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Typische Reizdarm-Symptome bei Frauen

Dr. med. André Sommer

Dr. med. André Sommer

Das Wichtigste im Überblick


  • häufige Symptome bei Frauen sind Verstopfung, Blähungen und ein aufgeblähter Bauch
  • Frauen sind deutlich häufiger als Männer vom Reizdarmsyndrom betroffen
  • bei der Behandlung wird nicht zwischen Mann und Frau unterschieden
  • die Beschwerden sind zyklusabhängig: zu Verstopfung kommt es eher in der Phase zwischen Eisprung und dem Einsetzen der Menstruation; Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall treten während der Menstruation auf
  • viele Frauen mit einem Reizdarmsyndrom leiden gleichzeitig an PMS
  • die weiblichen Sexualhormone scheinen das Reizdarmsyndrom zu beeinflussen
  • Sexuelle Unlust und Body-Shaming sind weitere Auswirkungen des Reizdarmsyndroms, mit denen Frauen zu kämpfen haben


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Wie äußern sich Reizdarmsymptome bei Frauen?

Frauen leiden nachweislich häufiger unter bestimmten Symptomen als Männer. Hierzu zählen Verstopfung, Blähungen und ein aufgeblähter Bauch. Durchfall tritt dagegen häufiger bei Männern auf. Bauchschmerzen sind bei beiden Geschlechtern ungefähr gleich häufig. Allerdings haben Frauen mehr mit psychischen Begleiterscheinungen zu kämpfen wie einer starken inneren Anspannung oder Depressionen.1

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Wie häufig ist das Reizdarmsyndrom bei Frauen?

Etwa zwei Drittel aller Patienten mit einem diagnostizierten Reizdarmsyndrom sind Frauen. In westlichen Ländern sind es sogar bis zu 75% der Betroffenen.1 Allerdings ist die Dunkelziffer groß, da viele Betroffene gar nicht oder erst sehr spät einen Arzt aufsuchen, um eine offizielle Diagnose zu erhalten. Daher sind solche Zahlen immer unter Vorbehalt zu betrachten.

Was können Frauen bei Reizdarm mit Verstopfung tun?

Die Behandlung der einzelnen Symptome erfolgt bei Frauen und Männern gleichermaßen. Bei Verstopfung sollte zunächst die Ernährung angepasst werden und auf eine ausreichende Trinkmenge und viel Bewegung geachtet werden. Auch Medikamente, wie beispielsweise Stuhlweichmacher, können zum Einsatz kommen. Möglich ist außerdem eine Therapie mit pflanzlichen Substanzen und Probiotika.2

Wie beeinflusst der weibliche Zyklus Reizdarm-Symptome

Viele Frauen berichten davon, dass sich die Reizdarm-Symptome während des weiblichen Zyklus verändern. Diese Beobachtung wird durch Studien unterstützt: In den meisten Studien gaben Frauen an, dass ihre Reizdarm-Symptome kurz vor und während der Regelblutung schlimmer werden. Insbesondere Bauchschmerzen, Durchfall und Blähungen scheinen in dieser Zeit häufiger aufzutreten. Eine mögliche Erklärung für das periodische Auftreten der Beschwerden sind die großen Konzentrationsschwankungen von Sexualhormonen während des weiblichen Zyklus. Diese Hormone beeinflussen die Darmbewegungen und auch mögliche Entzündungsgeschehen im Körper. Auch Prostaglandine, Botenstoffe aus der Gebärmuttermuskulatur, können stimulierend auf die Darmmuskeln wirken, was dazu führen kann, dass Frauen während der Regelblutung öfter Stuhlgang haben .3

Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Reizdarmsyndrom und dem Prämenstruellen Syndrom (PMS)?

Beim Reizdarmsyndrom können auch Symptome auftreten, die zunächst nicht mit dem Verdauungstrakt in Verbindung stehen. Zu den häufigsten solcher Symptome zählt auch das Prämenstruelle Syndrom (PMS). Fast die Hälfte aller Frauen mit einem Reizdarmsyndrom leidet auch unter PMS. Dabei wird berichtet, dass sich die Symptome gegenseitig verstärken und auch das Reizdarmsyndrom im Zeitraum vor der Menstruation am stärksten belastet. Sowohl körperliche Symptome wie Verstopfung und Blähungen als auch psychischen Symptome sind in dieser Zeit stärker ausgeprägt und können sehr belastend sein.4

Werden Reizdarm-Symptome nach den Wechseljahren schlimmer?

Während der Wechseljahre, in etwa im Alter von 45 bis 55 jahren, kommt es zu tiefgreifenden hormonellen Veränderungen im weiblichen Körper. Dabei geraten viele Prozesse im Körper aus ihrem Gleichgewicht und müssen sich neu einstellen. Diese Veränderungen betreffen auch die Verdauung.5 Die Studienlage zu diesem Thema ist allerdings geteilt: in manchen Studien gaben Frauen weniger, in anderen Studien hingegen mehr Reizdarm-Symptome nach den Wechseljahren an. Eine Theorie, die beide Standpunkte versöhnt, wäre, dass zu Beginn der Wechseljahre Reizdarm-Symptome zunächst schlechter werden - ähnlich wie während des Hormonabfalls während der Menstruation. Wenn sich aber später der weibliche Körper an die niedrigeren Hormonlevel gewöhnt hat sind die Reizdarm-Symptome besser, da es keine monatlichen Hormonschwankungen mehr gibt.6

Welchen Einfluss haben Hormone auf die Reizdarm Symptome?

Die Vermutung liegt nahe, dass Hormone einen Wichtigen Einfluss auf das Reizdarmsyndrom ausüben. Tatsächlich befinden sich zahlreiche Rezeptoren für die weiblichen Sexualhormone im Verdauungstrakt. Tierversuche haben gezeigt, dass die Hormone tatsächlich die Schmerzwahrnehmung im Verdauungstrakt (viszerale Sensitivität) beeinflussen können. Das ist insofern relevant, da eine mögliche Erklärung zur Entstehung des Reizdarmsyndroms diese gesteigerte viszerale Sensitivität ist. Auch scheinen weibliche Sexualhormone die Geschwindigkeit der Darmbewegungen zu beeinflussen. Allerdings können Tierversuche nie 1:1 auf den Menschen übertragen werden - ob diese Effekte also auch bei Menschen zu beobachten sind, ist unklar.5

Können hormonelle Verhütungsmittel die Reizdarm-Symptome verschlimmern?

Hormonelle Verhütungsmittel (die Anti-Baby-Pille) greifen in den Hormonhaushalt der Frau ein. Können hierdurch auch die Symptome schlimmer werden? Hierzu ist die Studienlage unklar. Außerdem scheint die genaue Wirkstoffzusammensetzung der Pille eine wichtige Rolle zu spielen. Eine einzelne Studie fand, dass Frauen, die hormonell verhüten, etwas weniger Reizdarm-Symptome haben. Andere Studienergebnisse zeigten, dass ein bestimmter Arzneistoff – das Drospirenon, das beispielsweise in der Pille “Yasmin” enthalten ist – das Risiko, ein Reizdarmsyndrom zu entwickeln, steigen lässt. Bis wir also wirklich wissen, wie hormonelle Verhütungsmittel auf Reizdarm-Symptome wirken, muss noch mehr geforscht werden. Klar ist hingegen, dass hormonelle Verhütungsmittel PMS-Beschwerden, die viele Frauen mit Reizdarm auch haben, reduzieren können.5

Welche Themen sind für Frauen mit Reizdarmsyndrom besonders belastend?

Die Psyche spielt bekanntermaßen beim Reizdarmsyndrom eine wichtige Rolle. Einige Themen, die bei Betroffenen immer wieder aufkommen, sind vor allem für Frauen sehr schambehaftet und schwer zu thematisieren.

Eine Umfrage zu diesem Thema hat ergeben, dass sich die Symptome negativ auf das weibliche Lustempfinden auswirken können, sodass sexuelle Kontakte vermieden werden.1 Auch ein offener Umgang mit dem Thema Verdauung ist noch lange nicht selbstverständlich. Vielen Frauen fällt es schwer sich bei Problemen einen Ansprechpartner zu suchen und Verdauungsprobleme beim Arzt zu thematisieren. Ein weiteres Symptom, das Frauen ganz besonders belastet, ist der aufgeblähte Bauch. Für viele ist es schwer, sich von dem gesellschaftlichen ideal der “schlanken Frau” zu lösen. Ein aufgeblähter Bauch wird schnell zur psychischen Belastung und ist mit Schamgefühlen assoziiert.1 Das sogenannte Body-Shaming ist ein ernstes Thema und kann zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Essstörungen führen7. Falls diese Themen auch dich belasten, kann es gut tun, sich jemandem anzuvertrauen und gegebenenfalls sogar professionelle Hilfe in Form von Psychotherapie in Anspruch zu nehmen.

Wichtig:


Sexuelle Unlust, Verdauungsstörungen und Body-Shaming – bei diesen Themen kann es hilfreich sein, die Tabus zu brechen und sich jemandem anzuvertrauen. Auch wenn keiner drüber spricht - du bist mit diesen Problemen nicht alleine.


Zusammenfassung

Die häufigsten Reizdarm-Symptome bei Frauen sind Verstopfung, Blähungen und ein aufgeblähter Bauch. Auch generell sind Frauen häufiger als Männer vom Reizdarmsyndrom betroffen. Die weiblichen Sexualhormone sind daran möglicherweise Schuld. Viele Betroffenen nehmen ihre Beschwerden stark zyklusabhängig wahr: vor und während der Regelblutung nehmen die Beschwerden typischerweise zu. Insbesondere Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall treten in dieser Zyklusphase auf. Sexuelle Unlust und Body-Shaming sind weitere Auswirkungen des Reizdarmsyndroms, mit denen speziell Frauen zu kämpfen haben.


  1. Houghton LA, Heitkemper M, Crowell MD, et al. Age, Gender, and Women’s Health and the Patient. Gastroenterology. 2016;150(6):1332-1343.e4. doi:10.1053/j.gastro.2016.02.017

  2. Layer P, Andresen V, Pehl C, et al. S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM). Z Gastroenterol. 2011;49(02):237-293. doi:10.1055/s-0029-1245976

  3. Bharadwaj S, Barber MD, Graff LA, Shen B. Symptomatology of irritable bowel syndrome and inflammatory bowel disease during the menstrual cycle. Gastroenterol Rep (Oxf). 2015;3(3):185-193. doi:10.1093/gastro/gov010

  4. Altman G, Cain KC, Motzer S, Jarrett M, Burr R, Heitkemper M. Increased symptoms in female IBS patients with dysmenorrhea and PMS. Gastroenterol Nurs. 2006;29(1):4-11. doi:10.1097/00001610-200601000-00002

  5. Mulak A, Taché Y, Larauche M. Sex hormones in the modulation of irritable bowel syndrome. World J Gastroenterol. 2014;20(10):2433-2448. doi:10.3748/wjg.v20.i10.2433

  6. Bharadwaj S, Barber MD, Graff LA, Shen B. Symptomatology of irritable bowel syndrome and inflammatory bowel disease during the menstrual cycle. Gastroenterol Rep (Oxf). 2015;3(3):185-193. doi:10.1093/gastro/gov010

  7. Mustapic J, Marcinko D, Vargek P. Eating behaviours in adolescent girls: the role of body shame and body dissatisfaction. Eat Weight Disord. 2015;20(3):329-335. doi:10.1007/s40519-015-0183-2

Dr. med. André Sommer

Dr. med. André Sommer

Ich arbeite als Arzt in Berlin. Mit Cara Care haben haben wir in Form einer App deinen ganzheitlichen Begleiter bei Verdauungsbeschwerden entwickelt. Finde HIER heraus, welches unserer Medizinprodukte für dich in Frage kommt und verbessere deine Symptome und deine Lebensqualität!

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