Morbus Whipple – eine seltene Infektionskrankheit
Durchfälle und die unzureichende Aufnahme von Nährstoffen (Malabsorption) können verschiedenen Ursachen haben. In seltenen Fällen ist es die Erkrankung Morbus Whipple. Die Allgemeininfektion betrifft neben dem Dünndarm verschiedene weitere Organsysteme. Es wird angenommen, dass eine Infektion mit dem Erreger Tropheryma whipplei die Systemerkrankung hervorruft. Durch die Dünndarmschädigung führt die Erkrankung zu Durchfällen und einer Störung in der Nährstoffaufnahme. Eine drastische Gewichtsabnahme oder Blutarmut (Anämie) durch Eisenmangel können die Folge sein. Nach der Störung der Nährstoffaufnahme wurde der Erreger benannt: Tropheryma ist Griechisch und setzt sich aus den beiden Begriffen trophe (Ernährung) und eryma (Schranke) zusammen. Auch wenn die Erkrankung sehr selten ist – sie muss unbedingt schnell erkannt und behandelt werden. Denn unbehandelt nimmt Morbus Whipple einen tödlichen Verlauf.
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Was verursacht Morbus Whipple?
Es wird angenommen, dass die Erkrankung Morbus Whipple durch den Erreger Tropheryma whipplei entsteht. Doch eine Infektion ist nicht die alleinige Ursache. Vermutlich spielt auch ein Defekt deszellulären Immunsystems eine Rolle. Insbesondere die T-Zellen (T-Lymphozyten) scheinen in ihrer Funktionsfähigkeit eingeschränkt. Außerdem wurde nachgewiesen, dass die sogenannten Fresszellen des Immunsystems (Makrophagen) bei Morbus Whipple-Betroffenen bestimmte Signalstoffe (Monokine) nicht ausreichend produzieren. Es handelt sich dabei beispielsweise um den Signalstoff Interleukin-12. Dieser ist normalerweise dafür zuständig, dass bei einer Infektion die T-Zellen aktiviert werden und eine Infektion bekämpfen. Außerdem könnte eine genetische Disposition zum Krankheitsausbruch beitragen.
Was ist Tropheryma whipplei?
Der Erreger Tropheryma whipplei ist ein stäbchenförmiges Bakterium der Aktinomyzeten-Spezies. Er ist in der Umwelt weit verbreitet. Man findet ihn unter anderem in Abwässern.
Ist Morbus Whipple ansteckend?
Nein, Morbus Whipple ist nicht ansteckend. Leider ist der genaue Übertragungsweg der Infektion noch unbekannt. Es wird angenommen, dass die Erkrankung durch den Erreger Tropheryma whipplei entsteht. Doch eine Infektion scheint nicht die alleinige Ursache. Denn bei zwei bis vier Prozent der Bevölkerung befindet sich der Erreger im Stuhl – ohne dass jegliche Beschwerden auftreten. Daher vermuten Experten, dass ein Defekt des zellulären Immunsystems, genauer der Fresszellen (Makrophagen) und T-Zellen eine Rolle spielt. Außerdem könnte eine genetische Disposition zum Krankheitsausbruch beitragen.
Für Interessierte: Mehr über das Immunsystem Unser Immunsystem ist sehr komplex. Viele Prozesse sind nach wie vor ungeklärt. Da eine Störung des Immunsystems zum Ausbruch von Morbus Whipple führt, folgt hier eine vereinfachte Erklärung. Viele verschiedene Zellen und Signalstoffe spielen eine Rolle bei der Bekämpfung von Krankheitserregern. Man unterteilt das Immunsystem in zwei Hauptsysteme:
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Welche Symptome treten bei Morbus Whipple auf?
Leidest du an den unten folgenden Symptomen und wurden alle anderen häufigen Ursachen ausgeschlossen, dann sollte Morbus Whipple in Betracht gezogen werden. In diesem Fall solltest du dich an ein spezialisiertes Zentrum wenden.
Die wichtigsten Symptome auf einen Blick:
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Da es sich bei Morbus Whipple um eine Erkrankung des gesamten Körpers handelt (Systemerkrankung), sind die Symptome vielseitig. Typisch sind:
- Gelenkschmerzen
- Durchfall
- Gewichtsverlust
- Fieber
- Lymphknotenschwellung
Häufig treten die Gelenkschmerzen (Arthralgie) jedoch schon viele Jahre vor den Verdauungsbeschwerden auf. Je nach betroffenem Organ leiden Erkrankte an weiteren Beschwerden. Ist zum Beispiel das zentrale Nervensystem betroffen, kommt es über einen längeren Zeitraum hinweg zu neurologischen Symptomen. Diese Tabelle beschreibt die Beschwerden für die einzelnen Organsysteme. Die beschriebenen Symptome können einzeln oder in Kombination auftreten. Genau das macht den Befall so tückisch. In jedem Fall muss Morbus Whipple bei diesen Symptomen umbedingt ausgeschlossen werden, auch wenn es eine sehr seltene Erkrankung ist.
Organ | Symptome |
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Dünndarm |
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zentrales Nervensystem |
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Herz |
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Lunge |
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Gelenke |
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Wie wird Morbus Whipple therapiert?
Morbus Whipple wird mit einer entsprechend hochdosierten Antibiotikatherapie behandelt. Diese muss zwei Wochen lang im Krankenhaus über die Venen (intravenös) erfolgen. Daran schließt sich die sogenannte Erhaltungstherapie an. Durch die Schwere der Erkrankung muss die Erhaltungstherapie mit oralen Antibiotika für ein Jahr erfolgen! Wird die Antibiotikatherapie rechtzeitig verabreicht, kommt es zur Ausheilung.
Todesgefahr!
Unbehandelt verläuft die Erkrankung tödlich!
Tritt Morbus Whipple auch bei Frauen auf?
Ja, auch Frauen können von der Erkrankung betroffen sein. Früher ging man davon aus, dass Männer achtmal häufiger betroffen sind. Neuere Studien lassen eher eine 3:1 Verteilung annehmen. Das Haupterkrankungsalter von Morbus Whipple liegt zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr. Bei unter 30-Jährigen tritt die Erkrankung in der Regel nicht auf.
Tritt Morbus Whipple auch in der Niere auf?
Prinzipiell kann die Erkrankung jedes Organ betreffen. Von einer Nierenbeteiligung wird jedoch selten berichtet.
Wie soll ich mich bei Morbus Whipple ernähren?
Es gibt keine Ernährungsempfehlungen in den Leitlinien für Morbus Whipple. In Abhängigkeit der Darmbeschwerden sollte eine individuelle Ernährungsberatung erfolgen. Da Morbus Whipple häufig mit einem starken Gewichtsverlust und Mangelernährung einhergeht, ist dies unbedingt zu berücksichtigen. Diese Symptome müssen von einem Arzt behandelt werden. Er hilft dir, die nächsten Schritte zu entscheiden. Denn solltest du tatsächlich an Morbus Whipple erkrankt sein, gilt es schnell zu handeln und eine__ Therapie mit Antibiothika__ sofort zu starten.
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