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Colon-Hydro-Therapie – Kosten, Wirkung, Gefahren
Die Colon-Hydro-Therapie (CHT, auch Kolonhydrotherapie oder Kolon-Hydro-Therapie) kann als intensivierte Darmspülung verstanden werden, die häufig von Heilpraktikern im Rahmen einer Darmsanierung eingesetzt wird. Häufig werden fallen für die Durchführung enorme Kosten an. In mehreren Sitzungen wird dabei Wasser durch den After (rektal) in den Darm eingeleitet und dies mit Bauchmassagen kombiniert. Dadurch sollen sich Verstopfungen und alte Stuhlreste von der Darmwand lösen. Auch die bakterielle Besiedlung des Darms soll durch die Behandlung verändert werden. Dadurch sollen sowohl chronische Erkrankungen als auch das Allgemeinbefinden verbessert werden. Die schulmedizinische Forschung sieht die Behandlung jedoch eher als wirkungslos, wenn nicht riskant an. Der folgende Text erklärt, wie eine Colon-Hydro-Therapie abläuft, wie die Kosten sind und wie aktuell die Wirkung beurteilt wird.
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Wogegen soll die Colon-Hydro-Therapie helfen?
In erster Linie soll die Colon-Hydro-Therapie dabei helfen, den Dickdarm von festsitzenden Stuhlresten und sogenannten „Schlacken“ zu befreien. Dahinter steckt die Annahme, dass Schlacken Giftstoffe an den restlichen Körper abgeben und so das Allgemeinbefinden stark reduzieren können. Wenn der Darm „gesäubert“ wurde, soll er dann wieder als Ausscheidungsorgan funktionieren und auch „Schadstoffe“ ausleiten können, die sich im Körpergewebe angesammelt haben. Auch eine bakterielle Fehlbesiedlung (Dysbiose, SIBO), die angeblich durch Stress, eine ungesunde Ernährung und Medikamente entsteht, sowie Darmpilze sollen durch das Wasser ausgespült werden, so dass sich wieder „gesunde“ Bakterien im Darm ansiedeln können. Darmfunktionsstörungen, wie Verstopfungen und Durchfälle, sollen durch die Behandlung ebenso therapiert werden können wie chronische Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Divertikulose). Auch Patienten mit folgenden Krankheiten soll mit dieser Therapie geholfen werden:
- Neurodermitis
- Akne
- Allergien
- Rheuma
- Bluthochdruck
- Angstzuständen
- Müdigkeit
- Depressionen
- Reizdarmsyndrom
- geschwächten Immunsystem
Für viele dieser Erkrankungen liegen jedoch bisher keine Studienergebnisse vor, die eine tatsächliche Wirkung bestätigen. Die meisten Informationen beruhen auf reinen, unzuverlässigen Erfahrungsberichten. Aus diesen Berichten sollten keine allgemeinen Empfehlungen abgeleitet werden.
Wie wird die Colon-Hydro-Therapie vorbereitet?
Eine Colon-Hydro-Therapie wird in der Praxis eines Heilpraktikers kostenpflichtig durchgeführt. Eine Anwendung zuhause wird nicht empfohlen. Zu Beginn der Therapie steht ein ausführliches Anamnesegespräch, da bei gewissen Krankheiten eine Behandlung nicht möglich ist. Außerdem sollte bei entzündlichen Darmerkrankungen festgestellt werden, ob gerade eine Entzündungs-Phase vorliegt. Zusätzlich kann ein Test auf Blut im Stuhl erfolgen, um auch dieses auszuschließen. Vor der Colon-Hydro-Therapie wird dem Patienten empfohlen, nichts zu essen und zu trinken, damit der Darm bereits leicht geleert ist.
Wie wird die Colon-Hydro-Therapie durchgeführt?
Für die eigentliche Behandlung liegt der Patient in Rücken- oder Seitenlage auf einer Liege. Über den After wird ein kurzes Kunststoffröhrchen in den Enddarm eingeführt. Darüber werden ohne Druck mehrere Liter Wasser in den Dickdarm eingeleitet. Die Temperatur des Wassers schwankt dabei zwischen etwa 20 und 40 Grad Celsius. Dies soll, neben dem Wasser selbst, die Darmtätigkeit stimulieren und so die Darmmuskulatur stärken. Eventuell werden dem Wasser noch Zusätze aus Kräutern, Essig oder Kaffee zugegeben.
Zum Ende der Behandlung wird dem Wasser zudem Sauerstoff hinzugefügt. Während der Wassereinleitung massiert der Heilpraktiker sanft den Bauch des Patienten und will so relevante Verstopfungen und Stuhlreste aufspüren und das Wasser gezielt dort hinlenken. Über ein geschlossenes System wird das Wasser mit Stuhlresten wieder aus dem Darm geleitet und direkt in der Kanalisation entsorgt – es entstehen demnach keine unangenehmen Gerüchte, auch ein Toilettengang ist während der Behandlung nicht nötig. Nach der Behandlung kann es zu Stuhldrang kommen, weshalb einige Wartezeit in der Praxis eingeplant werden sollte.
Wenn die Colon-Hydro-Therapie im Rahmen einer Darmsanierung durchgeführt wird, werden eventuell nach der Behandlung Probiotika verordnet. Diese enthalten gesundheitsfördernde Bakterienkulturen, die sich in dem nun „gereinigten“ Darm ansiedeln sollen.
Wie hoch sind die Kosten für die Colon-Hydro-Therapie?
Die Colon-Hydro-Therapie wird von speziell ausgebildeten Heilpraktikern durchgeführt. Adressen von Anbietern finden sich im Internet oder bei lokalen Heilpraktiker-Vereinigungen (z.B. in Berlin, Hamburg oder München). Eine Sitzung dauert etwa 45 bis 60 Minuten und wird mehrmals, etwa sechs bis 20 Mal, im Abstand von wenigen Tagen bis Wochen wiederholt. Eine Sitzung kostet je nach Anbieter um die 80 Euro und muss privat gezahlt werden. Die Krankenkassen haben nach eingängiger Prüfung der aktuellen Forschungslage die Behandlung als „negativ“ eingeschätzt und sich gegen die Kostenübernahme entschieden. Sie ist damit unter allen Umständen eine kostenpflichtige Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL).
Bei wem darf die Colon-Hydro-Therapie nicht angewendet werden?
Menschen, die eine akute Entzündung im Darm haben, dürfen nicht mit der Colon-Hydro-Therapie behandelt werden. Dies gilt für Magen-Darm-Infekte ebenso wie für Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Auch Blutungen und Tumore im Darm dürfen nicht vorliegen. Da eine Darmspülung den Kreislauf stark belasten kann, sollten insbesondere Personen mit einer schweren Herzinsuffizienz oder auch Schwangere Abstand von der Behandlung nehmen. Zudem kann es zu Elektrolytstörungen kommen, die insbesondere für Menschen mit Nierenfunktionsstörungen gefährlich werden könnten.
Hilft die Colon-Hydro-Therapie?
Der Darm und damit auch die Darmflora haben einen großen Einfluss auf die Körperfunktionen, das seelische Wohlbefinden und verschiedene chronische Erkrankungen. Dies hat in den letzten Jahren auch die Schulmedizin als Tatsache angenommen und in die Forschung einfließen lassen. Auch sind sich Schulmedizin und die Alternativmedizin einig, dass bisher zu wenig Forschungsergebnisse vorliegen, um von einer objektivierbaren Wirkung der Colon-Hydro-Therapie sprechen zu können. Häufig beziehen sich die wenigen existierenden Studien zudem auf unterschiedliche Arten der Darmspülung und nicht spezifisch auf die Colon-Hydro-Therapie. Stattdessen verweist die Alternativmedizin auf die subjektive Verbesserung der Befindlichkeit bei den meisten Patienten und stützt sich auf Erfahrungsberichte.
Hilft die Colon-Hydro-Therapie bei der Stuhlausleitung und Allgemeinbefinden zu steigern?
Ohne Frage hilft die Colon-Hydro-Therapie zumindest vorübergehend bei der Beseitigung von Verstopfungen, da sie den Darm von großen Stuhlmassen befreit. Die Theorie der „Selbstvergiftung“, bei der alte Stuhlreste Giftstoffe an der Darmwand ins Blut abgeben, sowie das Konzept von „Schlacke“ im Gewebe werden hingegen von der Schulmedizin nicht unterstützt. Diese Annahmen würden sich auf der alten Viersäftelehre begründen und gelten damit als veraltet. Bisher gibt es keine Studie, die den Effekt der Colon-Hydro-Therapie auf das Allgemeinbefinden genauer untersucht. Als Darmreinigung vor einer Darmspiegelung wird das Verfahren nicht empfohlen, sondern stattdessen auf orale Abführmittel und Vorbereitungslösungen verwiesen.
Hilft die Colon-Hydro-Therapie gegen Verstopfungen, Fäkale Inkontinenz und Reizdarmsyndrom?
Wenige Studien untersuchten den Effekt einer regelmäßigen Darmspülung auf chronische Verstopfungen. Bei Patienten, die bereits erfolglos Medikamente und Biofeedback ausprobiert hatten, zeigte sich ein moderater positiver Effekt durch die Behandlung. Dies galt außerdem für Patienten, die aufgrund einer Operation oder aus anderen Gründen ihren Stuhl nicht willentlich halten konnten, also fäkal inkontinent waren. Auch bei Patienten mit Reizdarmsyndrom, sowohl beim Durchfall- als auch beim Verstopfungs-prädominanten Typ, konnte durch Darmspülungen sowohl die Schmerz- als auch die Stuhlsymptomatik verbessert werden. All diese Studien behandelten jedoch eine sehr kleine Patientengruppe, weshalb größer angelegte Studien nötig sind, um den Effekt zu überprüfen.
Hilft die Colon-Hydro-Therapie gegen bakterielle Fehlbesiedlung?
Laut Colon-Hydro-Therapie-Befürwortern soll die Behandlung dabei helfen, das bakterielle Gleichgewicht in Darm wiederherzustellen. Dies konnte bisher jedoch nicht bestätigt werden, insbesondere, weil noch nicht abschließend geklärt ist, wie eine „gesunde“ Darmflora genau aussehen sollte. Es wird befürchtet, dass eine zu intensive Darmspülung die Darmflora so sehr beeinflussen würde, dass sich letztendlich zu einer Vermehrung von krankheitsauslösenden Erregern führen könnte. Auch vor einer Schwächung der Darmbarriere mit darauf folgendem Übertriff von Bakterien in das Gewebe wurde gewarnt. Zudem wird an einem langfristigen Effekt gezweifelt, da die bakterielle Besiedlung des Darms auch von genetischen Elementen gesteuert wird. Gastroenterologen raten für eine gesunde Darmflora zu einer ballaststoffreichen Ernährung ohne zu viele Fette und Zucker, kombiniert mit einer Trinkmenge von etwa 1,5 bis 2 Litern. Ein positiver Effekt konnte zudem durch Probiotikagaben erzielt werden, die auch durch Heilpraktiker bei der Darmsanierung genutzt werden.
Hilft die Colon-Hydro-Therapie gegen andere Krankheiten?
Bisher konnte kein positiver Effekt der Colon-Hydro-Therapie auf Krankheiten wie Rheuma, Bluthochdruck, Hautkrankheiten, Alkoholismus, Angststörungen und Depressionen nachgewiesen werden. Eine Studie zeigte einen geringfügigen Erfolg einer Heroin-Entzugsbehandlung, wenn gleichzeitig Darmspülungen durchgeführt wurden. Die Vorgehens- und Auswertungsweise der Studie hält jedoch internationalen Kriterien nicht stand.
Ist die Colon-Hydro-Therapie gefährlich?
So wenig Studien es zur Wirksamkeit der Colon-Hydro-Therapie gibt, so viele Publikationen finden sich zu möglichen Komplikationen der Behandlung. Dies lässt sich zumindest zu Teilen auf die Voreingenommenheit zurückführen, dass sich wissenschaftliche Magazine oft erst mit der naturheilkundlichen Praxis auseinandersetzen, wenn sie für die Schulmedizin relevant wird – wenn also beispielsweise Komplikationen eine Operation oder ähnliches nötig machen. Trotzdem muss ein möglicher Nutzen, der wie ausgeführt zurzeit noch begrenzt erscheint, mit einem möglichen Schaden durch die Prozedur aufgewogen werden. Obwohl viele Tausend Behandlungen jährlich komplikationslos durchgeführt werden, kann es, insbesondere bei unsachgemäßer Handhabe, zu schweren Komplikationen kommen.
Welche Komplikationen können auftreten?
So wurden beispielsweise Blutungen und Verletzungen bis hin zu Darm-Einreißungen unter der Therapie beschrieben. Auch eine Infektion durch Bakterien oder Amöben kann bei nicht ausreichend desinfizierten Arbeitsmitteln entstehen. Liegt während der Behandlung eine akute Entzündung vor, kann sich diese verschlechtern und Bakterien können in die Blutbahn gespült werden – gefährliche systemische Körperreaktionen wie Fieber und Kreislaufschocks können die Folge sein. Dabei ist die Gefährlichkeit der Colon-Hydro-Therapie vergleichbar mit der von Stuhltransplantationen. Insbesondere im Zusammenhang mit Kaffee-Zusätzen im Spülwasser wurde von Elektrolytentgleisungen, Bakterien im Blut (Sepsis) und Dickdarmentzündungen (Kolitis) berichtet. In der Gesamtschau wird deshalb die Colon-Hydro-Therapie negativ bewertet, da die möglichen Nutzen nicht die möglichen Schäden aufwiegen.