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Heilfasten – Pause vom Schlaraffenland
In der pulsierenden Hauptstadt Berlin wird die Nacht häufig zum Tag. Kioske und Dönerläden, haben rund um die Uhr geöffnet. Und es gibt Lieferservice, die dir jedes Verlangen in kürzester Zeit bis zur Haustüre bringen. Wir leben in einer Zeit des Wohlstands und des Übermaß – insbesondere im Hinblick auf Essen. In den Straßen Reihen sich Bäckereien an Restaurants und Imbissbuden. Wohin das Auge blickt, treffen wir auf das verführerische Nahrungsangebot. Und oft fällt uns das Widerstehen nicht leicht. So einfach und günstig war Nahrung selten zugänglich. Schlaraffenland?
Getrieben von Ur-Instinkten greifen wir nach Herzenslust zu. Schließlich kann die nächste Hungerperiode kurz bevor stehen. Doch häufig wandelt sich das anfängliche angenehme Gefühl der Befriedigung unseres Apetitts um in ein quälendes Völlegefühl. Denn wir haben verlernt auf unser echtes Durst- und Hungergefühl zu hören. Der Blick auf unsere Gesellschaft zeigt: dieses Überangebot macht uns krank.
Warum nicht einfach mal verzichten?
Verzicht? Das Wort ruft ein irritiertes Stirnrunzeln bei mir hervor. Wie unnötig! Leben wir nicht in dem Zeitalter der größten Freiheit? Man kann so ziemlich alles tun und lassen was man will. Wieso sollten wir uns freiwillig einschränken und verzichten? Doch dann frage ich mich, woher die Annahme kommt, dass Verzicht etwas Negatives ist. Beschneiden wir uns und unsere Freiheit mit Verzicht wirklich selbst? Oder ist Verzicht vielmehr Ausdruck unserer aktiven Entscheidungsfähigkeit, Zeichen einer inneren Stärke?
In vielen Religionen ist Verzicht ein wichtiger Bestandteil. Denn über den Verzicht kann etwas anderes, wertvolleres erlangt werden. Ich merke, dass Befriedigung nicht alles ist. Nur wenn als Gegenpol der Verzicht da ist, kann man die Fülle richtig wertschätzen und genießen. Natürlich muss es nicht gleich komplette Askese bedeuten. Verzicht kann von bewusstem Essen gesunder Lebensmittel, Vegetarismus und Veganismus bis hin zum Fasten alles bedeuten. Doch ich liebe das Extrem – und entschließe mich für die hardcore Variant: Heilfasten.
Was ist Heilfasten?
Heilfasten hat viele Facetten. Ich kenne es schon aus meiner Kindheit. Ich erinnere mich gut, wie ich auf meinem Kleiderschrank die bei der Fasnet (Fastnacht, Karneval) erkämpften Süßigkeiten in Dosen aufbewahrt habe. Mein eigenes kleines Süßwarengeschäft mit Bonbons und Schokolade. Doch mit dem Aschermittwoch war Schluss mit der Nascherei. Süßigkeitenfreie Zeit bis Ostern war dann angesagt. Vierzig lange Tage des Verzichts. Der Kontrast war enorm. Schließlich lagen gerade eine Woche Völlerei hinter mir. Denn zur Fasnet durfte genascht werden, ohne um Erlaubnis fragen zu müssen. Exzess pur. Doch vielleicht ist genau dieser extreme Gegensatz notwendig, um den Verzicht klarer zu erleben. Später habe ich auf Fernsehen verzichtet. Anfang zwanzig habe ich dann Alkohol gefastet und irgendwann auch mal Plastiktüten und Kassenbelege. Der Umwelt zuliebe. Doch da es in Berlin keinen Karneval gibt, habe ich auch irgendwann das Fasten sein lassen. Beim Heilfasten kommt es jedoch nicht auf den Aspekt des Opfer bringens durch den Verzicht an. Es geht um den kompletten Verzicht auf feste Nahrung für einen bestimmten Zeitraum. Als Medizinstudentin sehe ich nun Fasten unter einem neuen Aspekt. Ich weiß, Ernährung ist wichtig. Heilfasten vielleicht auch?
Welche Bedeutung hat Heilfasten für die Gesundheit?
In seinem Spiegel-Bestseller “Heilen mit der Kraft der Natur” schreibt Prof. Dr. Michalsen, dass wie wir uns ernähren darüber entscheiden kann, ob wir die zweite Hälfte unseres Lebens gesund oder krank erleben. Bam. Der Satz sitzt. Gesund natürlich, ruft die Stimme in meinem Kopf! Für Michalsen ist klar: regelmäßiger Nahrungsverzicht (Fasten) ist wichtig für die Gesundheit unseres Körpers. Doch nicht nur das. Ist unser Körper schon krank, kann Fasten uns helfen schneller wieder gesund zu werden. Bei chronischen Krankheiten kann Heilfasten die Beschwerden zu verringern. Daher hat sich in der Medizin der Begriff Heilfasten etabliert. Die alte Methode erlebt gerade eine Renaissance. Und versucht sich einen Platz in der evidenzbasierten Schulmedizin zu schaffen.
Immer mehr Studien untermauern den positiven Effekt von Heilfasten auf unsere Gesundheit den Verlauf von Krankheiten.
Heilfasten:
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Wie geht Heilfasten?
Ich bin neugierig geworden. Wer träumt nicht von einem langen und gesundem Leben? Ich will gerne meinen Körperzellen Zeit geben sich zu reparieren, mögliche entartete Zellen in meinem Körper aushungern und meinem Darm eine Pause gönnen. Toll, wenn dadurch auch gleich noch mein Immunsystem gestärkt wird. Heilfasten ist die purste Form des Fastens. Im Internet kursieren verschiedene Anleitungen und Varianten. Da ist für jeden Geschmack was dabei. Doch ursprüngliche Heilfasten besteht aus den folgenden Prinzipien:
- Entlastungstage vor dem Fasten mit leichter Kost
- Fasten: vollständiger Verzicht auf feste und kalorienhaltige Nahrung
- Fastenbrechen
- Aufbautage: hier wird der Magen-Darm-Trakt langsam mit schonender Kost und kleinen Portionen an die Nahrungsaufnahme wieder gewöhnt
Klingt eigentlich ganz einfach. Doch Heilfasten ist definitiv eine Herausforderung für deinen Körper. Daher sollte man sich immer genügend Zeit für die Vorbereitung nehmen. Falls du selbst gerne das Heilfasten durchführen willst, findest du hier (klick) eine ausführliche Anleitung. Hier die wichtigsten Punkte auf einen Blick:
Heilfasten
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Michalsen, A. (2017). Heilen mit der Kraft der Natur: Meine Erfahrung aus Praxis und Forschung–Was wirklich hilft. Suhrkamp Verlag. Online: https://www.suhrkamp.de/buecher/heilen_mit_der_kraft_der_natur-prof_dr_andreas_michalsen_17698.html