aus Sojabohnen (Soja-Drink, Soja-Soße, Tofu, Miso, Soja Lecithin)
Getreideprodukte Keinerlei Einschränkungen außer:
Müsli mit Farbstoffen, Geschmacksverstärkern, Konservierungsmitteln
Fertiggerichte mit Nudeln oder Reis,
Popcorn mit künstlichen Geschmacksstoffen
Gemüse Avocado, Aubergine, Oliven, reife Tomaten (auch Ketchup), Spinat
Obst Ananas, Banane, Birne, Feige, Erdbeere, Grapefruit, Guave, Himbeeren, Kiwi, Limette, Orangen, Papaya, Pflaumen, Rhabarber, Zitrone
Nüsse und Samen Nussmischungen mit künstlichen Geschmacksstoffen
Süßigkeiten Kakao, Schokolade, Pralinen, Nougat, Marzipan, Sahnebonbons etc., Sirup mit Geschmack, außerdem kommerzielle Süßigkeiten und Desserts
Gewürze Brühe, Cumin, Curry, Essig (Balsamico, Rotweinessig, Weißweinessig), Hefeextrakt, Paprikapulver (scharf), Pfeffer, Senf, Sojasauce
Getränke Alkohol in jeder Form (insbesondere aber Rotwein)
kohlensäurehaltige Getränke (Limonade, Cola, Sodas)
Schwarztee, Brennnesseltee
Orangensaft, Tomatensaft
Sojamilch, Schokoladen-/Kakaogetränke

Tab. 2: Histaminhaltige Lebensmittel nach Gruppen

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Warum vertrage ich bei Histaminintoleranz auch Kaffee schlecht?

Kaffee beinhaltet zwar selbst kein Histamin, aber über zwei andere Mechanismen verschlechtert Kaffee deine Symptomatik. Denn das im Kaffee enthaltene Koffein hemmt die Diaminooxidase (DAO). Dies ist wiederum das Enzym, das im Darm Histamin abbaut. So gelangt normalerweise nicht zu viel Histamin in den Körperkreislauf. Bei Histaminintoleranz (HIT) ist das Enzym DAO aber bereits nicht voll funktionsfähig oder nur in zu geringer Menge vorhanden. Deswegen sollten koffeinhaltige Getränke besser gemieden werden. Außerdem bewirkt Koffein, dass körpereigene Histaminspeicher ausgeschüttet werden. Histamin steigt im Blutkreislauf an und kann dadurch zu Beschwerden führen. Daher sollte auch Kaffee nicht im Übermaß getrunken werden. Finde am besten deine individuelle Toleranz! Übrigens enthält Espresso weniger Koffein und Säure als Kaffee und wird daher besser vertragen.

Welche weiteren Lebensmittel sind Histaminfreisetzer?

  • Erdbeeren
  • Himbeeren
  • Walnüsse
  • Aubergine

Diese Lebensmittel enthalten biogene Amine, die Histamin sehr ähnlich sind. Sie können an die gleichen Rezeptoren wie Histamin oder an die Daminoxidase (DAO) binden. Außerdem wird davon ausgegangen, dass natürliche und chemische Zusatzstoffe Histaminausschüttung bewirken (z.B. die Salze Sulfat und Benzoat). Diese Salze kommen auch natürlicherweise in Beeren und Gemüse und außerdem in Hühnereiweiß vor. Daher können sie bei Menschen mit Histaminunverträglichkeit in Kombination mit histaminhaltigen Lebensmitteln zu Beschwerden führen. Der genaue Mechanismus ist jedoch noch nicht geklärt und wird noch erforscht.

Welche Rolle spielen Mikroorganismen beim Histamingehalt?

Im Herstellungsprozess von diversen Lebensmitteln spielen Mikroorganismen eine Rolle. Sie machen Lebensmittel haltbar und tragen außerdem zum Aroma bei. Allerdings produzieren die Mikroorganismen, zum Beispiel Laktobazillen, auch Histamin. Insbesondere fermentierte, also durch Gärungsprozesse entstandene, Produkte sind histaminhaltig.

Dazu zählen:

  •       Milchprodukte (Käse)
  •       Sauerkraut
  •       Wein und Bier
  •       Essig
  •       Sojasoße
  •       gepökelte, getrocknete oder gesalzene Fleischwaren

Wo kann ich mich denn auf Histaminintoleranz (HIT) testen lassen?

histaminunverträglichkeit test

Gelange hier zum kostenlosen Histaminintoleranz-Selbsttest. (Klick)

Du leidest häufiger an Bauchschmerzen, verstopfter Nase oder hast Fließschnupfen und Kopfschmerzen? Dann könntest du an einer Histaminunverträglichkeit leiden. Du solltest zunächst deine Beschwerden bei deinem Hausarzt oder Gastroenterologen abklären lassen. Leider ist Histaminunverträglichkeit noch unterdiagnostiziert und wird von einigen Ärzten überhaupt nicht in Betracht gezogen. Auf Ernährungstherapie spezialisierte Ärzte oder wir von Cara Care können dir aber weiterhelfen. Mit unserer Cara Care Darmgesundheits-App zum Downloaden stehen dir viele Möglichkeiten zur Verfügung, deine Darmgesundheit mit fachlicher Unterstützung durch unsere Experten selbst zu verbessern. Du hast Histamin im Verdacht hast, deine Beschwerden hervorzurufen? Hier geht´s zum Selbsttest.

Welche Tests bestätigen den Verdacht?

Es gibt zwar einige Testverfahren, die eine Histaminintoleranz (HIT) bestätigen können. Viele finden jedoch in der Praxis keine Anwendung oder ihre Aussagekraft ist umstritten.

  • Bluttest: Diaminoxidase und Histamin
  • Urinprobe: Histamin- und Methylhistamingehalt
  • Stuhlprobe: Histaminlast
  • Histaminprovokationstest: Testung nach Auslassdiät in Spezialkliniken

Nach den aktuellen Leitlinien werden diese Testungen daher zur Diagnosestellung nicht empfohlen. Sondern um eine eine HIT festzustellen, wird stattdessen eine Auslassdiät durchgeführt. Verbessert die histaminarme Ernährung deine Symptome, ist eine HIT dann wahrscheinlich. Während der Auslassdiät ist es wichtig, dass du deine Symptome und deine Ernährung sorgfältig dokumentierst. Das geht über entsprechende Ernährungstagebücher oder aber unsere kostenlose Cara Care App.

Wichtig: Bei der Auslassdiät handelt es sich um eine zwei bis vierwöchige Phase. Sie dient der Diagnosestellung und eignet sich jedoch nicht als langfristige Ernährungsweise. Gemeinsam mit deinem Ernährungsberater erfolgt aber im Anschluss eine schrittweise Wiedereinführung von histaminhaltigen Lebensmitteln in deinen Ernährungsplan.

Welche Medikamente beeinflussen die Histamintoleranz?

Einige Medikamente greifen in das sensible System des Histaminstoffwechsels ein, indem sie entweder das Abbauenzym Diaminoxidase hemmen oder aber die körpereigene Histaminausschüttung triggern. Zu diesen Medikamenten gehören beispielsweise:

  • manche Antibiotika
  • manche Antidepressiva
  • Aspirin
  • manche Diuretika
  • NSAIDs (z.B. Ibuprofen)

Die folgende Tabelle gibt dir dazu einen genauen Überblick über die Wirkstoffe und Substanzklassen. Du nimmst regelmäßig Medikamente ein? Dann solltest du dich unbedingt mit deinem Arzt und Ernährungsberater besprechen.

Substanzklasse Wirkstoffe
Schmerzmittel Morphin, Pethidin, NSAR, ASS, Metamizol
Mittel gegen niedrigen Blutdruck Dobutamin
Blutdrucksenker Verapamil, Alprenolol, Dihydralazin
Mittel gegen Herzrhythmusstörungen Propafenon, Chinidin
harntreibende Mittel Amilorid, Furosemid
Antibiotika Amoxicillin, Cefuroxim, Cefotiam, Isoniazid, Pentamidin, Clavulansäure, Choroquin, Paromomycin
Betäubungsmittel Thiopental
Antidepressiva Amitriptylin
Mittel zur Erweiterung der Atemwege z.B. bei Asthma Aminophyllin
motilitätsbeeinflussende Mittel Metoclopramid
Antihistaminika (H2-Rezeptorantagonisten) Cimetidin
schleimlösende Mittel Acetylcystein, Ambroxol
Mittel bei der Chemotherapie Cyclophosphamid
Muskelrelaxantien Pancuronium, Alcuronium, D-Tubocurarin
lokale Betäubungsmittel Prilocain
Röntgenkontrastmittel

Tab. 3: Medikamente mit Einfluss auf den Histaminstoffwechsel

Jarisch, R. (Ed.). (2014). Histamine Intolerance: Histamine and Seasickness. Springer. Online: https://www.springer.com/de/book/9783642554469

Joneja, J. (2017). The Beginner´s Guide to Histamine Intolerance. Berrydales Books. Online: https://www.amazon.com/Beginners-Guide-Histamine-Intolerance-ebook/dp/B07258TX34

Kluthe, R. (1999). Ernährungsmedizin in der Praxis. Spitta-Verlag, Balingen. Online: https://www.spitta.de/fileadmin/tt_news/shop/pdf/V10011811/Handbuch_Auszug.pdf

Reese, I., Ballmer-Weber, B., Beyer, K., Fuchs, T., Kleine-Tebbe, J., Klimek, L., … & Werfel, T. (2017). Leitlinie zum Vorgehen bei Verdacht auf Unverträglichkeit gegenüber oral aufgenommenem Histamin. Allergo Journal, 26(2), 51-61. Online: http://dgaki.de/wp-content/uploads/2010/05/Leitlinie_Histaminunverträglichkeit2012.pdf

Dr. med. André Sommer

Dr. med. André Sommer

Ich arbeite als Arzt in Berlin. Mit Cara Care haben haben wir in Form einer App deinen ganzheitlichen Begleiter bei Verdauungsbeschwerden entwickelt. Finde HIER heraus, welches unserer Medizinprodukte für dich in Frage kommt und verbessere deine Symptome und deine Lebensqualität!

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