Oberbauchschmerzen
Dieser Text erläutert exemplarisch die häufigsten Ursachen für Oberbauchschmerzen – rechts, links und in der Mitte. Bei schwerwiegenden Beschwerden sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden!
Wenn du unter chronischen Bauchschmerzen, Durchfällen oder Verstopfung leidest und bislang noch keine Ursache dafür gefunden werden konnte, könnte ein Reizdarmsyndrom dahinterstecken. Möchtest du mehr über das Reizdarmsyndrom erfahren? Hier geht's zu unserem informativen Blogbeitrag. Möchtest du herausfinden, ob unsere kostenfreie Reizdarm-App-Therapie die passende Lösung für dich ist? Klicke hier.
Der Oberbauch wird nach oben durch die Rippenbögen begrenzt und reicht nach unten hin bis zur Höhe des Bauchnabels. Ferner kann man den Oberbauch in einen rechten, mittleren und linken Bereich einteilen. Diese Bereiche, denen im Folgenden charakteristische Erkrankungen zugeordnet werden, sind allerdings fließend und sind daher nicht als absolut zu betrachten.
Aufteilung des Bauchs in Ober- und Unterbauch
Oberbauchschmerzen sind ein sehr unspezifisches Symptom, das nicht auf eine typische Erkrankung zurückzuführen ist, sondern viele verschiedene Ursachen haben kann. Für eine genaue Diagnose durch den Arzt ist daher die detaillierte Beschreibung verschiedener Merkmale der Oberbauchschmerzen essentiell. Hierzu gehören:
- Schmerzqualität (z.B. brennend, stechend, dumpf),
- Auftreten (z.B. konstant, anfallsartig, vor/nach der Mahlzeit)
- Begleitsymptome (z.B. Durchfall, Verstopfung, Schleim im Stuhl)
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Wann können Oberbauchschmerzen besonders gefährlich sein?
In vielen Fällen halten die Beschwerden nicht lange an und sind relativ harmlos, doch in einigen Fällen kann auch eine ernsthafte Erkrankung zugrunde liegen.
Bei schwerwiegenden oder wiederholten Schmerzen sowie unter folgenden Umständen sollte möglichst bald ein Arzt aufgesucht werden:
- bei Fieber
- wenn die Schmerzen durch eine äußere Verletzung verursacht wurden
- wenn die Schmerzen bereits mehrere Stunden andauern
- bei Anzeichen einer Dehydrierung
Ein dringender Notfall besteht unter folgenden Bedingungen:
- Bluterbrechen (Hämatemesis)
- Teerstuhl / blutiger Stuhl
- Atembeschwerden
- bei Schwangerschaft
In solchen Fällen ist eine sofortige medizinische Behandlung notwendig!
Schmerzen im rechten Oberbauch
Gallenblase und Gallengang
Für Schmerzen im rechten Oberbauch sind häufig Gallensteine in den Gallenwegen verantwortlich (Cholelithiasis). Gallensteine sind feste Ausfallprodukte der Gallenflüssigkeit, deren Entstehung unter anderem durch hohe Blutfettwerte und Übergewicht begünstigt wird. Etwa drei Viertel der Gallensteinträger entwickeln keine Symptome und benötigen auch keine Therapie, doch unter Umständen gelangen die Steine in den Gallengang und verhindern die Abgabe der Gallenflüssigkeit in den Darm, was eine Gallenkolik auslösen kann.
Bei einer Gallenkolik zieht sich die Gallengangsmuskulatur krampfartig zusammen, da die Sekretion des Gallensekrets durch den Gallenstein behindert wird. Die plötzlichen Schmerzen, die dadurch auftreten, werden von den Betroffenen oft als stechend beschrieben und können in die rechte Schulter und in den Rücken ausstrahlen. Insbesondere fettreiche Mahlzeiten und Alkoholkonsum können diese Beschwerden hervorrufen, da nach Nahrungsaufnahme die Gallenflüssigkeit verstärkt abgegeben wird, um die Nahrung zu verdauen. Deshalb wird bei einer Gallenkolik davon abgeraten, Essen oder kalorienhaltige Getränke zu sich zu nehmen!
Gallensteine können ebenso ursächlich für eine Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis) sein. Durch eine wiederholte Verlegung des Gallengangs staut sich das Gallensekret in der Gallenblase und führt zu einer entzündlichen Veränderung der Gallenblasenwand. Die Schmerzen sind – ähnlich der Gallenkolik – anfallsartig und werden oft von Allgemeinsymptomen wie Fieber und Übelkeit begleitet. Da bei einer entzündeten Gallenblase ein Loch in der Wand entstehen und schwere Folgen mit sich bringen kann, wird die Gallenblase in aller Regel operativ entfernt.
Leber
Ein weiteres Organ, das sich im rechten Oberbauch befindet und Schmerzen in diesem Bereich auslösen kann, ist die Leber. Erkrankungen der Leber wie etwa eine Leberentzündung, Leberzirrhose oder Leberkrebs sind meist nicht mit Schmerzen im Oberbauchbereich assoziiert. Allerdings wird die Leber von einer derben Kapsel umhüllt und es ist möglich, dass bei diesen Erkrankungen die Leber anschwillt und einen starken Zug auf die Kapsel ausübt, der enorme Schmerzen auslösen kann.
Schmerzen im linken Oberbauch
Schmerzen im linken Oberbauch sind seltener, können jedoch auf lebensgefährliche Erkrankungen hindeuten.
Milz
Für linksseitige Oberbauchschmerzen sind am häufigsten Erkrankungen der Milz verantwortlich. Nach einem traumatischen Ereignis etwa (z.B. Fahrradunfall) kann die Milz aufgerissen werden (Ruptur) und unter Umständen eine potenziell lebensgefährliche Blutung mit sich bringen. Zudem gibt es Milzerkrankungen, die speziell bei Kindern gehäuft auftreten: Eine bestimmte Form von Blutkrebs (Chronisch myeloische Leukämie) oder eine Infektion durch das Epstein-Barr-Virus (Pfeiffersches Drüsenfieber) können die Milz anschwellen lassen und die Milzkapsel dehnen, sodass es zu starken Schmerzen kommt.
Seitenstechen
Es ist keine Seltenheit, dass bei sportlicher Betätigung direkt nach der Mahlzeit im Bereich der linken oder rechten Flanke stechende Schmerzen empfunden werden. Hierbei handelt es sich meistens um einfache Seitenstiche, die keinen Krankheitswert haben. Die Ursachen sind nicht abschließend geklärt, doch der derzeit glaubhafteste Erklärungsansatz führt das Seitenstechen auf die Umverteilung des Blutes zurück: Leber und Milz sind beides Organe, die bei körperlicher Belastung vermindert durchblutet werden. Doch wenn kurz zuvor Nahrung aufgenommen wird, wird die Durchblutung eher verstärkt und die Organe schwellen an. Die daraus resultierende Dehnung der Organkapseln ruft bei Bewegung das Schmerzempfinden hervor.
Schmerzen des mittigen Oberbauches
Magen
Bei gesunden Menschen wird einerseits ausreichend Magensäure in den Magen abgegeben, aber andererseits auch eine protektive Schleimschicht aufgebaut, die die Magenzellen vor der Magensäure schützt. Wenn das Verhältnis dieser beiden Parameter aus dem Gleichgewicht gerät und entweder übermäßig viel Säure produziert oder die schützende Schleimschicht verringert wird, kann die Magenschleimhaut beschädigt werden. Rauchen und Alkoholkonsum fördern diese Dysbalance zusätzlich.
Die auf diese Weise vorgeschädigte Magenschleimhaut ist z.B. anfällig für eine Infektion durch das Bakterium Helicobacter pylori, was die häufigste Ursache für eine Magenschleimhautentzündung ist (Gastritis). Diese wiederum führt in vielen Fällen zu einem Magengeschwür (Ulkus) – ein lokaler Defekt der tiefen Magenschleimhaut. Die Schmerzen, die hierdurch ausgelöst werden, nehmen typischerweise zu, wenn man sich nach vorne beugt oder auf den Oberbauch drückt.
Die saure Magensäure (pH 1–2), die die Entstehung einer Magenschleimhautentzündung und eines Magengeschwürs begünstigt, wird nach der Mahlzeit von der aufgenommenen Nahrung neutralisiert und ist dann relativ harmlos. Mehrere Stunden nach der letzten Mahlzeit hingegen wird wieder zunehmend Magensäure produziert, die jedoch nicht abgepuffert wird und die Magenwand reizen kann. Daher treten die Beschwerden einer Magenschleimhautentzündung oftmals auch nachts auf („Nüchternschmerz“, „Hungerschmerz“).
Analog zum Reizdarmsyndrom gibt es auch auch ein Reizmagen-Syndrom, das für die Beschwerden ursächlich sein kann. Darunter wird eine Reihe von Oberbauchsymptomen zusammengefasst, für die keine organische Ursache festgestellt werden kann.
Therapeutisch können hier eine Veränderung der Lebens- und Essgewohnheiten helfen, auch psychotherapeutische Maßnahmen sind eine Möglichkeit, um die Beschwerden in den Griff zu bekommen.
Bauchspeicheldrüse (Pankreas)
Die Bauchspeicheldrüse ist ein Organ, das wichtige Verdauungsenzyme in den Darm abgibt und somit eine enorme Rolle bei der Zersetzung von Nahrungsmitteln spielt. Gerade aus diesem Grund treten die durch die Bauchspecheldrüse verursachten Schmerzen – ähnlich wie bei der Gallenblase – verstärkt nach dem Essen auf, wenn die Verdauungsenzyme aktiv sezerniert werden. In der Regel sind die Schmerzen im mittigen bis linken Oberbauch und strahlen gürtelförmig bis in den Rücken aus. Sie werden von den Betroffenen als schneidend oder brennend empfunden.
Zugrunde liegt meist eine akute oder chronische Form der Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis). Bei beiden Formen dieser Erkrankung werden die Schmerzen oft von Übelkeit, Erbrechen und Gewichtsabnahme begleitet. Während die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung am häufigsten durch einen Gallenstein ausgelöst wird und zu einer potenziell lebensbedrohlichen Selbstverdauung des Organs führen kann, stellt langjähriger Alkoholkonsum die Hauptursache einer chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung dar, die vor allem durch fettig-glänzende Durchfälle gekennzeichnet ist.
Herz
Bei starken Schmerzen im Oberbauch sollte eine mögliche Ursache im Herzen ebenfalls abgeklärt werden, da stechende, in den Oberbauch ausstrahlende Schmerzen auch ein Hinweis auf einen Herzinfarkt sein können.
Was bedeuten Oberbauchschmerzen beim Reizdarmsyndrom?
Schließlich können Oberbauchschmerzen auch vom Dickdarm stammen. Dabei gibt es eine ganze Reihe von Erkrankungen des Dickdarms, die vor allem im Bereich der rechten und linken Dickdarmbiegung (Colonflexur) Schmerzen verursachen können, wie z.B.
- Darmdurchbruch (Perforation)
- Darmverschluss (Ileus)
- Darmverengung (Stenose)
- Darmkrebs
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
Wenn diese und weitere Erkrankungen des Darms sowie Unverträglichkeiten ausgeschlossen sind, könnte möglicherweise ein Reizdarmsyndrom vorliegen.
Die Symptomatik vom Reizdarmsyndrom ist sehr vielfältig und kann je nach Begleitsymptomatik in die verschiedenen Formen RDS-D (Durchfall), RDS-O (Verstopfung), RDS-M (Mischtyp) eingeteilt werden. All diesen ist aber gemeinsam, dass die Bauchschmerzen chronisch-rezividivierend sind, d.h. die Schmerzen treten schubweise über einen längeren Zeitraum immer wieder auf: Phasen mit und ohne Bauchschmerzen kommen abwechselnd vor.
Gerade beim Reizdarmsyndrom werden diese Bauchschmerzen häufig nicht ernst genommen und auf psychische Stressfaktoren zurückgeführt, wenn keine konkrete organische Ursache gefunden werden kann. Allerdings zeigen Untersuchungen, dass die Bedeutung der psychischen Komponente deutlich geringer ist als vermutet – daher sollten auch die oft unkompliziert erscheinenden Bauchschmerzen des Reizdarmsyndroms nicht unterschätzt werden.
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Was, wenn Oberbauchschmerzen nach der Mahlzeit auftreten?
In den allermeisten Fällen sind Oberbauchschmerzen nach den Mahlzeiten weitgehend harmlos: Wenn zu schnell und/oder zu viel Nahrung auf einmal aufgenommen wird, können auch bei gesunden Menschen Blähungen oder leichte Bauchschmerzen auftreten. Hinzu kommt, dass bestimmte Lebensmittel individuell besser oder schlechter vertragen werden. Beispielsweise sind fettreiche Milch- und Fleischprodukte besonders schwer verdaulich und einige Gemüsesorten wie Kohl und Zwiebeln haben eine blähende Wirkung.
Dass Schmerzen nach dem Essen auftreten, kann allerdings auch bedeuten, dass Probleme in Organen des Verdauungstraktes vorliegen, wodurch entweder der Transport oder die Zersetzung der Nahrung erschwert sein kann.
Folgende Organe kommen hierfür hauptsächlich in Frage:
Speiseröhre (Ösophagus)
Wenn Magensäure durch die Magenöffnung zurück in die Speiseröhre gelangt (Reflux) und die Wand der Speiseröhre schädigt, kann es zu einer entzündlichen Veränderung kommen, die mit regelmäßigen Schmerzen (Sodbrennen) oder sogar einer Refluxösophagitis einhergeht – vor allem nach der Mahlzeit oder nachts. Die Schmerzen reichen typischerweise vom mittigen Oberbauch bis in den Brustbereich.
Bauchspeicheldrüse
(siehe oben oben)
Gallenblase
(siehe oben)
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Oberbauchschmerzen bei Schwangerschaften
Wenn während einer Schwangerschaft Oberbauchschmerzen auftreten, muss die Ursache auf jeden Fall abgeklärt werden.
Unter Präeklampsie versteht man eine Erkrankung, die bei etwa 5 – 10 Prozent der Schwangeren auftritt und in den letzten drei Schwangerschaftsmonaten eine Reihe von Symptomen auslösen kann: z.B. Flüssigkeitseinlagerungen, Kopfschmerzen, Augenflimmern und Oberbauchschmerzen. Typischerweise ist der Blutdruck erhöht und im Urin wird vermehrt Eiweiß ausgeschieden, welches normalerweise im Körper zurückgehalten werden sollte.
Wenn eine Präeklampsie nicht rechtzeitig behandelt wird, kann die Versorgung des Kindes mit Sauerstoff und Nährstoffen möglicherweise nicht ausreichend sein. Es kommt infolgedessen zu Wachstumsstörungen, die zu einem niedrigen Geburtsgewicht führen können.
HELLP-Syndrom
Das HELLP-Syndrom ist eine Sonderform der Präeklampsie, bei der zusätzlich die Leberwerte ansteigen, die Anzahl der Blutplättchen sinkt und die roten Blutkörperchen vermehrt abgebaut werden. Diese Krankheit kann eventuell sehr gefährlich sein und muss deshalb möglichst schnell behandelt werden. Oft ist eine frühzeitige Geburt des Kindes notwendig, um Mutter und Kind zu schützen.
Oberbauchschmerzen bei Kindern
Bei Kindern gibt es zwei wichtige Punkte zu beachten:
Schlechte Lokalisation
Kinder können je nach Alter den schmerzhaften Bereich nur mehr oder weniger genau angeben. Daher sollten die Angaben von Kindern sehr vorsichtig interpretiert werden!
Psychische Ursachen
Zudem ist damit zu rechnen, dass die Bauchschmerzen nicht organischer Natur sind. Kinder haben die Tendenz, psychische Probleme wie etwa Ängste, Stress oder Frusterlebnisse auf Bauchschmerzen zu projizieren. Dennoch sollte im Zweifel ein Kinderarzt konsultiert werden, um andere Ursachen abzuklären.
Niedergethmann, M. and Post, S., 2006. Differenzialdiagnose des Oberbauchschmerzes. Dtsch Arzteblatt, 103, pp.A862-71. Online abgerufen am 17.06.2016 unter: https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=50809
Bufler, P., Groß, M. and Uhlig, H.H., 2011. Chronische Bauchschmerzen bei Kindern und Jugendlichen. Dtsch Arztebl Int, 108(17), pp.295-304. Online abgerufen am 17.06.2016 unter: https://www.aerzteblatt.de/pdf/108/17/m295.pdf
Layer, P. and Rosien, U., mitherausgegeben von Brambs HJ, Ell C, Fischbach W, Groß MJ, Stolte M, Zirngibl H, Praktische Gastroenterologie. Online abgerufen am 17.06.2016 unter: http://www.ik-h.de/fileadmin/mediapool/pdf/23372_Layer_chp01.pdf