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CBD-Öl gegen Reizdarm - hilft es wirklich?

Dr. med. André Sommer

Dr. med. André Sommer

Cannabidiol oder kurz CBD ist aktuell in aller Munde. Seit einiger Zeit liegen Produkte, die den pflanzlichen Wirkstoff CBD enthalten, wie zum Beispiel CBD-Öl, im Trend. Das angebliche Wundermittel soll beruhigen, Entspannung bringen, gut für das Immunsystem sein und gegen Übelkeit und Schmerzen helfen. Auch ein lindernder Effekt bei Reizdarmbeschwerden wird diskutiert. Erfahre in diesem Artikel, was CBD-Öl ist, wie es wirkt und ob es bei Reizdarm helfen kann.


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Was ist CBD-Öl?

Cannabinoide sind chemische Verbindungen, die natürlicherweise in Hanfpflanzen vorkommen. Cannabidiol, abgekürzt CBD, ist ein solches Cannabinoid. Es kann aus der europäischen Hanfpflanze extrahiert werden. Sehr häufig wird so gewonnenes CBD in Form von CBD-Öl verkauft. Der Anteil von CBD in diesen Ölen kann stark variieren.

Wie wirkt CBD?

Im menschlichen Nervensystem und auch auf einigen anderen Zellen gibt es Andockstellen, sogenannte Rezeptoren, an die Cannabinoide binden und ganz verschiedene Wirkungen auslösen können. An den Cannabinoid-Rezeptoren können einerseits Cannabinoide andocken, die vom Körper selbst gebildet werden (Endocannabinoide), andererseits können dort auch körperfremde Cannabinoide, wie zum Beispiel CBD, andocken und ihre Wirkung entfalten.1

Bislang sind zwei Endocannabinoid-Rezeptoren beim Menschen bekannt, der CB1- und der CB2-Rezeptor.2 CBD wirkt vor allem am CB1-Rezeptor.3 Der CB1-Rezeptor kommt insbesondere im Rückenmark und im Gehirn vor, man findet ihn jedoch auch auf Zellen des Immunsystems und im Magen-Darm-Trakt.4 Über die Wirkung am CB1-Rezeptor, aber auch an anderen Rezeptoren, hat CBD eine antientzündliche, muskelentspannende und nervenschützende Wirkung und soll außerdem bei Übelkeit helfen.5

Wie hilft CBD-Öl gegen Reizdarm?

CBD-Öl wirkt antientzündlich. Da es im Rahmen des Reizdarm-Syndroms zu entzündlichen Veränderungen verschiedener Darmabschnitte kommen kann, liegt hierin ein Ansatzpunkt für die unterstützende Wirkung von CBD bei Reizdarm. Experimentelle Studien an Mäusen mit Darmentzündung konnten eine Verminderung der Entzündungsaktivität nach CBD-Gabe zeigen.6 Außerdem konnte CBD in Mausexperimenten die Darmpassagezeit verlängern - ein Hinweis darauf, dass das Cannabinoid gegen Durchfall helfen könnte.7 Ein spürbarer Nutzen von CBD auf die Symptomschwere bei Menschen mit Reizdarm oder anderen entzündlichen Darmerkrankungen konnte allerdings noch nicht eindeutig bewiesen werden .8,9

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Beeinflusst CBD-Öl meinen Stuhlgang?

In Tierstudien konnte gezeigt werden, dass CBD sowohl bei Darmüberaktivität, die zu Durchfall führen kann, als auch bei Darmunteraktivität, die zu Verstopfung führen kann, positive Effekte hat. Diese Beobachtungen legen nahe, dass CBD die Darmaktivität bei Reizdarm in verschiedenere Richtungen beeinflussen und zu angenehmerem Stuhlgang führen könnte. Allerdings handelt es sich hierbei um einzelne Studien bei Mäusen - ob CBD bei Menschen die gleichen Effekte hat, ist gänzlich unklar.10

Kann CBD-Öl Schmerzen lindern?

Viele Menschen mit Reizdarm leiden an Schmerzen. Über seine Wirkung am Schmerzrezeptor TRPV1 kann CBD Schmerzen lindern. Außerdem wirkt CBD muskelentspannend und angstlösend, was den schmerzlindernden Effekt noch verstärken kann.11 Spezielle Studien zur Wirksamkeit von CBD-Öl gegen Schmerzen bei Reizdarm gibt es bislang keine.

Hilft CBD-Öl auch bei Übelkeit?

Studien konnten einen lindernden Effekt von CBD-Öl bei Übelkeit zeigen. Vermutlich wird auch diese Wirkung über den CB1-Rezeptor im zentralen Nervensystem vermittelt. 12 Außerdem wird diskutiert, ob CBD auch an den Serotonin-Rezeptoren im Brechzentrum des Gehirns andockt und seine übelkeitslindernde Wirkung darüber entsteht.13

Ist CBD-Öl gefährlich?

Es gibt zur Zeit noch nicht genügend Studien, um Wirkungen, Nebenwirkungen und Langzeitfolgen von CBD-Öl auf den Menschen genau beurteilen zu können. CBD wirkt im Gegensatz zu Tetrahydrocannabinol (THC) zumindest nicht oder erst in sehr hoher Dosierung psychoaktiv, macht also nicht “high”. Allerdings warnt die Verbraucherzentrale Brandenburg, dass in der Hälfte aller CBD-Öle mehr THC gefunden wurde als auf der Verpackung angegeben (teilweise das 10.000-fache).14

Der rechtliche Status von CBD-Öl in Deutschland ist unklar. Als Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel ist CBD in Deutschland nicht zugelassen. Als Arzneimittel ist CBD verschreibungspflichtig zugelassen, aber nur für die Behandlung spezieller medizinischer Zustände, zu denen das Reizdarmsyndrom nicht gehört.15 Viele CBD-Öle werden deshalb als “Aromaöle” verkauft, die eigentlich nicht zum Verzehr bestimmt sind. Bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit läuft allerdings gerade ein Zulassungsverfahren für CBD als neuartiges Lebensmittel - hier könnte sich also bald etwas ändern.

Wie kann ich CBD-Öl einnehmen?

Die meisten als Medizinprodukt zugelassenen CBD-Produkte werden als Mundspray oder -tropfen angewendet. Davon abgesehen können CBD-Öle auch geschluckt oder verdampft werden. Je nach Art der Anwendung variiert der Gehalt an CBD, der dabei aufgenommen wird, was die Dosierung schwierig macht.

Wie dosiert man CBD-Öl bei Reizdarm?

In Deutschland verkaufte CBD-Öle unterscheiden sich teilweise stark in ihrer CBD-Konzentration. Das macht es praktisch unmöglich, allgemeine Dosierungsempfehlungen zu geben. Natürlich ist es sinnvoll, sich an die Dosierhinweise des Herstellers zu halten. Üblicherweise empfehlen Hersteller eine tägliche Maximaldosis von etwa 30 mg CBD pro Tag. Wie vielen Tropfen CBD-Öl dies entspricht, hängt von der Konzentration des Öls ab und variiert zwischen verschiedenen Produkten.

Kann ich CBD-Öl überdosieren?

Da CBD-Öl meist nur verhältnismäßig niedrige CBD-Konzentrationen enthält, ist eine Überdosierung bei regelhafter Einnahme eher unwahrscheinlich. Regelmäßiger Gebrauch sowie Dosierungen von bis zu 1500 mg CBD pro Tag gelten als unbedenklich.16 Grundsätzlich ist es sinnvoll, mit möglichst niedrigen Dosierungen zu beginnen und die Dosis langsam zu steigern, bis ein spürbarer Effekt erreicht worden ist.

Welche Nebenwirkungen kann CBD bei Reizdarm haben?

Erfahrungen mit CBD-Öl zeigen, dass in der üblichen geringen Dosierung kaum unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Als seltene Nebenwirkungen werden beschrieben:

  • Schläfrigkeit
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Mundtrockenheit
  • Durchfall

Die meisten dieser Nebenwirkungen wurden jedoch in klinischen Studien beobachtet, bei denen vor allem die Effekte von CBD auf Patienten mit chronischen Schmerzen oder Epilepsien, also Erkrankungen anderer Organe als des Magen-Darm-Traktes, untersucht wurden. Die Dosierung und Darreichungsform von CBD unterscheidet sich in diesen Studien, sodass eine konkrete Aussage zum Auftreten von Nebenwirkungen bei CBD-Öl-Einnahme gegen Reizdarmbeschwerden nicht möglich ist.17

Wo kann ich CBD-Öl kaufen?

CBD-Öl ist unter anderem in Apotheken, Drogerien oder Bioläden frei verkäuflich. Beim Kauf von CBD-Öl sollte auf die Seriosität des Anbieters geachtet werden.

Zusammenfassung

CBD-Öl oder Hanföl ist ein Öl, dass in verschiedenen Konzentrationen das Cannabinoid Cannabidiol, einen Bestandteil der Cannabispflanze, enthält. Durch seine Wirkung am CB1-Rezeptor wirkt CBD muskelentspannend, immunmodulierend und schmerzhemmend. Experimente an Mäusen konnten bereits entzündungshemmende und stuhlregulierende Effekte zeigen, die CBD zu einem vielversprechenden Kandidaten für den Einsatz beim Reizdarmsyndrom machen. Bislang gibt es allerdings noch keine Studien, die eine Anwendung bei Menschen mit Reizdarm rechtfertigen würden. Außerdem ist der rechtliche Status von CBD als Nahrungsergänzungsmittel in Deutschland unklar.


  1. Di Marzo V, Piscitelli F. The Endocannabinoid System and its Modulation by Phytocannabinoids. Neurother J Am Soc Exp Neurother. 2015;12(4):692-698. doi:10.1007/s13311-015-0374-6

  2. Di Marzo V, Piscitelli F. The Endocannabinoid System and its Modulation by Phytocannabinoids. Neurother J Am Soc Exp Neurother. 2015;12(4):692-698. doi:10.1007/s13311-015-0374-6

  3. Grotenhermen F, Müller-Vahl K. The therapeutic potential of cannabis and cannabinoids. Dtsch Arzteblatt Int. 2012;109(29-30):495-501. doi:10.3238/arztebl.2012.0495

  4. Martínez V, Iriondo De-Hond A, Borrelli F, Capasso R, Del Castillo MD, Abalo R. Cannabidiol and Other Non-Psychoactive Cannabinoids for Prevention and Treatment of Gastrointestinal Disorders: Useful Nutraceuticals? Int J Mol Sci. 2020;21(9). doi:10.3390/ijms21093067

  5. Fraguas-Sánchez AI, Torres-Suárez AI. Medical Use of Cannabinoids. Drugs. 2018;78(16):1665-1703. doi:10.1007/s40265-018-0996-1

  6. Pagano E, Capasso R, Piscitelli F, et al. An Orally Active Cannabis Extract with High Content in Cannabidiol attenuates Chemically-induced Intestinal Inflammation and Hypermotility in the Mouse. Front Pharmacol. 2016;7:341. doi:10.3389/fphar.2016.00341

  7. Martínez V, Iriondo De-Hond A, Borrelli F, Capasso R, Del Castillo MD, Abalo R. Cannabidiol and Other Non-Psychoactive Cannabinoids for Prevention and Treatment of Gastrointestinal Disorders: Useful Nutraceuticals? Int J Mol Sci. 2020;21(9). doi:10.3390/ijms21093067

  8. Kafil TS, Nguyen TM, MacDonald JK, Chande N. Cannabis for the treatment of Crohn’s disease. Cochrane Database Syst Rev. 2018 Nov 8;11:CD012853

  9. Martínez V, Iriondo De-Hond A, Borrelli F, Capasso R, Del Castillo MD, Abalo R. Cannabidiol and Other Non-Psychoactive Cannabinoids for Prevention and Treatment of Gastrointestinal Disorders: Useful Nutraceuticals? Int J Mol Sci. 2020;21(9). doi:10.3390/ijms21093067

  10. Martínez V, Iriondo De-Hond A, Borrelli F, Capasso R, Del Castillo MD, Abalo R. Cannabidiol and Other Non-Psychoactive Cannabinoids for Prevention and Treatment of Gastrointestinal Disorders: Useful Nutraceuticals? Int J Mol Sci. 2020;21(9). doi:10.3390/ijms21093067

  11. Fraguas-Sánchez AI, Torres-Suárez AI. Medical Use of Cannabinoids. Drugs. 2018;78(16):1665-1703. doi:10.1007/s40265-018-0996-1

  12. Fraguas-Sánchez AI, Torres-Suárez AI. Medical Use of Cannabinoids. Drugs. 2018;78(16):1665-1703. doi:10.1007/s40265-018-0996-1

  13. Grotenhermen F, Müller-Vahl K. The therapeutic potential of cannabis and cannabinoids. Dtsch Arzteblatt Int. 2012;109(29-30):495-501. doi:10.3238/arztebl.2012.0495

  14. Verbraucherzentrale Brandenburg. CBD-Öl legal auf dem Markt? Pressemitteilung vom 16.02.2020. Website aufgerufen am 23.02.2021. https://www.klartext-nahrungsergaenzung.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/cbdoel-legal-auf-dem-markt-37660

  15. Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. FAQ zu Cannabidiol (CBD). 2019. Website aufgerufen am 23.02.2021. https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Fokusmeldungen/01lebensmittel/2019/20190320Cannabidiol.html

  16. Bergamaschi MM, Queiroz RHC, Zuardi AW, Crippa JAS. Safety and side effects of cannabidiol, a Cannabis sativa constituent. Curr Drug Saf. 2011;6(4):237-249. doi:10.2174/157488611798280924

  17. Bergamaschi MM, Queiroz RHC, Zuardi AW, Crippa JAS. Safety and side effects of cannabidiol, a Cannabis sativa constituent. Curr Drug Saf. 2011;6(4):237-249. doi:10.2174/157488611798280924

Dr. med. André Sommer

Dr. med. André Sommer

Ich arbeite als Arzt in Berlin. Mit Cara Care haben haben wir in Form einer App deinen ganzheitlichen Begleiter bei Verdauungsbeschwerden entwickelt. Finde HIER heraus, welches unserer Medizinprodukte für dich in Frage kommt und verbessere deine Symptome und deine Lebensqualität!

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